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1439 - Totenfeld

1439 - Totenfeld

Titel: 1439 - Totenfeld
Autoren: Jason Dark
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sah ihn noch immer klar vor sich.
    Nach dem dritten Schritt hatten sie den Straßengraben erreicht.
    Den vierten legten sie nicht zurück, denn Ari fluchte plötzlich, rutschte rechts weg und ließ beide Koffer los. Er selbst fiel auch. Es gelang ihm im letzten Augenblick, sich mit beiden Händen abzustützen.
    »Scheiße, verdammt!«
    »Was ist denn?«
    »Mist.« Er rappelte sich auf, ohne eine Antwort auf ihre Frage zu geben.
    Lizzy wurde vorsichtiger, und das war auch gut so, denn sie sah das Hindernis, ganz im Gegensatz zu ihrem Freud. Erst wollte sie es nicht glauben, doch der Nebel spielte ihr keinen Streich. Im Graben lag tatsächlich ein Motorrad.
    »Was ist das denn?«
    Ari lachte. »Siehst du das nicht? Ein Motorrad.« Er rieb sein Knie und hob die Koffer wieder an. »Da hat einer wohl den Nebel unterschätzt.«
    »Und lässt das Ding einfach liegen?«
    »Ist doch nicht unser Problem.«
    Lizzy schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht recht«, sagte sie. »Das ist schon alles komisch.«
    »Aber nicht für uns.« Ari kümmerte sich nicht mehr um die Maschine. Er hatte seine beiden Koffer wieder angehoben und machte sich auf den Weg.
    Lizzy sagte auch nichts mehr. Sie ging an der Maschine vorbei und betrat den Acker mit der weichen Erde, in die sie mit den Schuhen einsackte.
    Jetzt war sie froh, die halbhohen Stiefel angezogen zu haben. Sie saßen zudem so eng, dass sie ihr beim Hochheben der Beine nicht von den Füßen gezogen wurden.
    Vor ihnen lag das Feld. Sie gingen weiterhin hintereinander und leicht versetzt. In dieser Suppe war kaum etwas zu sehen. Alles grau in grau, durchzogen von den Schatten der Dunkelheit. Lizzy fragte sich, wie ihr Freund dabei fotografieren wollte.
    Als sie ihn darauf ansprach, schüttelte er den Kopf. »Mach dir mal keinen Stress, das klappt schon.«
    »Dann bist du sicher, dass du hier deine Leichen finden wirst?«
    »Klar.«
    »Ich sehe nichts.«
    »Geh weiter!«, knurrte er ärgerlich.
    Natürlich passte auch ihm das alles nicht. Er hatte es sich anders vorgestellt, aber da war nun nichts mehr zu machen. Irgendwas musste hier sein. Die Informantin hatte sich bestimmt nicht geirrt.
    Wie lange beide durch den Nebel gestiefelt waren, wussten sie selbst nicht. Sehr viel Zeit war wohl nicht vergangen. Es kam ihnen nur so vor, weil sie praktisch blind herumtappten und nichts entdeckten.
    Bis Ari seine Schritte stoppte. Er sah so aus, als wollte er seine Koffer abstellen, was er jedoch nicht tat. Er schaute nur nach vorn und nickte einige Male.
    Lizzy war auch stehengeblieben. »He, was hast du?«
    »Da ist was!«
    »Eine Leiche?«
    »Weiß ich auch nicht. Komm weiter.«
    Lizzy sagte nichts mehr. Sie spürte allerdings, dass ihr Herz schneller klopfte als gewöhnlich. Und ihr Freund hatte sich nicht geirrt. Aus dem Grau des Nebels schob sich tatsächlich etwas hervor.
    Es wuchs vom Boden her in die Höhe und sah aus wie ein breiter Pfahl, der vom Nebel umflort wurde.
    Der Fotograf setzte sich wieder in Bewegung. Er stapfte über den unebenen Acker hinweg und hatte seine Haltung verändert. Er war vorsichtig. Er schaute genau hin. Aber um es deutlicher zu sehen musste er noch näher heran. Dann blieb er wieder stehen, und Lizzy hörte einen Laut, den sie nicht richtig einordnen konnte. Ein freudiger Ruf war es jedenfalls nicht.
    »He, was ist?«
    Ihr Freund mochte Fragen nicht, das wusste sie. Sie rechnete mit einer wütenden Reaktion, die aber nicht eintrat.
    »Komm mal her«, sagte er mit flüsternder Stimme.
    Lizzy ging. Den Koffer ließ sie stehen. Sie schaute an Ari vorbei und sah den Pfahl, der aus dem Boden ragte. Jemand schien ihn wie ein Totem in den Boden gerammt zu haben.
    Nur war das nicht alles. Etwas hing am diesem Totempfahl. Sie bekam den Begriff einfach nicht aus dem Kopf. Dann presste sie beide Hände gegen ihre Wangen, als sie erkannte, was man da an dem verdammten Pfahl befestigt hatte.
    Es war ein Mensch!
    Oder nicht?
    So genau erkannte sie das nicht. Man hätte auf diesem Acker mit einer Vogelscheuche rechnen müssen, und bei den Gegebenheiten war schwer auszumachen, ob es sich nun um eine Vogelscheuche oder einen Menschen handelte. Da konnte beides zutreffen.
    »Was ist das denn?«, flüsterte sie.
    »Keine Vogelscheuche«, erwiderte Ari kratzig.
    »Sondern?« Sie zitterte innerlich vor der Wahrheit.
    »Eine Leiche.«
    Lizzy schloss die Augen. Sie hätte sich am liebsten noch die Ohren zugehalten, aber sie konnte sich den Tatsachen nicht verschließen.
    Ihr
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