Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1253 - Aufbruch nach Erendyra

Titel: 1253 - Aufbruch nach Erendyra
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
System kann unmöglich stabil gewesen sein."
    Reginald Bull fühlte sich versucht, sie darauf hinzuweisen, daß man nicht als unmöglich bezeichnen könne, was man mit eigenen Augen vor sich sah. Aber er verbiß sich die Bemerkung. Wenn er sich mit Agid Vendor auf eine Diskussion einließ, dauerte es gewöhnlich nur eine Minute, bis sie einander in den Haaren lagen. Der Augenblick, in dem er zum erstenmal ein System Elysischer Ringe zu sehen bekam, war ihm zu kostbar, als daß er ihn durch einen Streit hätte verderben mögen. Er war dankbar, daß ihm in diesem Augenblick Stronker Keen zuwinkte. Der ehemalige Leiter des PSI-TRUSTS hatte sich abseits des Holodisplays an einem Instrumententisch niedergelassen. Als Bull sich dem Tisch näherte, sah Keen zu ihm auf. Sein kantig, fast quadratisch geschnittenes Gesicht wirkte besorgt. Die lichtblauen, intelligenten Augen zeigten keine Spur der Bewunderung, die andere, nur wenige Meter entfernt, beim Anblick des Systems der Elysischen Ringe empfanden. In der Tat hatte Stronker Keen sich kaum um die Ringe gekümmert. Er war sofort zu seinem Instrumententisch gegangen, als die EXPLORER zur Ruhe kam. „Die Farbe hat mich mißtrauisch gemacht", erklärte er. „Ein oder zweimal auf meinen Fahrten habe ich Planeten gesehen, die wie blasser Topas leuchteten. Hier, sieh dir das an."
    Er schnippte mit den Fingern. Aus dem Nichts entstand eine Videofläche. Eine Lichtmarke huschte quer darüber und zeichnete die charakteristische Kurve eines planetarischen Spektrums. „Absorptionslinien von Sauerstoff, Stickstoff, ein paar anderen Gasen", sagte er. „Und eine Emissionslinie. Diese hier." Sein Finger stach durch die Luft und zeigte auf eine steile Zacke am rechten, hochfrequenten Ende des Spektrums. „Gammastrahlung, und nicht zu wenig."
    Reginald Bull sah auf und warf einen Blick auf die Holopro jektion. Die glitzernden Ringe interessierten ihn nicht mehr. Er starrte dem Planeten ins blasse, gelbliche Antlitz. „Die Nachwirkung von Kernexplosionen", sagte er dumpf. „Genau das ist es", bestätigte Stronker Keen. „Die Strahlung ist unverkennbar. Die Welt dort unten ist vor nicht allzu langer Zeit durch einen mit Kernwaffen geführten Krieg vernichtet worden."
    Reginald Bulls Blick war noch immer auf die Projektion gerichtet. „Sie hätte ein Paradies sein können", murmelte er. „Aber jetzt ist sie tot."
     
    *
     
    Er war in trüber Stimmung, als er Stronker Keen an seinem Instrumententisch sich selbst überließ und in den Kreis der eifrig Diskutierenden zurückkehrte. Immer wieder suchte sein Blick das bleiche Gesicht des vergewaltigten Planeten, und je öfter er hinsah, desto fester wurde sein Entschluß, auf der verwüsteten Welt zu landen und sich dort umzusehen.
    Unter denen, die über die seltsame Anordnung der Elysischen Ringe debattierten, war Agid Vendor die lautstärkste. Als sie Reginald Bull kommen sah, wandte sie sich ihm zu. „Nicht wahr, es ist auch deine Ansicht, daß ein solches System von Natur aus unmöglich stabil sein kann?" rief sie ihm entgegen. „Ich weiß es nicht", antwortete er mürrisch. „Es kann nicht stabil sein", beharrte sie rechthaberisch auf ihrer Ansicht. „Stellt euch dreiundzwanzig Monde vor, die auf solchen Bahnen einen Planeten umkreisen. Der massivste Mond hat eine Masse, die immerhin ein Dreihundertstel der Planetenmasse beträgt. Die dreiundzwanzig Satelliten gleiten immer wieder unter den verschiedensten Konstellationen aneinander vorbei. Die Gravitation wirkt sich aus. Es kommt zu Bahnverschiebungen, und das ganze System bricht in sich zusammen. Fünfzig Jahre gäbe ich ihm, wenn es heute noch aus Monden bestände. Dann wäre alles aus."
    „Dreiundsiebzig", sagte das Schiff. „Also gut, meinetwegen dreiundsiebzig", schrillte Agid Vendor ärgerlich. „Das Ausschlaggebende ist, daß sich die Ringe nicht mit Hilfe der Naturgesetze erklären lassen. Es muß irgend etwas geben..."
    „Wen kümmert's?" fiel ihr Bull ins Wort.
    Sie riß die Augen weit auf und starrte ihn an, als hätte er ihr soeben eröffnet, das ganze Holobild sei weiter nichts als ein Produkt der Phantasie, und es gebe überhaupt keine von 23 Ringen umgebene Welt. „Wen kümmert's?" wiederholte sie keuchend, nachdem sie sich vom Schock der ersten Überraschung erholt hatte. „Wir stehen vor einem einmaligen Phänomen, und du..."
    „Die Oberfläche des Planeten dort", unterbrach sie Bull und tippte mit ausgestrecktem Zeigefinger in Richtung der blassen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher