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1348 - Asche zu Asche

1348 - Asche zu Asche

Titel: 1348 - Asche zu Asche
Autoren: Jason Dark
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zurückzukehren.
    Es rieselte nichts mehr. Cindy hatte den Druck auf die Schulter nicht mehr verstärkt. Aber sie traute sich auch nicht, die Hand wieder zurückzuziehen. Sie blieb stehen, als wäre sie auf dem Boden festgewachsen.
    Ganz still war es nicht. In der Ferne hörte sie noch Geräusche. Es konnten Schritte sein. An den Ausgangstüren blieb es ebenfalls nicht ruhig. Dort machte sich jemand zu schaffen.
    Danach wurde es wieder still.
    Cindy glaubte das Klopfen ihres eigenen Herzens überlaut zu hören. Die Luft im Kinosaal war nie gut gewesen, nun aber empfand sie sie als stickig. Wenn sie atmete, schnappte sie nach Luft. Dann drehte sich auch die Welt vor ihren Augen, sodass sie den Eindruck hatte, sie würde inmitten eines Kreisels stehen.
    Nichts unterbrach mehr die Stille. Nur der eigene Atem war zu hören, und der hörte sich an wie ein leises Zischen.
    Die Hand lag weiterhin auf der Schulter. Als sie einen leichten Druck gab und die Finger etwas bewegte, spürte sie zwischen ihnen das Rieseln der Sandkörner.
    Also doch. Es war keine Einbildung gewesen. Was sie hier erlebte oder durchlitt, entsprach schon den Tatsachen, obwohl sie dafür keine Erklärung hatte.
    Ich muss hier raus!, dachte sie. Ich muss hier weg! Ich will hier nicht eingeschlossen sein!
    Diese Sätze jagten durch ihren Kopf und putschten sie auch entsprechend auf. Das Kino betrachtete sie plötzlich als ein großes Gefängnis. Und es würde niemand kommen, um sie dort wieder herauszuholen. Die eigene Kraft war jetzt wichtiger.
    Endlich schaffte Cindy es, die Hand zu lösen. Letzte kleine Körner rieselten über ihre Haut, und als sie den Arm sinken ließ, atmete sie auf. Der erste kleine Schritt war getan. Weitere mussten folgen, dann würde sie das Ziel erreichen.
    Sie konnte rechts und auch links an den Sitzreihen vorbeigehen.
    Cindy Mora entschied sich für die linke Seite. Egal, welchen Weg sie auch nahm, sie wusste sehr genau, dass es ein schwerer werden würde. Es gab kein Licht, denn selbst die schwache Notbeleuchtung war ausgeschaltet worden. Und so würde auch auf ihrem Weg zum Ausgang weiterhin Dunkelheit bleiben.
    Es gab einen Vorteil, der nicht zu verachten war. Sie befand sich nicht zum ersten Mal in diesem Saal und kannte sich etwas aus. Sie musste das Ende der Reihe erreichen, dann nach rechts gehen und den leichten Anstieg bis zum Ausgang nehmen.
    Alles klar!
    Warum schreie ich nicht?, fragte sie sich. Warum drehe ich nicht durch in dieser verdammten Finsternis?
    Sie wusste keine Antwort. Sie wollte nur raus, aber sie musste sich zusammenreißen.
    Der erste Schritt fiel ihr schwer. Cindy wusste selbst nicht, warum sie plötzlich nach rechts kippte, als sie ihn gegangen war.
    Automatisch streckte sie dabei den Arm aus, um sich abzustützen.
    Ihr Hand fand auch ein Ziel, aber es war nicht der Sitz oder dessen Lehne, sondern die Gestalt.
    Die folgenden Sekunden waren erfüllt von einem gewaltigen Schrecken. Sie erlebte für einen Moment den Widerstand, und sie wusste plötzlich, dass es ein Gesicht war, in das sie hineingefasst hatte, und dann gab dieses Gesicht tatsächlich nach.
    Der Sand rieselte über ihre Hand hinweg. Er erreichte sogar den Unterarm. Sie sah nicht, was da geschah, doch sie konnte es sich verdammt gut vorstellen, und wieder jagte Panik in ihr hoch.
    Nach einer ihr unendlich lang erscheinenden Zeitspanne berührte ihre Hand die Rückenlehne des Sitzes. Cindy wusste jetzt, dass der Mann keinen Kopf mehr besaß, weil er zerbröselt war, und ihr kam die letzte Szene des Films in den Sinn.
    Da war der Vampir zu Staub oder zu Asche zerfallen. Und das Gleiche war mit dem Zuschauer passiert. Auch er war unter ihren Fingern zerrieselt, wobei sie ihn nicht hatte zu pfählen brauchen.
    Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich Cindy Mora gut unter Kontrolle gehabt. Das war jetzt vorbei. Sie fing an zu zittern. Sie hörte, wie ihre Zähne aufeinander schlugen. Sie stemmte sich vom Sitz ab, bekam den Schwindel mit und wunderte sich darüber, dass sie überhaupt noch auf ihren eigenen Beinen stand.
    Für sie war alles furchtbar und schrecklich geworden. Der verdammte Albtraum ging weiter, und ein Ende war noch nicht in Sicht. Sie ärgerte sich über sich selbst, weil sie das Zittern nicht unter Kontrolle bekam.
    Cindy war zurückgetaumelt und hatte sich wieder fangen können. Dass es ihr dabei viel besser ging, konnte sie nicht behaupten. Im Gegenteil, sie fühlte sich noch immer schlecht. So glaubte sie, dass die rechte
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