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1315 - Das Lied von Blut und Tod

1315 - Das Lied von Blut und Tod

Titel: 1315 - Das Lied von Blut und Tod
Autoren: Jason Dark
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herrschte, auch wenn das Licht brannte.
    In einer Ecke standen die Glotze, der Recorder und der CD-Player zusammen. An den Wänden hatte sie die Plakate der entsprechenden Popgruppen aufgehängt. Junge Männer und Frauen, die zumeist vor düsteren Hintergründen standen, wie Friedhöfe oder nebelverhangene Wälder. Zwei Spiegel besaßen Umrahmungen, die in ihrer Farbe und dem Aussehen an alte Knochen erinnerten. In Ermangelung eines Schranks hatte sich Vanessa einen fahrbaren Kleiderständer besorgt und auf der Stange ihre Klamotten aufgehängt, zumeist schwarze und graue Kleidungsstücke.
    Etwa Helles, wie ihr Kleid, war nur selten dazwischen.
    Als Couch dienten Polster, die sich auf dem Boden verteilten.
    Daneben stand ein Stuhl und davor reckte sich ein dürrer Notenständer in die Höhe. Er war wichtig, wenn sie ihren Schülern Unterricht gab, denn sie sollten lernen, auch die entsprechenden Noten zu lesen.
    Sie legte Geige und Bogen auf das Bett und schaltete das trübe Deckenlicht ein. Dann betrat sie den zweiten Raum, der noch zu ihrer Wohnung gehörte.
    Es war ein Bad.
    Klein, fast winzig. Zwei Personen hätten dort kaum Platz gefunden. Aber es hatte eine Dusche und ein kleines Waschbecken.
    Nicht nur ihr Kleid sah schmutzig aus. Auch sie fühlte sich so, und deshalb wollte sie eine Dusche nehmen. Ihr Kopf steckte noch voller Gedanken, und sie hoffte, dass die warmen Wasserstrahlen sie vertreiben würden.
    Das Kleid ließ sie vor der Tür liegen. Die Dusche wartete. Auch wenn sie wirklich nicht groß war, Vanessa genoss es, sich unter die Strahlen stellen zu können. Ihr Haar wurde durch eine Duschhaube geschützt. Sie stand unter den Strahlen, hielt die Augen geschlossen und gab sich der heißen Botschaft hin.
    Als ihre Haut zu prickeln begann, hatte sie genug. Vanessa griff zu einem Handtuch, das in dieser engen Bude nie richtig trocknete, und war froh darüber, ihr Äußeres gesäubert zu haben.
    Leider war das in ihrem Innern nicht der Fall. Sie wusste selbst nicht, wie sie sich fühlte, weil es einfach zu schwer war, sich selbst zu erkennen, doch es gab etwas, das sie zwar kannte, jedoch nicht auf eine derartige Art und Weise.
    Angst!
    Gemeine Angst. Furcht vor einer Zukunft, die sie bestimmt nicht in rosigen Farben sah. Bisher hatte sie versucht, mit der Angst zu spielen und war nie davon ausgegangen, sie richtig zu erleben, trotz ihres ungewöhnlichen Hobbys. Da war sie über nächtliche Friedhöfe gegangen, um das Geigenspiel erklingen zu lassen, als sollten die düsteren Melodien, wenn sie über die Gräber hinwegschwebten, diese öffnen und die Toten aus der feuchten Erde holen.
    Vampire, Geschöpfe der Nacht, düstere Engel, auf hohen Sockeln oder der steinerne Sensenmann, das alles gehörte dazu, um eine echte Schwarze zu sein.
    Und jetzt?
    Vanessa stand vor dem Kleiderständer und schauderte zusammen. Jetzt hatte sie erlebt, dass es die Blutsauger auch in der Wirklichkeit gab, und das bereitete ihr Probleme. Möglicherweise, weil sie die Geschwister kannte, die innerhalb der Gruppe zu den Hardlinern gehörten und den echten Vampiren möglichst nahe sein wollten.
    Und jetzt war es geschehen!
    Sie schüttelte sich, als sie das rote Samtkleid über den Kopf streifte. Es war ein altes Kleidungsstück. Sie hatte es auf dem Flohmarkt erworben, die vielen Knöpfe abgetrennt und sich einen Reißverschluss eingearbeitet, um es besser schließen zu können.
    Mit Bedacht zog sie ihn an der Vorderseite hoch. Ihr Blick war ins Leere gerichtet oder auch in eine imaginäre Welt, die jenseits der normalen lag.
    Mit der vergangenen Nacht hatte sich Vanessas Leben geändert.
    Sie wusste jetzt, dass es einen echten Vampir gab. Und sie wusste auch, dass es nicht bei dem einen bleiben würde. Ein Vampir ernährte sich von Blut, und das würde er sich holen.
    Verwandtschaftliche Beziehungen spielten dabei keine Rolle. Da war Mona das ideale Opfer.
    Also gab es zwei Vampire.
    Auch diese Rechnung ging nicht auf. Es musste noch einen dritten geben, denn irgendjemand hatte ja Mike zu dem gemacht, was er jetzt war. Der Gedanke daran erschreckte sie, und sie wurde plötzlich sehr, sehr blass. Vanessa wusste, welch eine Verantwortung auf ihren Schultern lag. Es kam wirklich auf sie an, die anderen Freunde zu warnen, denn Mike und Mona würden ihre »Lebensumstände« kaum ändern. Sie würden dort weitermachen, wo sie als Menschen aufgehört hatten.
    Immer wenn Vanessa unsicher war und nicht wusste, wie sie sich verhalten
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