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123 - Piraten aus dem Jenseits

123 - Piraten aus dem Jenseits

Titel: 123 - Piraten aus dem Jenseits
Autoren: A.F.Morland
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Mann gequält auf. Ich gehörte nicht zu ihnen, fühlte mich als Fremdkörper in dieser traurigen Gemeinschaft.
    Dennoch war ich mit ihnen gefangen, und man würde mir die Ketten erst abnehmen, wenn ich tot war.
    Waren das Aussichten?
    Der Mann neben mir beugte sich vor. Wie tot hing er über dem Ruder. Er schien von mir nichts wissen zu wollen. »Ich heiße Tony Ballard«, sagte ich.
    Er zuckte mit den dürren Schultern. »Wie ist dein Name?«
    »Unwichtig«, antwortete mein Nachbar. »Hier unten haben Namen keine Bedeutung. Man hält uns wie Tiere. Wir bekommen wenig zu essen und werden viel geschlagen.«
    »Wie lange bist du schon an dieses Ruder gekettet?«
    »Auch die Zeit hat hier unten keine Bedeutung. Du wirst schon sehen. Tage, Wochen, Monate werden vergehen, ohne daß du es merkst.« Er hob müde den Kopf und schaute mich an. »Du bist jung und kräftig. Du wirst sehr lange hier unten sein, Tony Ballard.«
    »Und was ist, wenn ich nicht mehr rudern kann, wenn ich keine Kraft mehr habe, das Ruder zu bewegen?«
    »Der Aufseher wird dich so lange schlagen, bis kein Leben mehr in dir ist, und dann wird man deinen Leichnam ins Meer werfen.«
    »Habt ihr schon mal versucht, euch zu wehren? Alle zusammen.«
    Der Magere wies auf die dickgliedrige Kette. »Wie denn? Sollen wir die Ketten durchbeißen?«
    »Angenommen, es wäre möglich, euch zu befreien. Was würdet ihr dann tun?« wollte ich wissen, »Würdet ihr euch weigern, weiter zu rudern? Würdet ihr aus diesem stinkenden Rattenloch ausbrechen und meutern?«
    »Vielleicht würden wir das tun, aber gib dich keiner falschen Hoffnung hin, Tony Ballard. Es wird nicht dazu kommen.«
    »Möchtest du mir nicht doch deinen Namen verraten?«
    »Nein.«
    »Na schön, dann eben nicht«, sagte ich und ging zum nächsten Thema über. »Pan Allac hat sieben Piraten verloren.«
    »Ich weiß.«
    »Wodurch?« wollte ich wissen.
    »Eine heimtückische Krankheit. Sie hätte uns alle befallen können, setzte sich aber nur in diesen sieben Männern fest. Wir hatten eine Zeitbarriere zu überwinden, überfuhren eine Dimensionsgrenze. Viele Grenzen sind harmlos, diese eine aber ist es nicht. Man muß sie schnell übersetzen. Wir gaben, was wir hatten, aber es reichte nicht. Wir hatten nicht genug Fahrt, und so fiel die magische Krankheit über diese sieben Männer her. Ihr Fleisch verfaulte und löste sich von den Knochen. Sie wurden zu Skeletten, und Pan Allac ließ sie aussetzen.«
    »Zombies nehmen nun ihre Plätze ein«, sagte ich, aber damit erzählte ich meinem Nachbarn, nichts Neues. Er wußte es bereits.
    Der Kerl mit der Peitsche erschien und befahl uns zu rudern. Ich bewegte mit meinem mageren Nachbarn das schwere Ruder, und ich fragte mich, wie er das allein geschafft hatte.
    Vor uns stand ein Fleischkloß, der mit kräftigen Schlägen den Takt angab, und der Aufseher ließ seine Peitsche nicht nur über unsere Köpfe pfeifen, sondern auch hier und dort schmerzhaft zubeißen.
    Auch mich traf die verfluchte Peitsche. Öfter sogar als die anderen. Ich hatte es vorhergesehen. Dem Aufseher machte es Spaß, mich seine Macht spüren zu lassen.
    Der Takt wurde schneller, das Geisterschiff nahm Fahrt auf. Wenn ich an den Luxusdampfer dachte, den die Piraten überfallen wollten, fühlte ich mich elend.
    Ich hatte keine Möglichkeit, diese vielen Menschen zu warnen. Wenn es nach Pan Al lacs Willen ging, war ihnen allen der Tod gewiß. Terence Pasquanell und Yora würden dabei tüchtig mitmischen, davon war ich überzeugt.
    Yoras Seelendolch würde reiche Ernte halten.
    Grauenvoll!
    ***
    Sie saßen an der Bar und nahmen den Drink, zu dem Dr. Law die Sängerin eingeladen hatte.
    »Sehen Sie«, sagte er schmunzelnd. »Es ist gutgegangen.«
    »Ja, weil Sie mir die Daumen gehalten haben«, sagte Pamela Derek.
    »Eine kleine Hilfe kann jeder gebrauchen«, meinte der Schiffsarzt.
    Das Publikum war von Pamelas Darbietung begeistert gewesen, wie es Dr. Law vorausgesagt hatte.
    Er freute sich über Pamelas Erfolg. Sie hatte einen Vertrag nur für diese eine Fahrt, aber es würde nicht schwierig sein, ihn zu verlängern.
    Dr. Law hob sein Glas. »Worauf wollen wir anstoßen?« fragte er.
    »Auf den Erfolg.«
    »Und… auf unsere Freundschaft?« fragte er zaghaft.
    »Sehr gern«, gab die Sängerin mit einem sehenswerten Augenaufschlag zurück.
    Sie tranken.
    Dann sagte Dr. Law: »Ich betrachte es als einen echten Glücksfall, daß Sie auf die ›Glory Day‹ gekommen sind. Ich bin sicher, wir
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