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123 - Piraten aus dem Jenseits

123 - Piraten aus dem Jenseits

Titel: 123 - Piraten aus dem Jenseits
Autoren: A.F.Morland
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getraust? Was ist aus dir nur für eine feige Kreatur geworden!«
    Der bärtige Werwolfjäger trat vor. Hatte ich ihn doch aus der Reserve gelockt?
    »Du bist eine Niete, weißt du das?« machte ich weiter. »Es freut mich über die Maßen, daß du Bruce O’Hara, den weißen Wolf, nicht erwischt hast. Er hat sich dem ›Weißen Kreis‹ angeschlossen, und meine Freunde werden mit ihm den Spieß umdrehen. Sie werden dich jagen, Pasquanell, und ich gehe jede Wette ein, daß sie dich eines Tages zur Strecke bringen werden.«
    Er sagte kein Wort, attackierte mich nicht mit den Todesaugen, sondern schlug mit der Faust zu - so kraftvoll, daß ich stöhnend zusammenklappte.
    »Bringt ihn fort!« befahl Pan Allac, und die Geisterpiraten schleiften mich über das Deck und die Holzstufen eines Niedergangs hinunter.
    Sie machten mich zum »Galeerensträfling«.
    Das war schlimmer als der Tod!
    ***
    Pamela Derek wollte wissen, wie jemand wie Dr. John Law auf die Idee kam, Schiffsarzt zu werden. Sie hatte erfahren, daß er ein äußerst tüchtiger Doktor war. So ein Mann konnte in jeder Klinik Karriere machen. Auf der »Glory Day« arbeitete Dr. Law unter seinem Wert.
    Er richtete seinen Blick in die Ferne. »Wissen Sie, ich bin wie das Wasser. Ich wähle stets den Weg des geringsten Widerstands.«
    »Merkwürdig. Ich hätte Sie eher für eine Kämpfernatur gehalten.«
    Er schmunzelte. »Tja, so kann man sich in einem Menschen irren. Sind Sie jetzt enttäuscht von mir?«
    »Überhaupt nicht«, antwortete Pamela Derek.
    »Ich bin ein Zigeuner, wollte immer schon so viel wie möglich von der Welt sehen«, sagte Dr. Law. »Als ich hörte, daß auf der ›Glory Day‹ ein Arzt gesucht würde, bewarb ich mich um den Job und bekam ihn.«
    »Wie lange gehören Sie der Crew nun schon an?« wollte die Sängerin wissen.
    »Vier Jahre. Ich kenne die Südsee, Afrika, das Mittelmeer, Indien, habe den Panamakanal gesehen, das Kap der Guten Hoffnung, die Inseln unter dem Wind… Ich hatte es mir ehrlich gesagt nicht so schön vorgestellt, als ich hier meinen Dienst antrat.«
    »Sie haben bestimmt auch schon viele einsame Frauenherzen erobert«, sagte Pamela.
    »Der Kavalier genießt und schweigt«, erwiderte er. »Aber so viele, wie Sie denken, waren es bestimmt nicht. Ich bin schließlich als Arzt auf diesem Schiff und nicht als Tröster einsamer Frauen…« Er schaute ihr tief in die Augen. »Sie würde ich gern trösten, Pamela, aber Sie haben meinen Trost leider nicht nötig.«
    »Oh, vielleicht doch.«
    Er überhörte nicht, daß sie ihm damit eine Brücke schlug. »Darf ich Sie später zu einem Drink einladen?« fragte er.
    »Sie dürfen«, antwortete die Sängerin. Sie blickte auf ihre Uhr. »Ich muß gehen… Mein Auftritt…«
    »Ich drücke Ihnen die Daumen.«
    »Danke«, sagte Pamela und eilte an ihm vorbei.
    ***
    Fauliger Geruch schlug mir entgegen. Unter meinen Füßen knisterte Stroh, und ich hörte Ratten fiepen. Geisterratten! Vor mir befand sich ein Gang, links und rechts gab es Bänke, auf denen ausgemergelte Gestalten saßen.
    Mit müden Augen und schlaffen Zügen, bärtig und verwahrlost schauten sie mich, den Neuen, an. Ich sollte ihr Los teilen. Ein Mensch unter Geister-Galeerensträflingen.
    Ein unbekannter Zauber hielt sie, die eigentlich schon lange tot sein mußten, am Leben. Auch das Schiff hätte ohne diesen Zauber nicht mehr existiert.
    Ein bulliger Kerl mit einer langen Peitsche kam auf uns zu. Seine Aufgabe war es, diese Jammergestalten anzutrei, ben. Sie waren Geister, vor denen ich nichts zu befürchten hatte. Sie wurden genauso geknechtet, wie es mir bevorstand.
    Irgendwann würde ich aussehen wie sie: abgekämpft, ausgebrannt, kraftlos… Sie konnten nicht sterben, ich jedoch schon. Der Bullige musterte mich mit grausamen Augen.
    Ich konnte mich darauf verlassen, daß ich seine Peitsche häufiger als die anderen zu spüren kriegen würde, damit ich mich fügte und mit ganzer Kraft ruderte.
    Der Mann mit der Peitsche wies mir einen Platz neben einem dürren Burschen zu, dessen Wangen tief eingesunken waren. Die Piraten, die mich festhielten, warfen mich auf die Bank, packten meine Hände und ketteten mich an das Ruder.
    Dann zogen sie sich zurück, und auch der Kerl mit der Peitsche entfernte sich. Da hing ich nun an diesem verfluchten dicken Ruder und würde Kapitän Allacs Geisterschiff mitbewegen müssen.
    Der Mann vor mir legte den Kopf auf das Ruder und ruhte sich aus. Jenseits des Ganges stöhnte ein
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