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1276 - Spielplatz der Hölle

1276 - Spielplatz der Hölle

Titel: 1276 - Spielplatz der Hölle
Autoren: Jason Dark
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Tür gehört. In der nächtlichen Stille klang das Geräusch ziemlich laut. Das hätte schon »Tote« wecken können, und sicherlich hatte er auch die Tiere in diesem Geschäft erschreckt und aus dem Schlaf gerissen.
    Er hörte ihr Schreien. Es waren ziemlich wilde Laute. Aufgeregt und hektisch, wahrscheinlich von irgendwelchen exotischen Vögeln abgegeben, die aus dem Schlaf gerissen worden waren.
    Es blieb nicht nur bei dieser Störung, denn jetzt erschien hinter dem Fenster der Umriss eines Kopfes, und wenig später wurde die Tür aufgezogen.
    Im Innenlicht zeichnete sich die Gestalt eines Harry unbekanntes Mannes ab.
    Harry war nach dem Klingeln auch einen Schritt zurückgetreten und entspannte sich wieder. Seine Hand sank an der rechten Seite nach unten, während er zugleich lächelte.
    Der Mann, der ihn anschaute, war recht groß, schlank und wirkte sehnig. Er hatte das graue Haar glatt nach hinten gekämmt und es im Nacken zu einem Zopf zusammengebunden. Schmale Augen, ein ebenfalls schmaler Mund, straffe Haut an den Wangen, ein graues Hemd in der gleichen Farbe wie die Haare, eine schwarze Hose, deren Gürtel das darüber hängende Hemd verdeckte, dicke Turnschuhe mit weichen Sohlen und zwei glitzernde Ringe in den Läppchen der großen Ohren.
    »Was wollen Sie?«
    Harry lauschte für einen Moment der neutral klingenden Stimme nach, bevor er eine Antwort gab.
    »Ich möchte mit Boris Kelo sprechen.«
    »Jetzt? Mitten in der Nacht?«
    »Sonst wäre ich nicht hier.«
    »Wer sind Sie?«
    »Ich komme in einer dienstlichen Angelegenheit.«
    Die Augen des Mannes verengten sich. »Polizei?«
    »So ähnlich.«
    »Boris ist nicht hier.«
    »Das dachte ich mir, als Sie mir öffneten. Darf ich erfahren, wer Sie sind?«
    »Dürfen Sie. Ich heiße ebenfalls Kelo. Anton Kelo. So, und jetzt nennen Sie mir Ihren Namen.«
    »Harry Stahl.«
    Kelo zeigte keine Reaktion. »Boris ist mein Bruder«, erklärte er nur. »Uns gehört hier die Tierhandlung.«
    Harry wunderte sich darüber, dass Anton so offen zu ihm war. Er musste schließlich wissen, wer sein Bruder war und welche Gefahr von ihm ausging.
    »Wissen Sie, wann er zurückkehrt?«
    Kelo zuckte die Achseln. »Das kann ich Ihnen nicht sagen, Herr Stahl. Ich bin nicht sein Hüter. Boris ist sein eigener Herr. Er kann tun und lassen, was er will, und seit ich denken kann, ist er des Öfteren in der Nacht unterwegs. Er mag die Dunkelheit. Er mag auch die Tiere, wenn Sie verstehen.«
    »Wie verhält es sich denn mit den Menschen?«, fragte Harry.
    »Die mag er weniger.«
    »Das dachte ich mir fast.«
    »Also…«
    Anton fügte kein weiteres Wort hinzu, und Harry Stahl wusste, dass er jetzt gefordert war. »Ich müsste ihn aber sprechen, denn es ist sehr wichtig.«
    Der schmale Mund bewegte sich. Anton nickte dann und meinte: »Das verstehe ich. Gewisse Dinge lassen sich eben nicht aufschieben. Mir ergeht es auch so. Ich denke, dass er noch in dieser Nacht zurückkehren wird. Deshalb mache ich Ihnen einen Vorschlag. Wie wäre es, wenn wir gemeinsam auf ihn warten?«
    Stahl war überrascht. Mit einer derartigen Antwort und einem solchen Vorschlag hatte er nicht gerechnet. Er musste sich erst fassen und seine Gedanken ordnen. Seine Stimme klang schon leicht unsicher, als er redete.
    »Wollen Sie denn nicht ins Bett?«
    »Ich war ja auf.«
    »Der Schlaf…«
    »Vergessen Sie ihn, Herr Stahl. Es gibt Menschen, die mit wenig Schlaf auskommen. Dazu gehöre ich. Ich liebe die Nacht, die Ruhe, die Einsamkeit. Da kann ich am besten nachdenken. Aber wenn Sie nicht wollen, mir ist es egal. Es war nur ein gut gemeinter Vorschlag.«
    Harry Stahl überlegte noch, wie er sich entscheiden sollte. In seinem Kopf ging es hin und her. Er wog die einzelnen Möglichkeiten ab, und dachte daran, dass Boris Kelo ein Zombie war. Sein Bruder Anton war es nicht, aber beide gehörten zusammen. Geschwister hielten zusammen, das war ihm auch klar, und so wäre es nicht unwahrscheinlich gewesen, wenn beide zusammenarbeiteten und dieses Haus zu einer Falle gemacht hatten.
    Zwei Herzen schlugen in seiner Brust. Das Gefühl riet ihm, wegzubleiben, aber der Verstand gab ihm einen anderen Rat. Wenn er den Fall auflösen wollte, dann musste er über den eigenen Schatten springen. Außerdem trug er die Waffe mit den Silberkugeln bei sich. Er würde sich also wehren können.
    »Entscheiden Sie sich!«
    »Ja!« Er hatte wider seine Überzeugung gesprochen, und Kelo schien froh darüber zu sein, denn er
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