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1245 - Satansblut

1245 - Satansblut

Titel: 1245 - Satansblut
Autoren: Jason Dark
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Himmel geschwebt hatte, und er richtete den Blick nach oben.
    Da war nichts.
    Kein Flattern, kein Pfeifen. Kein Vogel oder irgendein gespenstisches Wesen, das sich die Einsamkeit der Berge als Schutzmantel ausgesucht hatte.
    Aber den Angriff hatte sich Jorge nicht eingebildet. Es hatte ihn gegeben, das war schon richtig, aber wer war das gewesen?
    Diese Frage beschäftigte ihn stark. Er hatte das Wesen nicht gesehen, aber wer konnte es gewesen sein? Einer der großen Vögel, die hier in den Bergen ihr Zuhause hatten?
    In der Regel nicht, denn normalerweise griffen die Vögel die Menschen nicht an.
    Er stand auf. Seine Bewegungen waren nicht mehr so flüssig wie noch vor wenigen Minuten. Schwerfällig bewegte er sich auch voran, denn er wollte wieder zu seinem toten Bruder gehen und ihm Gesellschaft leisten.
    Aber wie lange? Die ganze Nacht über? Bis zum ersten Dorf auf spanischem Boden würde er verdammt lange laufen müssen. In nördlicher Richtung sah das schon anders aus. Nur wer würde ihm glauben, wenn er der Polizei etwas von einem Mord mit aufgeschlitzter Kehle erzählte? Die Bullen würden doch nur ihn in Verdacht haben und ihn so lange mit Fragen löchern, bis er sich in Widersprüche verstrickte. Hinzu kam noch die Schmuggelladung und der in der Schlucht liegende Jeep.
    Es blieb ruhig in seiner Nähe und natürlich dunkel. Aus der Höhe drohte ebenfalls keine Gefahr, und als er die Station wieder betreten wollte, da fiel ihm ein, dass er an der Vorderseite noch nicht nachgeschaut hatte. Es gab hier keine Möglichkeiten, sich zu verstecken. Es war zudem ein Ort, von dem aus man einen prächtigen Blick in die nördlichen Täler hatte, die sich unter dem Betrachter ausbreiteten.
    Davon war jetzt nichts zu sehen. Nicht mal die fernen Lichter einer im Tal liegenden Ortschaft - oder doch?
    Jorge zwinkerte mit den Augen. Dann wischte er darüber hinweg, schaute noch mal nach und stellte fest, dass er sich tatsächlich nicht geirrt hatte.
    Da waren Lichter zu sehen.
    Aber keine, die zu einem Haus gehörten oder sich in einem Dorf verteilten. Die Lichter, die er zu sehen bekam, bewegten sich. Es herrschte kein Nebel im Tal, die Luft war klar, und er konnte sehr genau sehen, dass sie sich in die Höhe bewegten.
    Sie standen dicht beieinander, und das konnte nur heißen, dass sich ein Fahrzeug über die gewundenen Wege in die Höhe schlängelte. Und das zu dieser Zeit. Mitten in der Nacht und schon im Winter.
    Wer das tat, der musste einen Grund haben. Dass es Schmuggler und Kollegen von ihm waren, daran glaubte er nicht, die hatten ihre Tücher im Trockenen, und die Zöllner fuhren auch keine Streife, wenn kein bestimmter Verdacht vorlag.
    Seinen toten Bruder hatte Jorge in diesem Augenblick verge ssen. Jetzt ging es einzig und allein um ihn und um seine Zukunft. Der Fahrer hatte noch eine Chance, an einer bestimmten Stelle abzubiegen. Wenn er die ausließ, dann blieb ihm nur noch der Weg bis zur Station hoch.
    Jorge wartete.
    Der Wagen fuhr weiter. Er näherte sich immer mehr der bestimmten Stelle, erreichte sie dann - und rollte vorbei.
    Für Jorge war alles klar.
    Er bekam Besuch.
    Stellte sich nur die Frage, wer ihn da besuchen wollte…
    ***
    Ich wusste nicht, wer die Aufforderung des Killers noch alles gehört hatte. Die Worte waren recht laut gesprochen worden, ich zumindest hatte sie verstanden, und wenn ich den Fahrstuhl betrat und mich in einem sehr engen Raum mit diesem Mann befand, dann standen meine Chancen nicht gut, denn ich musste noch immer auf die junge Frau Rücksicht nehmen, die eine perfekte Geisel war.
    Der mir namentlich unbekannte Mann hielt sie mit dem linken Arm umklammert. Er hatte ihn affenartig weit ausgestreckt, damit er ihren ganzen Körper umfassen konnte. Dabei gelang es ihm auch, die Arme zu umschlingen, und so war die Frau nicht in der Lage, sich zu bewegen.
    Aus ihrer Wunde am Kinn floss kein Blut mehr; dort hatte sich eine Kruste gebildet.
    Ich schaute sie mir genauer an. Das Alter schätzte ich auf Jahre.
    Der Schock hatte sie einfrieren lassen. In ihrem Gesicht zuckte kein Muskel, die Augen waren ebenfalls starr, und trotzdem lag darin ein Ausdruck. Es war die irrwitzige Angst, die Sie in diesen fürchterlichen Momenten empfand. Eine Zeitspanne, für die das Gefühl bei ihr verloren gegangen sein musste. In einer Lage wie dieser musste sie ihr unendlich vorkommen.
    Auch der Mund mit den blassen Lippen war nicht geschlo ssen. Für mich sah es so aus, als wäre es ihr nicht mehr
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