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1350 - Im Wald der toten Gesichter

1350 - Im Wald der toten Gesichter

Titel: 1350 - Im Wald der toten Gesichter
Autoren: Jason Dark
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deren Nähe geschickt worden war.
    Diesmal war es Asmodis gewesen, ein Teil des großen Bösen, der ihm eingeflüstert hatte, die Gesichter des Geisterjägers und des Chinesen in zwei Bäume zu schnitzen.
    Es war noch kein direkter Angriff gewesen. Zunächst mal eine Vorbereitung. Erst wenn alle Menschen aus Braming innerhalb des Waldes ihr Konterfei besaßen und die Macht des Bösen so gestärkt war, dann konnte er sich um Sinclair und seinen Freund kümmern.
    Sie zu erledigen, war praktisch Pflicht. Das stand im Reich des Bösen ganz oben auf der Liste. So etwas musste er tun. Sich zu weigern, wäre fatal gewesen.
    Er hatte es raffiniert angefangen. Die Gesichter waren bereits geschnitzt, doch dann war das passiert, was er nicht hatte vorhersehen können.
    Beide waren schon da!
    Korbinian konnte sich selbst keine Erklärung geben. Jemand musste sie auf ihn aufmerksam gemacht haben und natürlich auch auf seine Kunstwerke im Wald.
    Aber wer?
    Er hatte Gegner. Diesen verfluchten Typen, der immer durch den Wald gestreift war, um sich die Bäume anzuschauen. Phil Truman hieß er, und er hatte Korbinian mehr als einmal in seinem Atelier besucht.
    O ja, daran erinnerte er sich noch verdammt gut. Aber Truman hatte nicht viel sehen können. Keinen Hinweis auf die Vergangenheit und die Macht des Satans.
    Trotzdem war er misstrauisch geblieben.
    Korbinian ärgerte sich darüber, dass er ihn zunächst hatte laufen lassen. Er hatte beabsichtigt Truman schon bei einem seiner ersten Besuche in der Werkstatt zu töten, aber das war leider nicht gelungen.
    Jetzt war er tot. Er würde niemand etwas sagen können. Auch nicht den beiden Verfolgern, die Korbinian so hasste. Er hatte sich noch immer nicht damit abfinden können, dass sie ihn jagten und nicht umgekehrt. Darüber musste er zunächst hinwegkommen.
    Auf eine gewisse Art und Weise war er das schon. Er hatte sich entschlossen, sie noch in dieser Nacht zu töten, auch wenn das nicht so ganz in seinen Plan hineinpasste.
    Sie waren bereits in »seinem« Wald gewesen. Hier hatten sie ihre Zeichen gesetzt. Er spürte sie. Da war er wie ein Hund auf der Fährte des Wildes.
    Und sie würden nicht verschwinden. Wenn sie Blut geleckt hatten, gab es nichts anderes für sie.
    Vor einem Baum war er stehen geblieben. Das heißt, vor einem bestimmten Baum. Es gab ihn nicht mehr so, wie es ihn eigentlich hätte geben müssen. Er war gefallen und hatte sich dann aufgelöst.
    Der Stamm, die Äste und auch die Zweige waren zusammengefallen. Was er jetzt vor sich sah, bestand aus grauen Ascheresten, als hätte man den Baum verbrannt.
    Korbinian verzog seinen Mund. Durch den Lippenspalt drang ein Zischen, während sich seine Gedanken drehten, aber stets an einer Tatsache hängen blieben.
    Man hatte den Baum getötet!
    Nicht nur das. Man hatte auch einen Teil von ihm, Korbinian, getötet und zugleich den Mann, dem er gewidmet war.
    Korbinian erinnerte sich gut daran, wie leicht es gewesen war, Slim Packard, den Wirt zu überzeugen, sich einen Baum als Paten zu suchen. Die Idee mit dem Paten hatte auch bei den anderen gefruchtet. Sie hatten sich die Bäume sogar aussuchen können. Und wenn sie in den Wald gingen, würden sie ihre Gesichter in den Stämmen sehen.
    Jetzt war der Baum Staub!
    Sinclair!, schoss es durch den Kopf des teuflischen Schnitzers.
    Sinclair hatte zugeschlagen, und er würde nicht aufgeben. Aber er hatte nicht nur den Baum auf dem Gewissen, sondern auch einen Menschen. Er hatte nicht ahnen können, wie eng der Zusammenhang zwischen der Natur und den Menschen hier war.
    Korbinian ging weiter. Er stieg dabei in die Reste hinein. Die Asche wurde in die Höhe gewirbelt, doch dafür hatte er keinen Blick. Er wusste, dass seine Gegner kamen. Er würde sie sehen, denn sie brauchten Licht, im Gegensatz zu ihm.
    Korbinian stand geschützt in seinem Wald. Ein Hüter mit grauen Haaren, die lang zu beiden Seiten des Kopfes nach unten hingen.
    Sein Gesicht passte zu dem eines Schnitzers. Es war auf eine gewissen Art und Weise rau. Da gab es keine glatte Haut mehr, denn sie sah aus wie die Rinde eines alten Baumes. Zerfurcht, gezeichnet und markiert. Tiefe Falten, die sich wie kleine Fluss- oder Bachläufe in die Haut eingegraben hatten und dabei ein regelrechtes Netzwerk bildeten.
    Zwei Dinge fielen auf.
    Seine Lippen, die sehr dick waren und einen entsprechenden Mund bildeten, der ebenfalls aussah wie aus weichem Holz.
    Und dann waren es die Augen. Normale Augen. Blass. Aber ihr böser
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