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1316 - Vampirhölle

1316 - Vampirhölle

Titel: 1316 - Vampirhölle
Autoren: Jason Dark
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Hals fest. Es war für sie ein besonderes Spiel. Vanessa spürte die Fingernägel wie kleine Messer, die in ihre Haut stachen und dort Wunden hinterließen. Sie zog die Hand noch ein kleines Stück nach unten, damit die Wunden größer wurden und frei lagen. So hatte das Blut freie Bahn, um an der Haut entlang zu fließen.
    Vanessa wehrte sich nicht. Sie ließ es zu, dass Mona sie umschlang, den Mund weit öffnete und ihre Zunge herausstreckte, um gierig das frische Blut aufzuschlecken.
    Die Geigerin musste alles willenlos über sich ergehen lassen. Sie hielt die Augen fest geschlossen und versuchte, ihren Gedankengängen eine andere Richtung zu geben, was sie nicht schaffte, denn sie wurde durch das Schmatzen und die Leckgeräusche gestört.
    »Hör auf damit!«, sagte Mike.
    »Warum? Ihr Blut ist so köstlich«, erwiderte Mona.
    »Wir werden es gemeinsam trinken!«
    »Schon gut.«
    Vanessa wurde losgelassen. Den Befehl des Prinzen hatte sie ebenfalls verstanden. Er winkte den beiden Frauen zu. Vanessa bekam einen Stoß, der sie zur Seite und zugleich nach vorn trieb. Sie stolperte auf Mike Delano zu, fiel aber nicht, sondern stemmte sich an einer Sargecke ab.
    Da blieb sie stehen.
    »Nimm deinen Platz ein!«, befahl Mike.
    »Wie…«
    »Wo du immer gespielt hast, verdammt!« Er riss die Hand mit dem Bogen hoch. »Setz dich auf deinen Sarg.«
    »Und dann?«
    »Wirst du spielen, verflucht. Ja, du wirst das Lied von deinem Tod spielen. Den Song von Blut und Tod. Es wird dein letzter Auftritt als Mensch sein, und wir hören gern zu. Und wir werden bestimmen, wann diese Ouvertüre beendet ist.«
    Nein, sie hatte sich nicht verhört. Aber sie stemmte sich auch nicht dagegen. Vanessa war an einem Punkt angelangt, an dem sie eingesehen hatte, dass Widerstand keinen Sinn hatte.
    Deshalb ging sie vor.
    Sie hielt den Kopf gesenkt und schaute nur gegen den Boden. So wie sie mussten sich in früheren Zeiten auch die Menschen gefühlt haben, die zu ihrer Hinrichtung schritten.
    Es war nur ein kurzer Weg. Mike stand in der Nähe. Seine Schwester hielt sich hinter Vanessas Rücken auf. Sie war in die Zange genommen worden.
    »Setz dich wieder.«
    Es blieb Vanessa nichts anderes übrig, als auf den geschlossenen Sarg zu klettern. Diesen Sitzplatz kannte sie, und auch die Haltung, die sie eingenommen hatte, war ihr nicht fremd.
    Gestern noch war es Spiel gewesen. Und Hobby zugleich. Heute aber stand sie einen Schritt vor einem besonderen Tod, der schließlich in ein Leben überging, das diesen Namen nicht verdiente.
    Es war schon Routine, sodass sie automatisch die gleiche Haltung einnahm, die sie gewohnt war.
    »Wunderbar«, lobte Mike und reichte ihr zuerst die Geige und danach den Bogen.
    Nicht mal beim Erlernen des Geigenspiels hatten ihre Hände so gezittert wie jetzt. Vanessa wollte nicht daran denken, was vor ihr lag, und hatte vor, sich nur auf das Spiel zu konzentrieren, aber das würde ihr verdammt schwer fallen.
    »Fang an!«
    Vanessa setzte den Bogen an. Sie schaute noch einmal nach rechts. Dort stand Mike in einer wahren Lauerhaltung.
    Sie blickte nach links. Da hielt sich Mona auf. Das unruhige Spiel des Kerzenlichts rann über ihren Körper hinweg wie die Spiegelung eines grauhellen Gewässers.
    Es gab keine andere Möglichkeit. Sie musste spielen. Und Vanessa Drake spielte…
    ***
    Das Licht hatten wir schon gesehen. Nur war es uns nicht möglich gewesen, die Entfernung abzuschätzen. In der Dunkelheit täuschte alles. Hinzu kam, dass die Fläche nicht frei lag und wir uns regelrecht zum Ziel hinkämpfen mussten.
    Möglichst lautlos. Das war leichter gesagt als getan. Das Gelände bereitete uns schon einige Probleme. Normal konnten wir nicht gehen. Die Lampen ließen wir in den Taschen stecken, denn nichts sollte uns verraten.
    Wir duckten uns und versuchten, so wenig Geräusche wie möglich zu verursachen. Das war nicht leicht. Immer wieder stießen wir gegen Hindernisse.
    Ich hatte Suko vorgehen lassen. Er war praktisch derjenige, der den Weg frei machte. Immer wieder bog er Zweige zur Seite, ließ sie aber nicht zurückschnellen, sondern hielt sie für mich fest.
    Wir gingen so, dass wir das Licht stets im Auge behielten und auch keinen großen Umweg machen mussten, um es zu erreichen.
    Es war bisher perfekt gelaufen. Ich hoffte, dass es bis zum Ziel so weiterging.
    Es veränderte sich in der Umgebung nichts, und doch wurde alles anders. Urplötzlich, ohne Vorwarnung erreichte uns das Spiel der Geige.
    Jetzt stand
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