Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1393 - Werwolf-Nacht

1393 - Werwolf-Nacht

Titel: 1393 - Werwolf-Nacht
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
und ich wusste, dass ich nicht normal laufen konnte. Mein Gang glich dem eines Menschen, der sich auf einem schwankenden Brett bewegt.
    Noch weniger Chancen hatte Benny. Der Werwolf war ihm in den Rücken gesprungen. Ich hatte nicht erkennen können, ob die Bestie zugebissen hatte, aber er lag auf dem ehemaligen Kollegen und drückte ihn mit seinem Gewicht gegen den Boden.
    So hatte er ihn wehrlos gemacht. Die Zähne in dem offenen Maul konnten den Hals erwischen, und ich hörte das verdammte Knurren der Gestalt, die sich über das Opfer freute.
    Es war für mich kein Gehen, sondern ein Kämpfen um jeden Schritt. Ich wankte, ich schrie dem Werwolf auch entgegen – oder krächzte ich ihn nur an?
    So genau wusste ich es nicht. Die Welt um mich herum war zu einem fremden Film geworden, durch den ich mich bewegte. Aber ich musste näher an die Bestie heran, wenn ich ihr eine geweihte Silberkugel auf den Pelz brennen wollte.
    Alles lief so verdammt langsam ab. Es konnte auch sein, dass er mir nur so vorkam. Ich wollte das verdammte Tier ablenken, dessen Kopf ein paar Mal zuckte und dessen Krallen den Körper meines ehemaligen Kollegen so brutal festhielten.
    Wieder schrie ich.
    Und diesmal hörte ich sogar meinen eigenen Schrei. Es war kein Krächzen, und der Schrei störte sogar den Werwolf, der von seinem Opfer abließ und den Oberkörper anhob.
    Er sah mich.
    Ich sah ihn!
    Es war nur ein kurzzeitiges Abschätzen. Ich blickte in die kalten Augen, aber ich sah auch die Schnauze der verdammten Gestalt, die so feucht schimmerte.
    War es Blut?
    Die Bestie ließ endlich von Benny ab. Mit einer geschmeidigen und auch kraftvollen Bewegung stand sie auf, und plötzlich gab es Benny nicht mehr. Nur noch sie und ich waren da.
    Ich blieb stehen.
    Schießen. Die Waffe so gerade halten, das die geweihte Kugel nicht fehlte.
    Mein Zeigfinger lag am Abzug. Es war eigentlich alles okay, wenn ich mich in einem anderen Zustand befunden hätte. Die Waffe kam mir so schwer vor, obwohl ich sie mit beiden Händen hielt und ich sie jetzt nach unten drückte, um das Ziel zu bekommen.
    Die Bestie huschte heran.
    Ich feuerte.
    Es war der berühmte Reflex, der durch die Bewegung der anderen Seite ausgelöst worden war. Ich hörte den Knall. Die Beretta schien mir aus den Händen springen zu wollen, und nur mit großer Mühe hielt ich sie umklammert. Ich wartete darauf, dass die Bestie in die Höhe zuckte, aufheulte, zu Boden prallte und einen Todeskampf erlebte.
    Dazu kam es nicht.
    Sie starb nicht. Sie war auch nicht getroffen worden. Ich hatte beim Schuss die Waffe verrissen und war natürlich entsprechend verunsichert, was der Bestie nur entgegenkam.
    Sie erwischte mich mit ihrem Rammstoß. Der schwere Körper prallte gegen mich und schleuderte mich zurück. Mit dem rechten Bein rutschte ich weg, schlug gegen den Boden, wobei der Fall zuvor abgemildert wurde, weil ich rücklings gegen eines der Ölfässer prallte und ich dicht über meinem Kopf das Prasseln der Flammen spürte.
    Automatisch riss ich zum Schutz meines Gesichts die Hände in die Höhe. Von zwei Seiten fegten die verdammten Pranken heran.
    Die langen Krallen erinnerten mich an krumme Dolche, die gegen das Leder der Jacke ankämpften und meine Haut zum Glück nicht erwischten.
    Durch mein Gewicht schob ich das Ölfass zurück. Hinter mir tanzten die Flammen. Ich wünschte mir, dass die Bestie darin verbrannte. Leider traf es nicht zu.
    Sie wollte mich. Sie fiel mir entgegen. Erst jetzt merkte ich, dass ich bei meinem letzten Abwehrversuch die Beretta verloren hatte.
    Sie lag irgendwo und war unerreichbar für mich.
    Der Werwolf brüllte auf. Ja, diesmal war es kein Heulen, sondern ein regelrechtes Brüllen. Es schien so etwas wie eine Vorfreude auf mein Blut zu sein.
    Ich musste gegen ihn kämpfen wie gegen einen Menschen. So hart es mir möglich war, rammte ich das Knie in den pelzigen Leib, sah aber nicht, dass der Werwolf zusammenbrach.
    Erneut trat ich zu.
    Dann erwischte es mich. Er war ein lässig anmutender Schlag mit der Pranke, der mich aus dem Gleichgewicht brachte. Ich wurde um die eigene Achse gedreht, erlebte einen schon widerlichen Schwindel, der mich völlig aus der Fassung brachte, und spürte die harten Pranken in meinem Rücken. Ein heftiger Zug nach hinten, und ich wurde gegen den Körper des Werwolfs gepresst.
    Wehrlos kam ich mir vor. Die Bestie würde ohne Probleme an meinen Hals herankommen. Ich hatte noch in frischer Erinnerung, wie Benny angegriffen worden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher