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1227 - Verschollen im Mittelalter

1227 - Verschollen im Mittelalter

Titel: 1227 - Verschollen im Mittelalter
Autoren: Pete Smith
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schleuderte. Luk ließ los und landete unsanft im Gebüsch. Der Häscher stieß nach Levent, der gerade noch ausweichen konnte. Plötzlich lag er im Staub, sein Gegner über ihm. Der hob sein Schwert und…
    In diesem Augenblick krachte ein dicker Ast auf seinen Schädel. Wie ein gefällter Baum sackte der Wärter in sich zusammen. Judith stand hinter ihm, ein Teil des gesplitterten Stumpfes in beiden Händen. Levent packte das Schwert und schleuderte es in hohem Bogen in die Böschung. Nelson tat es ihm mit der Waffe des ersten Angreifers nach. Der robbte mit schmerzverzerrtem Gesicht über den Boden und schlug nach ihm. Das hätte er lieber bleiben lassen. Schon war Judith bei ihm und ließ den Stumpf in ihren Händen mit der Ruhe eines Fliegenfängers auf seinen Schädel sausen. Dann war es ruhig.
    Einen Moment lang blickten sich die Freunde ungläubig an. Luk rappelte sich aus dem Gebüsch hoch, Levent rieb sein verletztes Bein.
    »Los jetzt!«, keuchte Judith und wandte sich zum Eingang der Katakomben.
    »Und wenn noch mehr da sind?!«, schrie Luk. Die Panik hatte sich ihm ins Gesicht gebrannt.
    Nelson zerrte an ihm. »Was willst du denn? Hier bleiben?!«
    Gemeinsam drangen sie in den Schlund ein. Levent humpelte voran. Er hatte sich eine der Fackeln geschnappt, die die Wärter am Eingang zurückgelassen hatten. Wie ein Irrlicht tanzte ihnen der Feuerschein voran, während sie dem Gang ins Innere des Berges folgten. Gespenstische Schatten huschten über die Wände und hinter jeder Kurve lauerte die Gefahr.
    Nelson bildete die Nachhut. Immer wieder blickte er sich um, gefasst darauf, dass ihre Angreifer plötzlich aus dem schwarzen Nichts auftauchten, aus ihrer Ohnmacht erwacht und mit neuen Waffen gerüstet. Wir hätten sie fesseln sollen, dachte er, während er Luks Rücken hinterherkeuchte. Sein Pfefferspray hielt er fest umklammert, den Zeigefinger am Abzug, obwohl er zweifelte, ob überhaupt noch genug von der ätzenden Flüssigkeit übrig war.
    Seine Angst dehnte die Zeit ins Unermessliche. Dumpf setzte er einen Fuß vor den anderen, unfähig etwas anderes zu denken als »Lass diesen Albtraum endlich vorübergehen, lass diesen Albtraum endlich vorübergehen!«. Sein Magen war zu einer kleinen Faust geschrumpft. Mit jedem Schritt wurden die Schmerzen größer. Doch er wusste, dass er durchhalten musste, bis zur nächsten Kurve, bis zum Gang dahinter, bis zur Abzweigung am Ende des Ganges.
    Plötzlich blieb Levent stehen. Ohne Vorwarnung ließ er die Fackel fallen und erbrach sich. Luk und Nelson stützten ihn. Offensichtlich war er völlig am Ende. Judith nahm die Fackel. »Du schaffst es«, beschwor ihn Nelson, »du schaffst es.«
    Als sie endlich die entscheidende Abzweigung erreichten, löschten sie das Licht und tasteten sich blind durch den Gang. Jetzt waren sie unterhalb der Burg. Immer wieder blieben sie stehen, lauschten, versuchten sich zu orientieren. Nach einer weiteren Ewigkeit fanden sie den Eingang zum Dom. Einer nach dem anderen zwängte sich hindurch.
    »Licht!«, zischte Judith.
    Als das Streichholz aufflammte, seufzte Nelson erleichtert auf. Madonna wartete dort, wo sie sie vor wenigen Tagen zurückgelassen hatten. Wie eine Fata Morgana tauchte sie aus dem Nichts auf, bereit, sie von hier fortzubringen – nach Hause, in Sicherheit!
    Levent humpelte auf sein Baby zu. Behutsam, als könnte er ihm wehtun, nahm er hinter der Steuerung Platz. Zärtlich strich er über die Armaturen, bevor er den Start-Button drückte.
    »Wohin reisen wir?«, fragte er.
    Nelson beugte sich vor und gab die Zielkoordinaten ein.
    »Hab dich verdammt lieb«, murmelte Levent.
    Die Erwiderung kam prompt. Eine treffliche Wahl, quäkte Madonna. Wollen Sie sofort starten oder später?
    Vier Stimmen antworteten wie eine: »Sofort!«

26
     
     
     
    Das Gewitter kam rasch näher. In den vergangenen Minuten hatte sich der Himmel über Burg Rosenstoltz zusehends verfinstert. Schwarze Wolken rasten vorbei, teilten sich und verschmolzen zu neuen, Unheil verkündenden Gebilden.
    Nelson saß am Fenster. Gedankenverloren ließ er seine Blicke über die weite Ebene schweifen, an deren hinterem Rand es gerade hell aufflammte.
    »Wenn wir über die Zeit reden«, hörte er Professor Winkeleisen wie von fern, »dann sollten wir uns zunächst darüber verständigen, welche Zeit wir meinen.«
    Nelson stieß seinen Tischnachbarn in die Seite. »In exakt einundzwanzig Minuten und zwanzig Sekunden wird es hier einen gewaltigen Schlag
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