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1439 - Totenfeld

1439 - Totenfeld

Titel: 1439 - Totenfeld
Autoren: Jason Dark
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ich habe ihn nicht zu Gesicht bekommen. Ich weiß nur, dass Ghouls widerlich stinken, und dieser Gestank ist manchmal durch den Ort gekrochen. Leichengeruch in Hollow Field. Alle haben ihn wohl wahrgenommen, aber keiner hat es gewagt, darüber zu sprechen. Man konnte es weder greifen noch begreifen. So was durfte es nicht geben.«
    »Verstehe«, murmelte Jane.
    Anna hob die Schultern. »So ist das nun mal. Viel ändern kann ich daran nicht.«
    Mir brannte eine Frage auf der Zunge.
    »Sie haben vorhin von einem Ghoul gesprochen und sehr richtig gesagt, dass die meisten Menschen ein derartiges Geschöpf gar nicht kennen. Deshalb frage ich Sie: Woher kennen Sie ihn denn?«
    »Ich kenne ihn nicht. Ich habe von ihm gehört, als ich mit Lady Sarah darüber sprach.«
    »Dann kannte sie ihn.«
    »So ist es!«
    Ich schaute Jane an. Zu sagen brauchten wir nichts. Die Horror-Oma hatte nicht grundlos diesen Spitznamen bekommen, denn sie kannte sich in der Dämonenwelt ebenso aus wie ich. Beide Frauen hatten über Ghouls gesprochen, doch mich ärgerte in diesem Augenblick, dass Sarah uns nichts davon erzählt hatte.
    Diesen Gedanken verfolgte auch Jane Collins, die mich von der Seite her ansprach.
    »Weshalb hat sie uns nicht mit einbezogen, verdammt?«
    »Weiß ich auch nicht«, murmelte ich.
    Anna Bancroft hatte uns gehört. »Ja, ich verstehe Ihren Ärger. Sie hat es ja gewollt, aber ich habe sie davon abgehalten, weil mir die Beweise fehlten. Es ist ja nicht so, dass sich der Ghoul jeden Tag eine frische Leiche holt. Er hat Pausen eingelegt, und da dachte ich, dass das Grauen vorbei wäre.« Sie hob die Schultern. »In der Zwischenzeit ist viel passiert. Ich konnte nicht ahnen, dass Sarah sterben würde. Nun ja, es ging dann wieder los, und bei mir kehrten die Erinnerungen zurück. Mir fielen Ihre beiden Namen ein. Ich weiß, dass Sarah sehr an Ihnen gehangen hat. Sie waren für sie so etwas wie eine Familie. Sie hat sich wahnsinnig wohl gefühlt, und das in einem Alter, wo andere schon an das Grab denken.«
    Jane Collins nickte in Annas Richtung. »Das ist ja alles so weit okay«, erklärte sie. »Aber wie geht es weiter? Oder wie könnte es weitergehen? Haben Sie sich darüber schon Gedanken gemacht?«
    »Ja und nein.«
    »Das heißt…?«
    Anna Bancroft verzog das Gesicht. Ein etwas bittender Ausdruck trat in ihre Augen. »Sie beide sind natürlich sehr wichtig für mich, und ich möchte, dass Sie den Ghoul stellen und vernichten. Durch Sarah weiß ich, dass Sie dazu in der Lage sind. Hoffe ich zumindest.«
    Ich lächelte knapp. »Es wäre nicht der erste Ghoul, den wir zur Hölle geschickt hätten.«
    »Das gibt mir Hoffnung.«
    »Nur müssen wir ihn erst einmal finden«, sagte Jane.
    Anna nickte uns zu. »Ich denke, dass Sie schon nahe dran waren. Ich hatte Ihnen ja den Tipp gegeben.«
    »Sie meinen das Feld.«
    »Natürlich, John.«
    Jane nickte mir zu.
    »Ich denke, wir unternehmen einen weiteren Ausflug, John. Allerdings müssen wir dann so lange warten, bis er sich zeigt und sein Reich verlässt. Es bringt uns nichts, wenn wir ihn nur spüren…«
    »Spüren?«, fragte Anna.
    Jane erklärte ihr, was sie damit meinte.
    Die ältere Frau war erleichtert, als sie hörte, was Jane widerfahren war, und sie stimmte ihr augenblicklich zu.
    »Ja, das ist er gewesen. Das muss er gewesen sein. Ich weiß von Sarah, wo sich Ghouls gern aufhalten. Dieser Friedhof bietet ihm nicht viel. Also hat er sich den Acker ausgesucht und treibt dort seine Leichenspiele.« Sie schüttelte sich. »Alle wissen es oder ahnen es zumindest. Aber niemand tut etwas dagegen, was auch verständlich ist. Die Menschen haben Angst. Und noch etwas«, sagte sie. Dabei wandte sie sich an Jane. »Der Ghoul muss sich zeigen, und er wird sich zeigen, davon bin ich überzeugt.«
    »Was macht Sie denn so sicher?«
    »Ganz einfach. Vor uns liegt die Halloween-Nacht. Eine Zeit des Schreckens, Stunden, in denen die Lebenden auf die Toten treffen. Und so etwas ist für den Ghoul perfekt.«
    Wenn man es so betrachtete, hatte sie nicht mal Unrecht. Die Menschen waren es gewohnt, in dieser Zeitspanne von Geistern und Dämonen umgeben zu sein, und so konnte sich selbst ein Ghoul unerkannt unter das Volk mischen.
    Hörte sich nicht gut an, war es auch nicht, aber daran ließ sich nichts ändern.
    Jane fragte: »Kommen Sie denn allein hier mit der toten Amy zurecht?«
    »Schon…«
    Überzeugend hatte das nicht geklungen. Das war auch Jane Collins aufgefallen. Und so
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