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1363 - Hexen, Witwen und Assunga

1363 - Hexen, Witwen und Assunga

Titel: 1363 - Hexen, Witwen und Assunga
Autoren: Jason Dark
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nicht immer so im Leben.
    Die Zeit hatte sich von mir verabschiedet. Ich wusste nicht, wie lange ich vor dem Grab stand und meinen Gedanken nachhing. Ich bewegte die Lippen, ohne dass ich es eigentlich wollte. Dabei sprach ich mit Sarah über die Dinge, die mir in der letzten Zeit widerfahren waren, und ich hätte so gern ihren Rat gehabt.
    Das war nun nicht mehr möglich. Das Gefühl jedoch, dass sie irgendwie in meiner Nähe war, wollte einfach nicht weichen, und dagegen wehrte ich mich auch nicht.
    Ich hatte vor, nach dem Besuch irgendwo etwas zu essen und dann wieder zurück zum Büro zu fahren, wo Suko auf mich wartete. Mittlerweile wusste er ebenfalls, was sich in Janes Haus ereignet hatte, und wäre gern dabei gewesen. Das hatte sich nun mal leider nicht ergeben.
    Ich drehte mich um und machte mich auf dem Rückweg. Dabei fühlte ich mich irgendwie erleichtert, als wäre mir eine Last von der Seele genommen worden.
    Über mir hatte sich der Himmel zugezogen. Keine zu dichten Wolken. Sie waren so dünn, dass auch die Sonne hindurchscheinen konnte, so wurden die Wolken durch ihr Licht erhellt und sahen aus wie weit gezogene Bettdecken.
    So war der Friedhof zu einem hellen Flecken Erde mitten in London geworden. Noch schneller als in dem Teil, in dem ich das Grab meiner Freundin besucht hatte, denn ich war mittlerweile auf dem neueren Teil des Friedhofs gelandet, wo noch immer Beerdigungen stattfanden.
    Aus der Entfernung fiel mir das frische Grab deshalb auf, weil neben ihm der Hügel aus Erde lag. Wieder mal hatte ein Mensch den Weg alles Irdischen genommen. Diese Gedanken überkamen mich einfach, das lag an meiner traurigen Stimmung.
    Ich ging weiter dem Ausgang entgegen und näherte mich zwangsläufig der frischen Grabstelle. Sie war Teil eines Gräberfeldes, das von Büschen umgeben war.
    Aus meiner Perspektive hatte ich freie Sicht – und stutzte plötzlich, denn mir war etwas aufgefallen. Nicht nur der Hügel war in der Nähe des Grabs zu sehen, sondern auch ein zweiter Blickfang.
    Wesentlich flacher und auch heller hob es sich vom Boden her ab.
    Im ersten Moment dachte ich daran, dass dort jemand eine Plane vergessen hatte. Möglich war es. Ich sah auch keinen Mitarbeiter.
    Der Totengräber schien Pause zu machen.
    War es wirklich nur eine Plane, die etwas verdeckte?
    Ich schaute genauer hin, sah aber nicht, was sich darunter verbarg.
    Dann kam mir ein Gedanke, der mich nicht mehr loslassen wollte.
    Unter der Plane malte sich etwas ab, auch wenn es nicht in allen Einzelheiten zu erkennen war.
    Der Form nach jedoch konnte es sich durchaus um einen Menschen handeln. Sicherlich hätte nicht jeder Besucher diesen Gedanken gehabt, bedingt durch meinen Job musste ich so denken.
    Deshalb änderte ich meinen Weg und schritt der Grabstelle zügig entgegen.
    Die Hälfte der Strecke lag noch nicht hinter mir, da erkannte ich die volle Wahrheit.
    Da lag keine Plane.
    Auf dem Boden und nicht weit von dem offenen Grab entfernt lag ein Mensch. Was ich zunächst als eine Plane angesehen hatte, war nichts anderes als ein heller Mantel.
    In den folgenden Sekunden ging ich nicht mehr, ich rannte. Dabei hatte ich das Gefühl, zu spät zu kommen, aber jetzt wollte und musste ich es genau wissen.
    In meinem Beruf hatte ich leider genügend Erfahrungen mit Toten sammeln können. Obwohl ich den Mann noch nicht erreicht hatte, stand für mich fest, dass er tot, zumindest aber schwer verletzt war.
    Er lag auf der Seite. Es kostete mich keinen zweiten Blick, um zu erkennen, was mit diesem Mann passiert war.
    In seinem Rücken steckte ein Messer. Der Täter hatte es sehr tief in den Körper hineingerammt, denn nur der Schaft ragte hervor. Von der Klinge sah ich nichts.
    Ich hätte nachforschen müssen, ob ihm noch zu helfen war. Genau das tat ich nicht. Unbeweglich hockte ich neben der reglosen Gestalt und musste meinen Gedanken freien Lauf lassen.
    Es schien mein Schicksal zu sein, und es war auch auf gewisse Art und Weise tragisch, aber ich zog das Verbrechen an. Da musste es irgendeine Macht geben, die dafür sorgte. Welcher normale Besucher findet schon auf dem Friedhof eine Leiche, die nicht unter, sondern über der Erde liegt?
    So etwas konnte auch nur mir passieren!
    Dann hörte ich das Röcheln und war wie elektrisiert!
    Es konnte sich um kein anderes Geräusch handeln. Nur war ich sicher, dass der angebliche Tote es abgegeben hatte, und als ich in sein Gesicht schaute, da fiel mir auf, dass die Augen offen standen. Ich
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