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1417 - Der Würgeengel

1417 - Der Würgeengel

Titel: 1417 - Der Würgeengel
Autoren: Jason Dark
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wirkte.
    Das Fenster war den beengten Verhältnissen ebenfalls angepasst und wirkte mehr wie eine breite Luke.
    »Kaffee, Mr. Sinclair?«
    »Gern.«
    »Ich habe gehört, dass Sie das Getränk lieben.«
    »Stimmt.«
    »Bitte, nehmen Sie Platz.«
    Es war noch ein Stuhl am Schreibtisch frei. Eine Tasse stand bereits. Luke Russo füllte sie mit Kaffee. Ich nahm nur etwas Zucker, trank die ersten Schlucke und war zufrieden. Mit Glendas Kaffee war dieses Getränk nicht zu vergleichen, aber das musste auch nicht sein.
    »Der Besuch hat Sie mitgenommen, nicht wahr, Mr. Sinclair?«
    »Ja, sehr.«
    »Ein Freund von Ihnen?«
    »Ein sehr guter sogar.«
    Luke Russo nickte. »Ich kenne das«, murmelte er. »Vor zwei Jahren ist mein bester Kumpel noch aus Kindertagen ebenfalls gestorben. Es war schrecklich. Ich bin jetzt noch nicht darüber hinweg. Oft genug fallen mir die gemeinsamen Erlebnisse ein.«
    »Das wird mir auch so gehen.«
    »Glaube ich Ihnen gern.«
    »Aber um mir das zu sagen, haben Sie mich sicherlich nicht kommen lassen, oder?«
    »Nein, Mr. Sinclair, auf keinen Fall. Es geht um etwas anderes, und zwar um eine persönliche Sache. Deshalb sage ich Ihnen schon jetzt, dass ich Sie um einen persönlichen Gefallen bitten möchte.«
    »Kein Problem, ich höre.«
    Auch Luke Russo trank von seinem Kaffee. Danach wartete ich ab, bis er die richtigen Worte gefunden hatte. Als er den ersten Satz aussprach, war ich überrascht.
    »Ich möchte mit Ihnen über meine verstorbene Mutter reden.«
    »Ach.«
    »Ja, Sie haben sich nicht verhört. Es geht um meine Mutter.«
    »Wie alt war sie?«
    »Über siebzig.«
    »Und wie kam sie ums Leben?«
    Der Blick des Mannes bekam einen verhangenen Ausdruck. »Genau das ist das Problem. Offiziell hat ihr Herz nicht mehr mitgemacht, aber daran glaube ich nicht.«
    »Sie gehen davon aus, dass sie eines unnatürlichen Todes gestorben ist, Mr. Russo?«
    »Ja.«
    »Haben Sie mit meinen Kollegen darüber gesprochen?«
    »Nein… oder ja. Ich habe es zumindest versucht, aber man hat mich abgewiesen. Man hätte mich beinahe sogar ausgelacht, was natürlich auch für die Ärzte gilt, die ihren Tod festgestellt haben. Medizinisch gesehen war da alles okay.«
    »Aber Sie haben trotzdem Zweifel?«
    »Sonst würde ich nicht mit Ihnen sprechen. Ich weiß, wer Sie sind, Mr. Sinclair, und dass Sie sich mit Dingen beschäftigen, die oft genug jenseits unserer Vorstellungskraft liegen. Deshalb gehe ich davon aus, dass Sie zumindest über das nachdenken werden, was ich Ihnen erzählen werde.«
    »Gut, ich höre zu.«
    Es fiel Luke Russo nicht leicht, über das Thema zu sprechen. Der Schweiß auf seiner Stirn hatte sich bestimmt nicht wegen des heißem Kaffees gebildet.
    »Die Sache ist die, Mr. Sinclair. Meine Mutter war herzkrank. Sie war zudem pflegebedürftig. Sie hat in einem Heim gelebt, bevor sie in das Krankenhaus eingeliefert wurde. Ich habe sie so oft wie möglich besucht, und wenn ich kam, hatte sie immer davon gesprochen, wie sehr sie sich ihren Tod wünschte. Egal wie, verstehen Sie?«
    »Nicht ganz. Könnte man sagen, dass sie auch zufrieden gewesen wäre, wenn man sie umgebracht hätte?«
    »Ja, so weit ging sie.«
    »Und jetzt glauben Sie, dass Ihre Mutter umgebracht wurde, obwohl die Ärzte einen Herzstillstand diagnostizierten?«
    »Das glaube ich. Sie wurde ermordet.« Er beugte sich leicht zu mir hin. »Und zwar erwürgt.«
    Dass er so konkret werden würde, das überraschte mich schon, und ich fragte: »Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich weiß es.«
    »Hm.« Bei einem Schluck Kaffee nahm ich mir die Zeit, um nachzudenken. »Wenn Sie so davon überzeugt sind, dass dies passiert ist, dann hätten es die Ärzte feststellen müssen. Wir beide sind keine Laien, Mr. Russo. Wir wissen, dass bei einer derartigen Attacke Spuren zurückblieben, die auffallen müssen.«
    »In der Regel schon.«
    »Und bei Ihrer Mutter nicht?«
    »Nein.«
    »Das ist höchst seltsam.«
    »Genau, das ist es. Deshalb wollte ich auch mit Ihnen reden, Mr. Sinclair.«
    »Gut, dann weiter.«
    »Meine Mutter hat sich den Tod gewünscht, das habe ich Ihnen ja schon gesagt. Und wenn sich jemand den Tod so intensiv wünscht, gibt es jemand, der ihm den Wunsch erfüllt. Darüber hat meine Mutter vor ihrem Tod nicht nur einmal mit mir gesprochen.«
    Ich hob die Hand. »Moment, Mr. Russo. Habe ich richtig gehört? Es existiert jemand, der dem todkranken Menschen diesen Wunsch erfüllt?«
    »Sie haben es erfasst.«
    Vor der nächsten
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