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1322 - Das Grauen von St. Severin

1322 - Das Grauen von St. Severin

Titel: 1322 - Das Grauen von St. Severin
Autoren: Jason Dark
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Gedanken nicht loswerden, dass im Innern doch etwas steckte, das entfernt mit dem Begriff Leben umschrieben werden konnte.
    Ja, das traf zu. Er hatte es erlebt. Aber es war ein unheiliges Leben gewesen. Würmer und anderes Getier hatten sich darin ausgebreitet. Von einer anderen Kraft war er gelenkt worden, und man hatte ihn nur mit einer magischen Waffe vernichten können. Durch Strahlen, die ein Kreuz entlassen hatte. Es befand sich im Besitz eines gewissen John Sinclair, der zur Zeit nicht auf der Insel war, sondern in London, wo er für Scotland Yard arbeitete.
    Claas Claasen wünschte ihn sich an seiner Seite, doch er konnte den Mann nicht herzaubern.
    Dafür war der Mönch da.
    Angeblich eine Gestalt, die schon Millionen von Jahren existiert hatte. Aber zur Hölle, die war vernichtet worden. Es gab sie nicht mehr, und trotzdem war sie wieder da. Claas erlebte das gleiche Gefühl wie beim ersten Mal, und das brachte ihn fast um den Verstand.
    Er sah sich gezwungen, in den Mönch hineinzuschauen. Auch jetzt bot er einen unheimlichen Anblick. Diese Leere besaß etwas Besonderes, denn sie war nicht leer. Sie war schwer. Eine Schwärze, die der Hotelier auch nicht als normal ansah. Das war kein Nichts, das war etwas, das trotz der Schwärze in sich lebte.
    Er wusste selbst, dass er mit dieser Beschreibung nicht eben ins Zentrum traf, nur fiel ihm nichts anderes ein. Er blieb praktisch bei diesem Vergleich hängen.
    Das Gefühl für Zeit hatte er verloren. So wusste er nicht, wie lange er vor der Figur gestanden hatte, angefüllt mit Gedanken und Vermutungen und trotzdem leer im Kopf.
    Eigentlich hätte er sich jetzt umdrehen müssen, um wegzulaufen.
    Das tat er nicht. Er blieb auf der Stelle stehen und bewegte sich ebenso wenig wie die Figur vor ihm. Je mehr Zeit verging, umso stärker drang in ihm ein Gedanke durch. Er fühlte so etwas wie eine Seelenverwandtschaft zwischen der Figur und sich.
    Es war objektiv gesehen der reinste Unsinn, doch er kam nicht von dem Gedanken los.
    Je länger Claasen vor dem Mönch stand und auf ihn schaute, desto stärker wurde das Gefühl, dass ihm etwas genommen wurde.
    Ihm war seine Umgebung egal. Es gab jetzt nur ihn und den Mönch – und natürlich die Schwärze in seinem Innern.
    Bewegte sich dort etwas? Drang zugleich ein Flüstern an seine Ohren oder war es nur der Wind, der diese Geräusche verursachte, weil er mit den Blättern spielte?
    Das Normale war unnormal geworden. Er interpretierte etwas hinein, was es eigentlich nicht gab.
    Sollte ihn eine Botschaft erreichen? War der Mönch etwa in der Lage, ihm etwas zuzuflüstern?
    Der Hotelier glaubte inzwischen alles. Sein rationales Denken war aufgeschaltet worden, und die Ströme, die von dem Mönch ausgingen, bekam er ebenfalls mit.
    Sie drangen tief in ihn ein und malträtierten seine Seele. Er hatte immer größere Probleme, mit sich zurecht zu kommen. Sein Blick engte noch mehr zusammen und so war er nur in der Lage, den Mönch zu sehen.
    Wieder schaute er hinein.
    Die Schwärze war da. Sie zog sich nicht zurück. Sie blieb wie dicker Sirup innerhalb der Gestalt, aber etwas passierte in der Schwärze. Er sah es genau, und Claas wollte etwas sagen. Am liebsten hätte er geschrien, was nicht möglich war. Obwohl sein Mund bereits offen stand, war seine Kehle wie zugeschnürt.
    Etwas war in der Schwärze entstanden, und das war keine Täuschung. Zwei rote, glühende Augen…
    ***
    Auch jetzt war Claas Claasen nicht in der Lage, auch nur ein Wort zu sagen. Er sah die beiden Augen, die keine roten Kugeln waren.
    Sie hatten eine ovale Form und erinnerten somit an die Augen eines Menschen.
    Er schaute sie an, sie starrten ihn an. Sie wichen um keinen Millimeter zur Seite. Es gab keine Bewegung in ihnen. Der Blick war starr und glühend rot. Er erwischte nicht nur das Gesicht des Hoteliers, sondern drang tiefer, als sollte er sich wie Säure tief in seine Seele hineinfressen. Der Hotelier war nicht mehr in der Lage, neutral darüber nachzudenken. Die Augen allein zogen ihn in ihren Bann. Zugleich überkam ihn der Eindruck, dass sie sich aus der Schwärze lösten und langsam auf ihn zuwanderten. Die Fantasie musste ihm einen Streich spielen, das lange Starren auf einen Punkt hatte dafür gesorgt, dass sich Dinge veränderten, und es war auch unmöglich, dass sich die Augen aus der Schwärze lösten und auf ihn zuwanderten.
    Tatsächlich?
    Claas Claasen stand frei vor der Gestalt, und trotzdem kam er sich vor wie in einem
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