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1364 - Killer-Engel

1364 - Killer-Engel

Titel: 1364 - Killer-Engel
Autoren: Jason Dark
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eben Dinge, die tauchen plötzlich auf, und dann müssen sie einfach akzeptiert werden. Weißt du, was ich damit sagen will?«
    »Ja, schon… oder nicht so richtig.«
    »Fang bei dir selbst an. Man hat mit dir Kontakt aufgenommen. Du hast plötzlich etwas gemalt, was du nie zuvor in deinem Leben gesehen hast. Eben dieses Skelett. Und dabei hast du gedacht, deinen Vater zu malen…«
    »Ich weiß auch nicht, wie das gekommen ist.«
    »Doch, durch ihn.«
    »Belial, nicht?«
    »Genau das ist der Punkt. Er hat dich benutzt. Du bist für ihn so etwas wie eine Datenübermittlung. Belial hat sich dir auf eine bestimmte Art und Weise offenbart. Er hat dich sogar übernommen und geführt, und du hast keine Chance gehabt, dich dagegen zu wehren. Das ist eben das Schlimme an der Sache. Man kann das Gefühl haben, kein Mensch mehr zu sein, aber man kann es auch überwinden. Ich weiß das. Man darf nur nicht allein sein, und deshalb finde ich es gut, wenn du bei mir bleibst, denn hier werde ich versuchen, dir zu helfen.«
    Der Junge hatte zugehört. Er schaute allerdings ins Leere und zeigte keine Reaktion.
    »Hast du nicht gehört?«
    Bruce nickte, ohne dabei überzeugend zu wirken.
    »Willst du etwas antworten?«
    »Weiß nicht…«
    Bei Purdy Prentiss schlugen die Alarmglocken an. Auf ihrem Rücken spürte sie ein Kribbeln, und sie hatte plötzlich den Eindruck, alles gegen eine Wand gesprochen zu haben, weil Bruce ihr nicht zugehört hatte.
    Warum nicht?
    Sie schaute ihn an. Er saß neben ihr. Ebenso gut hätte sie dort auch eine leblose Puppe hinsetzen können, denn er reagierte auch jetzt nicht. Nach wie vor blieb sein Gesicht unbewegt, und den Blick hatte er stur nach vorn über den Tisch hinweg gerichtet.
    War es wieder so weit?
    Purdy Prentiss berührte ihn am Oberarm.
    Bruce zuckte nicht mal zusammen. Stoisch nahm er auch ein zweites und drittes Anfassen hin. Er schien aus seiner eigenen Welt geflohen zu sein, um sich in einen Kosmos abzusetzen, den nur er kannte.
    »He, was hast du?«
    »Muss was tun…«
    »Bitte?«
    »Muss was tun!«
    »Was musst du tun, Bruce?«
    »Muss was tun…«
    Eine andere Antwort gab er nicht. Purdy empfand einen nicht geringen Schrecken. Es stand für sie fest, dass Bruce Everett wieder in eine andere Welt abgetaucht war, die er intensiver erlebte, als die ihn umgebende normale Szenerie. Die andere Welt hatte seinen Kopf ausgefüllt mit Gedanken, Vorstellungen und Bildern, und ihr zu entkommen, war ihm nicht mehr möglich.
    Es wäre falsch gewesen, weiter auf ihn einzureden, deshalb verhielt sich Purdy ruhig. Aber sie hatte seine stereotypen Antworten nicht vergessen und wartete darauf, dass der Junge seine Vorstellungen in die Tat umsetzte.
    Muss was tun!
    Die Staatsanwältin belauerte ihn regelrecht von der Seite. Jede seiner Bewegungen wollte sie wahrnehmen, und deshalb fiel ihr auch das leichte Zucken der Lippen auf, was sie wie ein Startsignal interpretierte.
    Bruce begann sich zu bewegen. Und wieder wirkte er auf die Beobachterin anders.
    Er streckte seinen rechten Arm aus. Eine schnelle, fast zuschnappende Bewegung, mit der Bruce wieder den Kugelschreiber erwischte, den er neben seinen Zeichenblock gelegt hatte.
    Also doch!
    Sie hatte es geahnt. Es konnte nicht vorbei sein. So leicht gab der Lügenengel nicht auf. Wenn er einmal jemanden gefunden und unter seine Kontrolle gebracht hatte, dann ließ er ihn so leicht nicht los.
    Für ihn war Bruce der perfekte Übermittler, um seine Lügen verbreiten zu können, wobei sich Purdy Prentiss nicht sicher war, ob es sich wirklich um Lügen handelte oder nicht doch um die Wahrheit.
    Auf der Couch rutschte er etwas nach vorn, um auf der Kante sitzen zu bleiben. Noch hielt er den Stift nur in der Hand, und die Spitze schwebte über dem Block. Er saß in einer Startposition, und Purdy Prentiss wartete darauf, dass er etwas tat. Er wollte zeichnen.
    Nur musste er zuerst den entsprechenden Befehl übermittelt bekommen.
    Purdy Prentiss unterdrückte den Wunsch, ihn anzusprechen. Sie wollte ihn nicht stören oder aus dem Konzept bringen, denn seine weiteren Informationen bekam er von einer anderen Seite durchgegeben, die eigentlich jenseits des Begreifens lag.
    Wieder durchlief ein Ruck seinen Arm. Ebenso ruckartig senkte sich die Hand nach unten, sodass der Kugelschreiber Kontakt mit dem Zeichenblock bekam.
    Der erste Strich!
    Purdy beugte sich nach vorn und zugleich nach links, um das gesamte Blatt zu überblicken. Sie war wahnsinnig gespannt
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