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1417 - Der Würgeengel

1417 - Der Würgeengel

Titel: 1417 - Der Würgeengel
Autoren: Jason Dark
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macht ihre Sache ausgezeichnet. Sie ist wirklich wie eine Mutter zu ihren Kindern. Das kann ich ohne Übertreibung sagen.«
    Ich lächelte vor mich hin. Es hörte sich alles so toll und perfekt an.
    Fast zu perfekt für meinen Geschmack, denn in den Zeitungen las man oft von anderen Vorfällen. Von irgendwelchen Gewalttaten, die mehr oder weniger heimtückisch begangen wurden. Alte Menschen sind wehrlos. Die Hilflosigkeit und das manchmal damit verbundene Benehmen frustrierte die Mitarbeiter oft genug, wenn sie nicht nervenstark waren. Und dann entlud sich deren Frust hin und wieder in Aggressivität, die an den Insassen ausgelassen wurde.
    Nun hörte ich etwas anderes. Nur war ich zu misstrauisch, um daran zu glauben.
    »Das klingt alles gut!«, fasste ich zusammen. »Aber wie passt der Würgeengel dazu?«
    Über das Gesicht des Mannes flog ein Schatten. Als er antwortete, seufzte er: »Genau das ist das Problem.«
    »Glauben Sie denn Ihrer Mutter?«
    Luke Russo schaute mich offen an. »Ja, Sir, ich glaube ihr. Meine Mutter war alt, sie war schwach, sie war entsprechend gebrechlich, aber sie war – und das ist wichtig – noch völlig klar im Kopf. Auch wenn sie von diesem Würgeengel sprach, hat es sich nicht angehört, als wäre sie geistig abwesend. Ich habe ihr wirklich geglaubt. Da können Sie mich beim Wort nehmen.«
    »Es war auch nur noch mal eine kleine Nachfrage.«
    »Verstehe, Mr. Sinclair. Aber ich bin davon überzeugt, dass meine Mutter nicht durch einen Herzschlag ums Leben gekommen ist, sondern durch den Engel.« Er korrigierte sich. »Nein, das Erscheinen des Engels hat zu diesem Herzschlag geführt.«
    Ich ließ einige Sekunden verstreichen und fragte dann: »Wenn sie fest an den Engel geglaubt hat, Mr. Russo, hat sie Ihnen diese Gestalt denn mal beschrieben? Vorausgesetzt natürlich, sie hat sie schon zuvor gesehen. Können Sie mir da eine Antwort geben?«
    »Sicher.« Er klopfte leicht auf den Tisch. »Sie hatte schon Kontakt zu ihm. Der Engel hat sie hin und wieder besucht und sie praktisch auf seinen letzten Besuch vorbereitet. So ist es gelaufen.«
    »Interessant…«
    Russo sprach weiter. »Und als ich sie nach einer genauen Beschreibung fragte, da hat sie nicht lange gezögert und sie mir gegeben. Sogar recht gut.«
    »Wie sah er denn aus? Hatte er Flügel?«
    Luke Russo legte den Kopf schief. »Nein, davon hat sie nicht gesprochen. Sie beschrieb ihn als eine ätherische Gestalt.«
    »Also feinstofflich?«
    »Ja, ja«, sagte er schnell. »So kann man es auch ausdrücken. Oder einfacher gesprochen: Die Gestalt ließ sich nicht so anfassen wie ein normaler Mensch.«
    »Aha.«
    »Können Sie etwas damit anfangen?«
    »Sowohl als auch«, wich ich aus. »Ich müsste schon versuchen, ein wenig umzudenken.«
    »Gut. Aber im Prinzip glauben Sie mir?«
    »Das wird sich noch zeigen.«
    »Aber Sie gehen dem Fall nach – oder?«
    »Ich werde mich darum kümmern.«
    Luke Russo sah erleichtert aus, als er sich zurücklehnte. Auf seinen Lippen erschien ein Lächeln. »Dann bin ich zufrieden.« Er schloss für einen Moment die Augen, doch als er sie wieder öffnete, da zeigte seine Haltung die Entspannung nicht mehr.
    »Da ist noch etwas, Mr. Sinclair, das ich Ihnen sagen möchte. Sie können darüber lachen oder nicht.«
    »Raus damit.«
    Der Mann schaute sich um, als befürchtete er, unter Beobachtung zu stehen. »Seit dem Tod meiner Mutter habe ich Angst. Ja, ich habe Angst, denn ich befürchte, von einer anderen Seite beobachtet zu werden.«
    »Und wer könnte Sie beobachten?«
    »Das ist eine gute Frage. Ich habe darauf nur eine Antwort. Der Mörder meiner Mutter, der Würgeengel. Ich kann mir vorstellen, dass er auch hinter mir her ist.«
    Ich nahm es mal als Tatsache an, was man mir sagte, und fragte:
    »Warum sollte er denn hinter Ihnen her sein, Mr. Russo?«
    »Ganz einfach. Weil ich die Wahrheit kenne. Die ganze verfluchte Wahrheit, und so etwas kann er nicht haben. Es stört ihn.«
    Ich war mir nicht sicher, ob dies den Tatsachen entsprach. Aber wenn der Mann dieses Gefühl hatte, musste ich es akzeptieren. Das Leben brachte oft genug Wahrheiten zu Tage, die manchmal mehr als unglaublich waren.
    »Jetzt fehlen auch Ihnen die Worte, nicht wahr, Mr. Sinclair?«
    »Nein, das nicht. Ich habe nur darüber nachgedacht und möchte Sie noch fragen, ob Sie etwas von Ihrem Verfolger gesehen haben.«
    Er legte den Kopf zurück und lachte. »Das wäre wirklich schön, aber es ist nicht der Fall. Ich habe
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