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13 schlägt's auf Schreckenstein

13 schlägt's auf Schreckenstein

Titel: 13 schlägt's auf Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Weiterungen von vornherein auszuschließen und trotzdem witzig zu sein, das war das Geheimnis eines echten Schreckensteiner Streichs. Nichts durfte dabei beschädigt oder zerstört, kein Außenstehender erschreckt oder irgendwie beeinträchtigt werden. Diese freiwilligen Auflagen hatten schon manchen Nachahmer verzweifeln lassen. Jerry, Udo und Andreas wussten das nur zu genau.
    „Mann!“ stöhnte der kleine Eberhard. „Das sind vielleicht Probleme!“ Angestrengt starrten die Ritter vor sich hin. Nur Stephan neigte sich mit einem Schmunzeln zu Ottokar hinüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Schulkapitän lauschte mit ernster Miene. Dann schlug er sich auf die Schenkel und rief: „Ist ja ein ungeheures Ding! Genauso machen wir’s.“
    „Würdet ihr uns bitte auch einweihen?“ fragte Mücke besonders freundlich. „Oder soll das eine Überraschung für Weihnachten werden?“

Vom Regen in den Wolkenbruch

    Ältere Menschen schütteln gern über jüngere die Köpfe. Das ist bekannt. Wenn Gleichaltrige übereinander die Köpfe schütteln und das schulklassenweise, dann muss sich schon etwas Ungewöhnliches ereignet haben.
    Das Sommertrimester begann in Neustadt mit strömendem Regen. Am Nachmittag hatte er eingesetzt und bis zum Unterrichtsbeginn nicht aufgehört. Als die Jungen der Ebertschule ihre Klassenzimmer betraten, fanden viele ihre Plätze besetzt. Auf den ersten Blick glaubten sie, nicht recht zu sehen, doch schon beim zweiten gab es keinen Zweifel mehr: die berüchtigten Schreckensteiner hatten es sich bequem gemacht, verteilt auf die Klassen, in die sie dem Stand ihrer Ausbildung nach gehörten.
    „Was tut ihr denn hier?“ Die hundertmal gestellte Frage beantworteten sie ebenso einheitlich wie stur: „Wir nehmen am Unterricht teil. Heute ist doch erster Schultag, oder?“ Bereitwillig räumten sie die fremden Plätze, setzten sich auf Tischkanten und Fensterbretter. Es war eng, wie seinerzeit vor Eröffnung von Schreckenstein.
    Lediglich in der Klasse der Großen konnten Ottokar, Stephan und Mücke auf ihren Stühlen sitzen bleiben.
    Diejenigen, die sonst hier saßen, waren nicht erschienen. Aber Herr Schuster, der Rektor der Schule, würde sogleich erscheinen. Er gab die erste Stunde. Dampfwalze hatte sich erkundigt. Ansonsten verhielten sich die Schreckensteiner mundfaul und sehr gelassen, ganz anders die Ebertschüler, deren Spannung nahezu knisterte. Zum erstenmal hatten sie das Gefühl, bei einem Schreckensteiner Streich mit dabeizusein.
    Herr Schuster trat ein, blieb stehen, starrte in die überfüllte Klasse und sagte: „Jetzt schlägt’s dreizehn! Macht, dass ihr hier rauskommt, rauf auf eure Burg!“
    „Das geht leider nicht“, antwortete Mücke ruhig.
    „Und warum geht das nicht?“ fragte Herr Schuster.
    Ottokar erhob sich. „Die Burg ist zur Zeit geschlossen“, erklärte er.
    „Geschlossen?“ wiederholte Herr Schuster. „Was sagt denn Direktor Meyer dazu?“
    „Er sagt, dass heute der Unterricht beginnt“, erwiderte Ottokar sparsam, aber wahrheitsgemäß. Auch außerhalb ihrer Gemeinschaft logen die Ritter nicht. Sie waren es einfach nicht gewohnt.
    Stephan kam seinem Freund zu Hilfe. „Da mussten wir in unsere ehemalige Schule zurück“, erklärte er. „Wir wollen uns weiterbilden und keine Stunde versäumen!“
    „Bitte unterrichten Sie uns!“ bettelte Mücke mit scheinheiligem Gesicht, dass einige Ebertschüler losprusteten.
    Hans-Jürgen erhob sich vom Fensterbrett. „Wir haben es schwer genug.“
    „So?“ Herr Schuster schaute giftig, weil er nicht wusste, was er mit der komischen Situation anfangen sollte.
    „Leider“, bekannte Andi treuherzig. „Wir müssen alles im Kopf behalten. Unsere Bücher und Hefte sind auf der Burg eingesperrt.“
    „Ein dummer Zufall!“ bekräftigte Klaus, der lässig an der Wand lehnte. Jetzt konnten die Ebertschüler nicht mehr ernst bleiben. Laut platzten sie hinaus.
    In den anderen Klassenzimmern ging es ähnlich zu. Überall baten die Schreckensteiner, am Unterricht teilnehmen zu dürfen und brachten damit die Lehrer in größte Verlegenheit. Einige verließen ihre Klassen und kamen, um sich mit Rektor Schuster zu besprechen. Bald dröhnte das Schulhaus vor Gelächter; an einen geordneten Unterricht war nicht zu denken.
    Nur die Schreckensteiner verhielten sich weiterhin mustergültig. Ihre Höflichkeit und die Bitte um Unterricht machten es Rektor Schuster unmöglich, sie hinauszuwerfen. Obwohl ihm klar war, dass es
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