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1287 - Wiedersehen im Jenseits

1287 - Wiedersehen im Jenseits

Titel: 1287 - Wiedersehen im Jenseits
Autoren: Jason Dark
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verlaufen hatte.
    In ihrem roten, schon festlich aussehenden Kleid lag sie auf dem Rücken. Das schöne Gesicht war verzerrt. Der Mund stand weit offen, und sie schickte Bill die fauchenden und hasserfüllten Worte entgegen, die er zwar wahrnahm, sich darum aber nicht kümmerte.
    Er musste mit sich selbst klar kommen. Beide Hände drückte er gegen seine Wangen. Bill schaute nach unten gegen den Boden, als könnte er dort eine Lösung für seine Probleme finden.
    Helena rappelte sich wieder auf. Sie hätte Bill angreifen können, sie tat es nicht. Etwas musste sie stark stören. Als sie auf den Füßen stand, schaute sie sich um, und das mit einem Blick, der stechend war und so wirkte, als wollte sie die Dunkelheit durchdringen und sie anschließend auch vertreiben.
    Sie leckte über ihre Lippen hinweg. Sie knurrte wie ein Tier, das kurz vor dem Angriff steht.
    Dann hörte sie die Rufe. Diesmal nicht von einer Frauenstimme. Wer da seine Botschaften durch die Nacht schickte, waren zwei Männer. Eine Stimme glaubte sie zu kennen. Sie gehörte der Person, die sie gern für immer in die Gruft eingeschlossen hätte. Es war ein Mann gewesen, der ihr Furcht eingejagt hatte, denn es war ihm tatsächlich gelungen, ihr zu entkommen.
    Diesmal war es umgekehrt. Da wollte sie fliehen und in den dichten Dschungel des Friedhofs untertauchen. Helena dachte daran, dass man sich im Leben oder in seiner Existenz immer zwei Mal begegnete. Vergessen hatte sie den Menschen nicht.
    Bill Conolly stand zitternd auf der Stelle. Sein rechter Fuß drückte auch weiterhin das Messer zu Boden. Er hätte jetzt etwas unternehmen müssen, aber dazu war er nicht in der Lage, denn er schaute irgendwie nur ins Leere und bekam auch die nächsten Vorgänge nicht richtig mit.
    Die schöne Helena schrie noch einmal auf, dann setzte sie zu einem Rückzug an, und die Augen des Reporters weiteten sich. Sie ging nur einen Schritt zur Seite. Als sie den zweiten fast hinter sich hatte, löste sich ihre Gestalt allmählich auf und wurde zu einem durchscheinenden Gespenst, das durch nichts mehr aufzuhalten war. Hätte er jetzt zugefasst, er hätte hindurchgegriffen, doch Bill traute sich nicht. Während sie weiter entschwand, schickte sie ihm noch eine Botschaft.
    »Freu dich nicht zu früh. Mir entkommt man nicht. Denke immer daran, Bill Conolly.«
    Er wollte etwas sagen und auch auf sie zugehen, aber sie stand bereits als leicht schimmernder Geist mitten in einem Strauch und war in der nächsten Sekunde ganz verschwunden…
    ***
    Genau dieses Bild bekamen Suko und ich ebenfalls präsentiert. Und wieder sah ich sie nicht so, wie sie als Mensch aussah, sondern lernte ihre andere Seite kennen, denn sie hatte bereits die Verbindungszone zwischen dem Diesseits und dem Jenseits erreicht.
    Ich setzte zu einem Sprung auf das große Grab an. Ich spürte auch die weiche Erde unter meinen Sohlen, doch das war alles, was ich mitbekam. Von der geheimnisvollen Helena sah ich nichts mehr.
    Sie hatte es geschickt verstanden, sich in die andere Welt zurückzuziehen, und so hatte ich das Nachsehen.
    Auch Suko war überrascht. Er fand keine Worte, aber im Moment war das auch nicht wichtig für uns, denn jetzt ging es um die rein persönlichen Aufgaben.
    Eine davon hieß Bill Conolly!
    Er lebte! Das war zunächst am allerwichtigsten. Er stand so starr, als wäre er selbst zu einer Grabfigur geworden. Obwohl er in unsere Richtung blickte, glaubte ich kaum, dass er uns wirklich wahrnahm, weil er einfach noch zu sehr in seiner Welt verkettet war.
    Von Sheila sahen wir nichts. Aber wir waren sicher, dass wir ihre Stimme gehört hatten.
    Suko blieb als Aufpasser am Rand des Grabs stehen, während ich mich auf meinen Freund Bill zubewegte. Erst beim Näherkommen sah ich das Blut, das aus seiner Wunde am Hals sickerte und sich in der Kleidung festgesaugt hatte. Unter seiner rechten Schuhsohle ragte der Griff eines Messers hervor.
    Wahrscheinlich hatte er sich mit dieser Klinge selbst in den Tod schicken wollen.
    Ich sprach ihn leise an, denn ich hatte gesehen, dass er noch immer nicht in der Wirklichkeit stand.
    Er gab mir Antwort. »John…?« Die Stimme hörte sich an, als wäre er aus einem tiefen Schlaf erwacht.
    »Du träumst nicht. Ich bin es tatsächlich.«
    Er stöhnte auf, wischte über sein Gesicht und fing an zu zittern. Ich drückte ihn nach hinten und sorgte dafür, dass er auf der Bank seinen Platz fand.
    Starr blieb er dort hocken. Ich hätte gern gewusst, wie es in seinem
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