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1340 - Ephemeriden-Träume

Titel: 1340 - Ephemeriden-Träume
Autoren: Unbekannt
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nur den Gedanken an Flucht denken konnte, war sein Bewußtsein gelähmt, steckte es inmitten der Quanten fest und wurde von ihnen mit Nachdruck attackiert.
    In seinem Bewußtsein ging es so vor sich, daß glühende Nadeln hineinstachen und ihn in eine Woge von Schmerz und Pein tauchten. Übergangslos befand er sich in einer grausamen Folterkammer, und er drohte bereits beim ersten Ansturm das Bewußtsein zu verlieren.
    Seine Gedanken begannen sich zu überlagern und zu verwischen. Er sah Trugbilder, die sein eigenes Bewußtsein projizierte, die jedoch nicht von ihm selbst stammten. Und daneben manifestierte sich ein dünner Energiefaden, der sein Bewußtsein umgab. Der Faden begann ein Gespinst zu weben, und dieses nagte an seinem Bewußtsein und drohte es aufzulösen.
    Ernst Ellert dachte an den Ort der Erfüllung und an das Schicksal, das all seinen Wünschen und Zielen jetzt ein grausames Ende zu bereiten drohte.
    Die Pseudo-Psiqs waren dabei, sein Bewußtsein zu absorbieren, es aufzulösen und seinen Inhalt zu ihrem Eigentum und damit zum Inhalt ihrer psychedelischen Träume zu machen.
    Ellert sammelte alle ihm noch verbliebene Kraft und „schrie" um Hilfe.
    Nach einer Woche begann Testare sich Gewissensbisse zu machen. Er hatte sich aus eigenmächtigen Gründen aus der Ruhenische am Grund des Sees Talsamon entfernt, und er hatte es von Anfang nicht in der Absicht getan, rasch wieder zurückzukehren. Er schwor bewußt der psionischen Verbindung zwischen ihm und Alaska ab, er versuchte, durch sein Verhalten die geistige Symbiose ungeschehen zu machen, und das, obwohl er genau wußte, daß diese von Kytoma geschaffene Verbindung zu ihrer beider Wohl diente.
    Zu seinem wie zu Alaskas Wohl. Aber Alaska war nicht er. Alaska Saedelaere war ein Terraner, und er, Testare, war ein Cappin, ein Angehöriger jener Invasionsflotte, die einst Terra und das Sonnensystera bedroht hatte. Viele Jahrhunderte hatte Testare in Form eines Cappin-Fragments in dem Gesicht Alaskas verbracht, ein wahnsinniges Gebilde, dessen Ausstrahlung andere ebenfalls dem Wahnsinn auslieferte, wenn sie es betrachteten. Er hatte nichts dafür gekonnt, der Transmitterunfall war schuld daran gewesen.
    Später hatte sich das Fragment im Körper des Terraners herumgetrieben, und erst jetzt, seit ihrer Trennung, seit dem Verlust des letzten Restes Körperlichkeit, herrschte Ruhe.
    Alaska und er bildeten eine geistige Einheit, eine Symbiose. Sie vertrugen sich miteinander und mochten sich. Es war eine intensive Zuneigung, wie sie kein Normalsterblicher nachvollziehen konnte. Zwei körperlose Bewußtseine lebten ihren Rausch an nicht körperlich übertragbaren Gefühlen aus und lernten sich dabei bis in die letzte Faser ihres Bewußtseins verstehen. Nichts blieb ihnen verborgen, nicht einmal der alte Haß der Aggression, der einst in Testare gewesen war, als er dem Korps der Cappins angehört hatte.
    Und Testare empfand fast zu intensiv jene seelische Qual.die der Transmittergeschädigte viele Jahrhunderte lang ausgestanden hatte, schweigsam nach außen, empfindsam und verletzlich nach innen.
    Dennoch hatte das Bewußtsein des Cappins von Anfang an die Befürchtung verspürt, daß ihre geistige Symbiose nicht für immer halten würde. Nicht Alaskas zurückhaltende Redeweise war es gewesen, die Testare verunsichert hatte. Es war der immer wiederkehrende Drang, der den Terraner beseelte, der Drang, sich in den eigenen Körper zu begeben.
    Oft hatte Alaska die Ruhenische verlassen und war am Rand des Sees materialisiert, um seine Körperlichkeit zu genießen und sich zu überzeugen, daß sie noch vorhanden war. Er war jedesmal zurückgekehrt, doch wenn er sich im Auftrag der Gänger des Netzes auf den Weg gemacht hatte, dann waren die Zeiten seines Ausbleibens immer länger geworden.
    Testare konnte es dem Terraner nicht verdenken. Alaska wußte selbst nicht, welche psychischen Ursachen sein Verhalten hatte. Er glaubte fester an den Sinn ihrer Symbiose als der Cappin.
    Doch was war ein Mensch mit einem Zellaktivator ohne seinen Körper? Wozu brauchte der Unsterbliche einen Aktivator, wenn er sich auf die Existenz als Bewußtsein versteifte? Testare hielt das für die Kardinalfrage in ihrem Verhältnis zueinander. Deshalb war er ausgebrochen. Deshalb hatte er die vorübergehende Abwesenheit seines Symbiosepartners dazu benutzt, sich aus dem Staub zu machen.
    Er wußte, daß Alaska enttäuscht sein würde. Ja, mehr als das. Er würde es nicht verstehen, und die
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