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1322 - Das Grauen von St. Severin

1322 - Das Grauen von St. Severin

Titel: 1322 - Das Grauen von St. Severin
Autoren: Jason Dark
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Künstler ja meldet.«
    »Das hoffen wir.«
    »Ach ja, da ist noch was«, sagte Hajo Becker, während er eine Zigarre aus seiner Hemdtasche zog, sie zwischen den Fingen drehte und sie dabei betrachtete. »Ich hatte doch zwei Zimmer für Bekannte reserviert.«
    »Stimmt, das geht in Ordnung. Sogar auf Ihren Namen.«
    »Genau.«
    »Es sind Männer?«
    »Ja, alte Freunde von mir. Wir wandern sehr gern. Bei Ihnen angerufen hat noch keiner von ihnen?«
    »Nein.«
    Becker riss ein Zündholz an und hielt die Flamme gegen das Zigarrenende. Genussvoll qualmte er einige Wolken, so dass sein Gesicht dahinter verschwand. Der Hotelier schaute von der anderen Seite der Theke zu. Es hatte den Anschein, als würde sich das Gesicht des Gastes langsam auflösen.
    Von draußen drang der Stimmenklang durch die offenen Fenster in die Bar hinein. Kurz darauf betraten vier Gäste den Raum. Zwei Frauen und zwei Männer.
    »Durst haben wir, großen Durst.«
    »Der kann gelöscht werden.«
    Die Gäste nahmen an der anderen Schmalseite der Theke Platz.
    Sie winkten Hajo Becker kurz zu, der zurückgrüßte. Dann widmete er sich seinem Bier und der Zigarre.
    Als Claas Claasen auch seine neuen Gäste bedient hatte, sagte Becker: »Jetzt werde ich mir doch eine gönnen.«
    »Alte Pflaume?«
    »Was sonst?«
    Der Hotelier griff nach der Flasche und grinste dabei.
    »Aber eine für Erwachsene«, bestellte Hajo Becker.
    »Die sollen Sie haben.«
    Der Gast bekam sein Getränk serviert. Er genoss das Aroma, das aus dem bauchigen Glas in seine Nase strömte und war mit sich und der Welt zufrieden.
    Sehr zufrieden sogar…
    ***
    Drei Uhr!
    Es reichte. Es war mal wieder spät oder früh geworden, und Claas Claasen war froh, dass der allerletzte Gast gegangen war und auch er endlich Feierabend machen konnte.
    Auf Zehenspitzen betrat er das Schlafzimmer, nachdem er zuvor nach den drei Kindern geschaut und festgestellt hatte, dass alle schliefen. So konnte auch er sich beruhigt ins Bett legen, wobei an Schlaf noch nicht zu denken war. Er kannte sich, denn am Abend und auch in der Nacht war zu viel passiert.
    In der Bar war es noch mal hoch hergegangen. Irgendwie gehörte das zum Sommer dazu, und ein Hotelier verdient ja auch an den Getränken.
    Seine Frau lag im Bett und schlief. Claas lächelte, als er ihre regelmäßigen Atemzüge hörte. Er wollte sie auch nicht stören und schlafen lassen.
    Der nächste Weg führte ihn ins Bad. Die Arbeit hinter der Bar war anstrengend gewesen und hatte ihn schon ins Schwitzen gebracht. So wollte er nicht ins Bett. Er stellte sich kurz unter die Dusche und trocknete sich mit dem großen Badetuch ab. Dabei schaute er in den Spiegel, der kaum beschlagen war. Er sah sein Gesicht, einen Teil seines Oberkörpers und hatte plötzlich das Gefühl, von einem Eispickel mitten in die Brust getroffen worden zu sein.
    Etwas war mit ihm geschehen!
    Sein Gesicht war normal geblieben. Das bezog sich allerdings nicht auf die Augen. Sie hatten sich verändert. Dabei sprach er nicht von einem müden Blick, nein, mit ihnen war etwas Schreckliches geschehen. Sie hatten die Farbe angenommen, die er in den Augen des Mönchs an der Kirche gesehen hatte.
    Claas Claasen erschrak über sich selbst. Wenn er sich hätte beschreiben sollen, dann hätte er von einem Monster gesprochen, obwohl der Körper und der Kopf gleich geblieben waren. Aber sein Gesicht mit den dunkelroten Höllenaugen bot einen Anblick, den er sich selbst kaum zumuten konnte.
    Zunächst hatte er überhaupt nicht reagiert und war nur zusammengezuckt. Er blieb auch in den folgenden Sekunden in einer Abwehrhaltung vor dem Spiegel stehen. Praktisch wie jemand, der weglaufen wollte, es aber nicht konnte, weil ihn irgendwelche Hände festhielten, die er selbst aber nicht sah.
    In den letzten Sekunden hatte er nicht mal geatmet. Er musste es tun, und als er Luft holte, da drang zugleich ein Stöhnen aus seinem Mund. Es war eine Reaktion auf die Angst, die ihn umschlossen hielt, und augenblicklich stiegen wieder die Bilder in ihm hoch, die er erlebt hatte. Die roten Augen innerhalb der Schwärze hatte er sich nicht eingebildet. Es gab sie tatsächlich. Nur hatten sie jetzt den Mönch verlassen und waren auf ihn übergegangen.
    Rote Augen!
    Kein Mensch besaß sie. Nur er. Das Zittern kehrte zurück. Obwohl Claas geduscht hatte, konnte er den Schweißausbruch nicht vermeiden. Sein Verstand arbeitete weiterhin normal, obwohl er sich die eigene Veränderung nicht erklären konnte. Aber er
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