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1399 - Ich, der Henker

1399 - Ich, der Henker

Titel: 1399 - Ich, der Henker
Autoren: Jason Dark
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traf uns der Schein einer Laterne, aber auch hinter vielen Fenstern im Gebäude brannte noch Licht.
    Purdy Prentiss schlenderte neben mir her. »Würde ich Tanner nicht kennen, ich müsste den Kopf über ihn schütteln. Aber er ist nach wie vor einer der Besten.« Sie schaute mich an. »Oder?«
    »Da stimme ich dir zu.«
    Purdy warf einen Blick hoch zum Himmel. Dort wirbelte ein kräftiger Wind die Wolken durcheinander. Wenn wir still waren, hörten wir den Wind auch um die Hausecken heulen.
    »Und jetzt?«
    Ich schaute Purdy an. »Was meinst du?«
    »Was fangen wir mit dem angebrochenen Abend an?«
    Ich hob die Schultern. »Keine Ahnung.«
    Suko war da besser dran. »Ich werde nach Hause fahren. Das habe ich Shao versprochen.«
    Purdy tippte gegen meine Brust. »Dann bleiben wir beide übrig, John. Oder wirst du auch erwartet?«
    »Eher nicht.«
    »Hast du denn Hunger?«
    Ich wiegte den Kopf. »Gegen eine Kleinigkeit hätte ich nichts einzuwenden.«
    »Okay, dann lade ich dich ein. Wir nehmen meinen Wagen.«
    »Immer.«
    Suko grinste breit. »Da bleibt mir nichts anderes übrig, als euch viel Spaß zu wünschen.«
    »Danke. Gleichfalls.«
    Wir trennten uns, und die Staatsanwältin und ich gingen zu einem BMW der Dreier-Serie, den Purdy Prentiss fuhr. Ich nahm auf dem Beifahrersitz Platz und fragte: »Hast du eine Idee, wo wir etwas essen könnten?«
    »Hab ich.«
    »Und wo?«
    »Da gibt es ein kleines Lokal, das nicht mal weit von deiner Wohnung entfernt liegt. Der Koch ist Franzose, und er macht eine ganz tolle Fischsuppe.«
    »Wunderbar, dann lass uns fahren.«
    Zwar steckte bereits der Zündschlüssel, aber Purdy fuhr noch nicht an, weil sie erst Suko passieren lassen wollte. Ich schaute den Heckleuchten des Rovers nach. Den Sitz hatte ich so weit wie möglich zurückgestellt und meine Beine ausgestreckt. Der Dienst war vorbei, ich freute mich auf ein, zwei nette Stunden, denn Purdy Prentiss war eine wirklich angenehme Begleiterin. In der Vergangenheit hatten wir schon manchen Kampf gemeinsam ausgefochten, und sie war auch über alles informiert und wusste, welche Netze unsere Gegner gesponnen hatten.
    Mittlerweile hatte sie auch den Tod ihres Lebengefährten Eric La Salle überwunden. Sie war noch jung, und der Spaß am Leben musste einfach zurückkehren.
    Als wir uns in den normalen Straßenverkehr eingeordnet hatten, warf mir Purdy einen kurzen Blick zu. »He, du bist so schweigsam. Welche Laus ist dir über die Leber gelaufen?«
    »Ich denke zu sehr nach.«
    »Das kenne ich. Nur muss auch mal Feierabend sein.«
    »Da hast du schon Recht.«
    »Und worüber denkst du nach?«
    Ich winkte ab. »Dass es manchmal verdammt frustrierend ist, Polizist zu sein. Das gilt für Tanner ebenso wie für mich. Da brauche ich nur an den letzten Fall zu denken. Das ist einfach ein verdammter Mist, Purdy. Wir haben ihn gelöst, doch wir dürfen den wahren Drahtzieher nicht zur Verantwortung ziehen. Das wurmt mich.«
    »Du meinst Chiram?«
    »Ja.«
    »Der soll nicht deine Sorge sein. Chiram spielt in einer anderen Liga. Für ihn sind die normalen Kollegen zuständig, kein Geisterjäger.«
    »Einverstanden. Aber es ärgert mich trotzdem.«
    »Kann ich verstehen.«
    Ich schaute sie an. »Wie ist es mit dir, Purdy? Bist du auch hinter ihm her?«
    An einer Ampel mussten wir stoppen. »Was soll ich dazu sagen, John? Eigentlich ja – und eigentlich nicht. Ich muss die Fälle nehmen, wie sie kommen. Alles andere ist nicht von Belang. Es kann natürlich sein, dass ich die Chance bekomme, ihn irgendwann mal anzuklagen. Das wäre natürlich perfekt, und zu dieser Verhandlung lade ich dich jetzt schon ein.«
    »Vielen Dank.«
    Wir fuhren wieder an. »Irgendwann erwischt es jeden. Da können sie sich noch so sicher fühlen. Man braucht nur Zeit. Alles andere wird sich von selbst ergeben.«
    »So muss man wohl denken.«
    »Ja, sonst verzweifelst du irgendwann, John.«
    Sie hatte wohl Recht. Und eigentlich durfte ich mich auch nicht beschweren, denn in der letzten Zeit war etwas gelungen, was ich nicht für möglich gehalten hätte. Es gab den Schwarzen Tod nicht mehr, und genau das nährte in mir die Hoffnung für die Zukunft.
    Zwei Minuten später erreichten wir das Ziel. Einen Parkplatz zu finden, war kein Problem, was sehr selten in London vorkommt.
    Der Parkplatz befand sich auf einem Hinterhof, und ein Stellplatz war noch frei, allerdings befand er sich zwischen der Hauswand und einem parkenden Wagen und war verdammt schmal.
    »Kein
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