Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1288 - Das unheimliche Mädchen

1288 - Das unheimliche Mädchen

Titel: 1288 - Das unheimliche Mädchen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
nicht mehr brannte.
    »Aber das Feuer war da, John!«, flüsterte sie.
    »Das weiß ich, meine Liebe. Aber jetzt ist es verschwunden.«
    »Hast du es gelöscht?«
    »Man kann es so nennen.«
    Sie fasste meine Hand an, die ich ihr entgegengestreckt hatte. Ihr Gesicht zeigte jetzt eine kleine Erleichterung, und sie atmete auch wieder tief durch.
    Ich zog sie hoch.
    »Bitte«, flüsterte sie. »Ich… ich… weiß es auch nicht.« Aus starren Augen schaute sie zum Fenster hin.
    »Ich kann mir das alles nicht erklären, John.«
    »Aber es ist passiert«, sagte ich.
    »Ja.«
    »Und es muss auch einen Grund gehabt haben - oder?«
    Sie nickte.
    »Welchen?«
    »Ich weiß es nicht.« Mit müden Schritten ging sie zum Stuhl und ließ sich darauf nieder. »Ich weiß es wirklich nicht.« Mit einer Hand wischte sie über ein Gesicht, dessen Ausdruck starr geworden war. »Es ist so plötzlich da gewesen.«
    Das nahm ich ihr gern ab, aber ich stellte ihr noch eine andere Frage: »Glaubst du nicht, dass es einen Grund gehabt haben muss, Gabriela?«
    »Kann sein.« Sie blickte wieder zum Fenster hin. »Jetzt denkst du, dass ich der Grund gewesen bin oder?«
    »Das kann ich nicht abstreiten.«
    »Aber ich habe nichts getan!«, rief sie verzweifelt und hob die Arme an.
    »Was hast du denn getan, Gabriela?«
    »Kaum etwas. Nichts. Ich weiß es nicht, denn ich habe mich völlig normal verhalten.«
    »Genauer.«
    Sie schaute ins Leere und überlegte. »Das war alles so verdammt normal. Du hast das Zimmer verlassen. Ich wollte noch mal nach draußen schauen. Der Teich gefällt mir so gut. Aber dazu kam es nicht mehr. Ich stand kurz vor dem Fenster, als es passierte. Da waren plötzlich die Flammen da. Und sie erfassten nur den Rahmen. Sie schlugen aus dem Nichts hervor und rahmten die Scheibe ein, die ja nicht brannte.«
    »Das habe ich gesehen.«
    Nach dieser Antwort drehte Gabriela den Kopf und schaute mich an. »Was hast du denn noch gesehen?«, fragte sie leise.
    »Nichts.«
    »Nicht sie?«
    Jetzt war ich überrascht. »He, wen meinst du?«
    »Die Gestalt.«
    »Nein, tut mir Leid. Die habe ich nicht gesehen. Wo soll sie denn gewesen sein?«
    »In der Scheibe«, flüsterte sie. »Es war eine Gestalt, und sie war von Flammen umgeben. Ein richtiger Feuerengel. Sie… sie… grinste mir zu und winkte auch.«
    »Was meinte sie damit?«
    »Ich habe es gesehen. Sie winkte, als wollte sie mich bei sich haben. Aber ich bin nicht hingegangen. Ich habe geschrien, und dann bist du schon gekommen.«
    Gelogen hatte sie nicht, denn auch mir war die Gestalt noch kurz vor dem Verschwinden aufgefallen.
    »Mal eine andere Frage, Gabriela. Hast du sie denn erkannt?«
    »Was meinst du?«
    »Ich wollte nur wissen, ob du sie kennst?«
    »Nein, das glaube ich nicht«, erwiderte sie nach einer kurzen Denkpause. »Aber sie schien mich zu kennen, denn sie winkte mir zu.«
    »Dann hast du auch nicht gesehen, ob sie eine Frau oder ein Mann gewesen ist?«
    »Eher eine Frau…«
    »Ach?«
    Sie stand auf. Sie leckte über ihre Lippen. Sie nickte dem Fenster zu. »Das ist eine Frau gewesen, aber ich will nicht von einem Engel sprechen oder so. Es war eine Frau. Älter als ich…«
    »Hat sie was zu dir gesagt?«
    »Nein«, flüsterte sie, »das hat sie wohl nicht. Aber irgendwie war sie mir trotzdem vertraut, obwohl ich eine so große Angst gehabt habe. Ja, das muss ich schon sagen. Sie ist mir vertraut gewesen.«
    »Dann sollten wir gemeinsam darüber nachdenken, wer da etwas von dir wollte.«
    »Ich habe nur Angst.«
    »Das kann ich verstehen. Du musst es auch anders sehen…«
    »Nein, John, lass«, unterbrach sie mich. »Mir ist ja etwas aufgefallen. Ich erinnere mich wieder. Bevor das Fenster brannte, habe ich einen Schub im Innern gespürt. Es wurde wieder so heiß, und jetzt weiß ich auch, dass ich es war, die das Fenster in Brand gesteckt hat. Dabei habe ich es nicht gewollt. Es ist über mich gekommen. Ich bin wirklich ein Feuerteufel.«
    »Nein!«
    Sie ballte die Hände zu Fäusten. »Doch, John, ich bin ein verdammter Feuerteufel. Da kannst du sagen, was du willst. Ich habe dafür gesorgt, dass das verdammte Fenster brannte. Sonst wäre es doch nicht passiert. Nur ich…«
    Ich wollte nicht widersprechen, denn sie wäre mir immer in die Parade gefahren. Doch ich sah, dass sie litt. Kein Mensch wäre in der Lage gewesen, so etwas leicht zu verkraften. Mit einem derartigen Schicksal konnte man nicht umgehen.
    Natürlich machte auch ich mir meine Gedanken,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher