1408 - Ein Tropfen Ewigkeit
zu berichten hatten.
In der Folge war es sehr still auf dieser Frequenz.
Nia und Tifflor schwebten durch einen der geraden Hauptkorridore, die wie mit dem Lineal gezogen von der Peripherie ins Zentrum mit der Kommandozentrale führten. Sie legten die etwa 700 Meter zurück, ohne ein einziges Mal anzuhalten.
Der Boden des Korridors war mit Trümmern technischer Geräte übersät. Die Wände waren stellenweise durch große Hitzeeinwirkungen geschmolzen oder durch kleine Explosionen zerfetzt worden, auch durch Einwirkung von Desintegratoren zu Staub zerfallen.
An einer Stelle gab es einen Hohlraum mit einem Durchmesser von 50 Metern.
Tifflor leuchtete ihn im Vorbeiflug aus, konnte aber nicht finden, wonach er insgeheim suchte. „Keine Opfer", stellte Nia fest, als könne sie seine Gedanken erraten. „Fast hat es den Anschein, als habe sich die Mannschaft in Sicherheit gebracht, bevor es zu diesen Verwüstungen kam."
„Mir sieht es überhaupt nicht danach aus, als hätte ein Feind von außen, die Station zerstört", sagte Tifflor. „Ich komme eher zu der Ansicht, daß die Mannschaft alles vernichtet hat, das irgendwie von Wert war, um es nicht einem Feind in die Hände fallen zu lassen.
Hinter der Zerstörung steckt System. Es gibt keine funktionsfähigen technischen Anlagen mehr."
„Welcher Feind?" fragte Nia. „Eine gute Frage", sagte Tifflor.
Sie erreichten das Zentrum. Sie brauchten sich nicht erst durch einen der Zugänge zu bemühen, denn hier fehlte eine ganze Wand - und als sie durch die ausgefranste Öffnung schwebten, stellten sie fest, daß die Kommandozentrale keinen Boden mehr hatte. Man konnte bis in den Maschinenraum hinuntersehen, der nur noch aus verformten, unter gewaltigen Temperaturen geschmolzenen Metallblöcken bestand. „Die Mannschaft hat hundertprozentig aufgeräumt", stellte Tifflor fest, der nun überzeugt war, daß seine Theorie von der Selbstzerstörung zutraf.
Fellmer Lloyd meldete sich über Sprechfunk. Er sagte: „Ich habe einen interessanten Fund gemacht. Ein Spielzeug bloß, aber mit einigem Informationswert. Ein Tip: Haltet euch an die Unterkünfte. Dort kann man noch am ehesten fündig werden..."
*
Sie hatten das Labor der Hyperphysiker gewissenhaft durchsucht und jede noch so halbwegs intakt scheinende Anlage an ihre Prüfgeräte angeschlossen, ohne jedoch irgendein noch so bescheidenes Ergebnis erzielt zu haben. „Da funktioniert nichts mehr", konstatierte Ras Tschubai. „Schau du mal in den angrenzenden Wohnsektor, Lloyd. Ich werde mir die Gemeinschaftsräume vornehmen. Wäre doch durchaus möglich, daß jemand von der Besatzung bei der Flucht etwas von seinen privaten Habseligkeiten übersehen hat."
„Okay", stimmte Lloyd zu. „Das geheime Logbuch eines Sonderlings wäre natürlich eine feine Sache."
„Sei nicht so unbescheiden." Tschubai entmaterialisierte, und Lloyd schwebte über den breiten Spalt, der das Laboratorium in zwei Hälften teilte, zum Hinterausgang. Als er in den Wohnsektor kam, stellte er sofort fest, daß die Zerstörer hier nicht so gründlich ans Werk gegangen waren. Es gab natürlich auch Spuren der Verwüstung, doch waren die mehr von der Art, die man im Vorbeigehen verursachte.
Hier war nichts methodisch zerstört worden.
Lloyd konnte seinen Antigrav abschalten, weil der Boden nicht durch Sprengladungen aufgerissen war, und machte sich zu Fuß auf die Durchsuchung der Räume; da er geübt war, machte ihm die Schwerelosigkeit nichts aus.
Die Wohnräume waren in den SIRA-Stationen überaus großzügig bemessen, räumlich ebenso wie auch von der Ausstattung her. In einer Unterkunft war die gesamte Einrichtung durch Strahlenschüsse zerstört worden, eine andere wiederum war völlig unversehrt geblieben; der Bewohner hatte sogar vor seinem Abgang peinlich Ordnung gemacht.
Aber so sehr Lloyd den Raum auch absuchte, er fand nicht einmal ein vergessenes Foto.
Er klapperte noch einige Unterkünfte ohne Erfolg ab. Dann kam er in ein Familienapartment mit einem Kinderzimmer. Er wurde sofort vom Entdeckungsfieber gepackt, als er das Durcheinander sah. Es war von genau jener Art, das den Eindruck vermittelte, als sei der Bewohner nur für einen Moment hinausgegangen und habe darum nicht aufgeräumt.
In einem Schrank fand Lloyd sogar noch einige ausrangierte Spielsachen und dachte bei sich, daß sich unter dem Plunder ruhig auch eine Kamera mit einem Bildspeicher befinden könnte.
Dieser Wunsch wurde ihm nicht erfüllt.
Aber
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