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1399 - Ich, der Henker

1399 - Ich, der Henker

Titel: 1399 - Ich, der Henker
Autoren: Jason Dark
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Problem«, meinte Purdy, »wenn du zuvor aussteigst.«
    »All right.«
    Ich stieg aus und wartete im Freien auf sie. Der Wind hatte nicht nachgelassen, aber er war für einen Monat Januar viel zu warm. Er wehte gegen mich und ließ die offenen Schöße meiner Lederjacke flattern.
    Beleuchtet war der Platz nur mäßig. Eigentlich hätte ich mich locker fühlen müssen, aber das war nicht der Fall. Ich merkte, dass sich in meinem Innern etwas tat. Von einer Nervosität konnte ich dabei nicht sprechen. Es war einfach eine gewisse Unruhe, die mich überfallen hatte.
    In der kurzen Zeit, in der ich auf Purdy wartete, schaute ich mich um. Es gab nicht viel zu sehen.
    Aber ich fühlte mich beobachtet.
    Als ich in die Höhe schaute, war mir, als würde dort ein Schatten durch die Luft segeln.
    Die Staatsanwältin hängte sich bei mir ein und stieß mich mit dem Ellbogen an.
    »Was ist denn los, John?«
    »Wieso?«
    »Du stehst hier und siehst so nachdenklich aus.«
    »Ach, das scheint nur so.«
    »Glaube ich nicht.«
    »Doch, ich…«
    »Was ist?«
    »Lass uns reingehen.«
    »Wie du meinst.«
    Purdy freute sich bestimmt auf das Essen. Ich wollte sie nicht mit meinen Spinnereien und Gedanken belasten, sonst schmeckte ihr die Suppe nachher nicht.
    Bevor wir losgefahren waren, hatte Purdy noch telefonisch einen Tisch reserviert. So brauchten wir uns keine Sorgen zu machen, dass wir woanders hingehen mussten.
    »Dann wollen wir mal«, sagte ich und öffnete ihr die Tür…
    ***
    Man konnte sich wirklich auf die Staatsanwältin verlassen, was ihren Geschmack anging. Das bezog sich nicht nur auf ihre Kleidung, sondern auch auf die Auswahl des Lokals.
    Zwar sah das Interieur recht einfach aus, aber auf den Tischen lagen weiße Decken, und die Wände waren mit Bildern geschmückt.
    Die Motive zeigten allesamt französische Landschaften, wobei die Provence überwog. Das Licht der Hängeleuchten hatte sich der gesamten Atmosphäre angepasst und war ein wenig gedimmt.
    Man kannte Purdy hier. Ein sehr schlanker Mann mit dunkelblonden Haaren und einem gezwirbelten Bart, der an den Seiten hochstand, empfing uns. Er trug ein weißes Hemd, eine grüne Fliege und auch eine grüne Schürze vor der schwarzen Hose.
    »Wie nett, Sie wiederzusehen, Madame. Ich habe für Sie und Ihren Begleiter einen Platz am Fenster reservieren können.«
    »Das ist fein.«
    Bis auf zwei Tische waren alle besetzt. Es herrschte eine ruhige, gedämpfte Atmosphäre. Die Hintergrundmusik war konzertant.
    Man konnte sie als wohltuend bezeichnen.
    Der Chef selbst rückte Purdy den Stuhl zurecht und erkundigte sich nach einem Aperitif. »Wie immer, Madame?«
    »Gern.« Purdy lächelte mir zu. »Und du?«
    »Ich nehme das Gleiche.«
    »Und eine große Flasche Mineralwasser, bitte.«
    »Sehr wohl, Madame.«
    Bevor der Besitzer sich zurückzog, warf er mir noch einen prüfenden Blick zu, als wollte er feststellen, ob ich überhaupt zu Purdy passte. Ich musste grinsen, als ich das sah.
    »Der ist ja direkt verschossen in dich, Purdy.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ist er nicht.«
    »Das sah ich anders.«
    Purdy lächelte wissen. »Er mag die Frauen nicht in dem Sinne, wie du sie magst.«
    »Verstehe.«
    Man brachte uns die Speisekarten. Die Gerichte waren auf feinstem Leinenpapier gedruckt. Es gab nur fünf insgesamt. Alles wurde frisch zubereitet.
    Ich hatte mich schon auf die Fischsuppe eingestellt und wollte kein Lamm oder Kaninchen bestellen. Auch Purdy blieb dabei. Sie lehnte sich ein wenig zurück, damit die junge Bedienung, ein braunhäutiges, sehr nettes Wesen, die Getränke abstellen konnte.
    Serviert wurden sie in einem Champagnerglas. Dass es kein Champagner war, erkannte ich an der roten Färbung, und ich wollte schon fragen, was Purdy bestellt hatte, als sie mich bereits aufklärte.
    »Das ist ein Bellini.«
    »Aha.«
    »Pfirsichfrucht als Mus und mit Champagner aufgefüllt. Schmeckt ausgezeichnet.« Sie hob das Glas an, und bald lauschten wir dem Klang der Gläser.
    Das Getränk schmeckte mir, und das erklärte ich auch, als ich das Glas wieder abstellte.
    »Ja, ich trinke ihn gern.«
    »Und wirst du auch die Fischsuppe bestellen?«
    »So ist es.«
    Wieder erschien die Bedienung. Sie stellte das Wasser auf den Tisch. Die Flasche steckte in einem Behälter, in dem das Wasser kalt blieb.
    Wir bekamen die dazugehörigen Gläser halb gefüllt und konnten auch schon bestellen.
    »Zwei Mal die Fischsuppe bitte«, sagte Purdy. Und zu mir gewandt: »Damit das von
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