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1233 - Der Kunst-Vampir

1233 - Der Kunst-Vampir

Titel: 1233 - Der Kunst-Vampir
Autoren: Jason Dark
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Kugel in den Kopf und fertig.
    Auf ihre Fähigkeiten als Psychonautin konnte sich Dagmar in diesen Momenten nicht verlassen. Es war keine so große Stresslage für sie, als dass sie ihr drittes Auge hätte einsetzen müssen. Außerdem befand sie sich nicht in unmittelbarer Gefahr.
    Natürlich ärgerte sie sich, weil sie keine Lampe bei sich trug.
    So musste sie sich weiterhin auf ihre Augen verlassen, was nicht tragisch war, denn hier oben kam sie mit der Dunkelheit ganz gut zurecht und sah auch den Beginn der Treppe, die auf dem freien Platz am Denkmal endete. Sie stieg die Steinstufen hinab und sah links von sich den mächtigen Schatten des Denkmals.
    Der große englische Dichterfürst schaute nicht auf sie herab, sondern über sie hinweg. Sein Blick schweifte in die Ferne. Er war nicht so profan, sich nur um die Menschen kümmern zu wollen, und schien im Nirgendwo sein Ziel zu suchen.
    Die Inn floss rechts von ihr. Und ihr Bett lag noch etwas tiefer. Eine Stimme in ihr sagte, dass sie den schmalen Fluss nicht außer Acht lassen sollte, zuvor allerdings schaute sie sich in ihrer Nähe um.
    Sie entdeckte die beiden Felsen mit dem schmalen Weg dazwischen. Dahinter führte in engen Windungen und Wendeln eine zweite Treppe wieder in die Höhe. Am Ende war dann das normale Niveau erreicht.
    Hier unten hielt sich kein Mensch auf. Vom Ort her waren die Verkehrsgeräusche nur wie nebenbei zu hören. Jenseits der Inn stand auf einem kleinen Hügel Goethes Gartenhaus, in dem er vor dem Einzug in die Stadtwohnung gelebt hatte.
    An die große Historie dachte Dagmar nur nebenbei. Die Frau mit dem Namen Anita war wichtiger für sie. Sie musste gefunden werden; hoffentlich nicht als Mensch, der sein Blut verloren hatte.
    Dagmar suchte sich ein neues Ziel aus. Es war nicht der Weg hinab zum Flussufer. Sie blieb in der linken Richtung und interessierte sich für den düsteren Durchgang zwischen den beiden Felsen. Dort konnte jemand versteckt gehalten und auch leicht überfallen werden.
    Die Stelle war wirklich so schmal, dass nur eine Person hindurchpasste.
    Die Spaziergänger schritten hintereinander her, aber bei Dagmar war das kein Problem. Sie war allein und brauchte auf keinen Rücksicht zu nehmen.
    Den Eingang hatte sie noch nicht erreicht, als sie wieder einen Schrei hörte.
    Er war diesmal nicht laut. Eher jämmerlich. Und es war ebenfalls der Schrei einer Frau.
    Sofort blieb Dagmar stehen. Sie merkte das Zittern am gesamten Körper. Plötzlich hatte sie das Gefühl, dicht vor einer Entscheidung zu stehen.
    Langsam drehte sie sich nach rechts.
    Dort wuchsen die Laubbäume in die Höhe. Dort ballte sich auch Gestrüpp zusammen und von dieser Stelle aus konnte man sehr schnell den schmalen Fluss erreichen.
    Sie ging so weit vor, bis sie das Gebüsch erreichte und meldete sich dann zum ersten Mal.
    »Anita…?«
    Eine Antwort erhielt sie nicht.
    »Bitte, Anita, ich…«
    Jetzt war es kein Schrei mehr, sondern ein Stöhnen, das ihre Ohren erreichte. Diesmal hatte Dagmar Hansen gut aufgepasst.
    Sie wusste sofort, wohin sie sich zu wenden hatte, und ihr war auch klar, dass sie nicht mal bis zum Fluss durchlaufen musste.
    Der Pflanzengürtel war nicht so dicht wie er gewirkt hatte.
    Sie räumte die Hindernisse leicht zur Seite, trat dann auf den weichen Boden, der feucht schimmerte, und sie sah auch, dass der Weg bergab dem Ufer entgegenführte.
    Es wuchs Gras. Kleine Büsche klammerten sich an größeren Sträuchern fest, aber es gab keine unüberwindbaren Hindernisse. Völlig finster war es zudem auch nicht. Von irgendwoher fiel immer ein Lichtschein, denn im Park verteilten sich auch einige Laternen.
    »Anita…?«
    »Ich bin hier!«
    Endlich eine Antwort. Aber wie jämmerlich war sie gewesen!
    Das Herz der Psychonautin schlug plötzlich schneller. Sie hörte das Dröhnen sogar in ihrem Kopf, und dann gab es für sie kein Halten mehr. Im Moment waren auch die Gedanken an den Vampir aus ihrem Kopf verschwunden, und sie dachte nur an den klagenden Laut der Frau.
    Dagmar Hansen brauchte nur wenige Schritte zu laufen, dann bemerkte sie die Bewegung nahe des Wassers. Das Gelände senkte sich zum Flussufer hin. Je näher sie ihm kam, um so feuchter wurde der Boden.
    Die Frau mit dem Namen Anita lag auf dem Boden. Sie versuchte, sich aufzurichten, was ihr sehr schwer fiel, denn immer wieder rutschte sie ab und musste es erneut versuchen.
    Dagmar hütete sich davor, zu schnell einzugreifen. Die Vorsicht war bei ihr nicht verschwunden.
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