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1224 - Rückkehr in den Frostrubin

Titel: 1224 - Rückkehr in den Frostrubin
Autoren: Unbekannt
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Wahrheit verbarg. Die Sinnesorgane lieferten nur ein gefiltertes Abbild des Seins, und dieses Abbild wurde zudem noch von den individuellen Erfahrungen und Vorurteilen zensiert. Jeder Mensch sah die Welt auf seine eigene Weise, und jeder lebte in einem subjektiven Universum, das sich von dem seines Nachbarn in bestimmten Details unterschied. Und wenn dies schon bei den Menschen der Fall war, die über weitgehend identische Sinnesorgane und Bewußtseinsstrukturen verfügten, um wie viel größer mußten dann die Unterschiede zu extraterrestrischen Intelligenzen sein, die sich mit anderen Sinnen orientierten? Normorken Shik beispielsweise, der gazbirdische Anführer der Zeitkonservierten von VERSTÄRKER... Shiks Wahrnehmungssystem beruhte auf einem organisch erzeugten Psi-Feld.
    Wie sah Normorken Shik die Welt - sofern man bei einem Wesen wie ihm noch von „sehen" sprechen konnte?
    Und Taurec?
    Rhodan musterte den Kosmokraten, während sie im Nichts des intergalaktischen Leerraums hingen, hunderttausend Lichtjahre von der nächsten Sonne entfernt. Taurec besaß den Körper eines Menschen. Sein kurzes, rostrotes Haar, das kantigharte Gesicht, von Sommersprossen übersät, die gelben, Raubtieraugen ... Jeder Uneingeweihte hätte ihn für einen Terraner gehalten, oder für einen Kolonistenabkömmling von einem erdähnlichen Planeten, der von den Siedlern keine gentechnische Umweltanpassung verlangt hatte, Und trotzdem war Taurec so fremd wie es kein anderes Geschöpf dieses Universums sein konnte.
    Der Einäugige, wie er sich mit einer Spur von Spott genannt hatte, stammte aus den Bereichen jenseits der Materiequellen, und er war durch tausend Höllen gegangen, um sich für die Mission zu stählen, die er in diesem Kosmos durchzuführen hatte. Niemand wußte mit Sicherheit, ob Taurec wirklich ein Kosmokrat war oder nur ein Beauftragter, eine Projektion wie der Sorgore Carfesch. Aber das spielte keine Rolle. Wichtig war, daß für ein Wesen wie Taurec dieses Universum eine monströse, eine wahrhaft höllische Region war.
    Vishna hatte es Bully gegenüber so ausgedrückt, und selbst wenn dieser Vergleich der Wahrheit nur annähernd entsprach, so vermittelte er Rhodan doch eine Vorstellung davon, wie Taurec zumute sein mußte.
    Hinabgestiegen in die Hölle, zu den schrecklichen Kreaturen der Unterwelt...
    Perry Rhodan verdrängte die Gedanken.
    Diese Spekulationen brachten ihn nicht weiter. Für ihn war das Universum keine Hölle, sondern ein Ort voller Wunder und Gefahren, wo es Glück zu erringen und Unglück abzuwehren galt. Und plötzlich begriff er. Er verstand, warum die Kosmokraten auf seine Hilfe angewiesen waren. Warum sie trotz ihrer unvorstellbaren Macht, ihrer übermenschlichen Weisheit, ihrer Erfahrung, in Äonen gesammelt, manchmal fast hilflos im Kampf gegen die Kräfte des Chaos waren. Warum sie diese Macht und diese Weisheit und diese Erfahrung nicht in einem einzigen gewaltigen Schlag einsetzten und den Dekalog der Elemente, den Herrn der Negasphäre und alle anderen Vertreter der Chaosmächte hinwegfegten: Weil ihnen diese Welt fremd war, unverständlich, rätselhaft.
    Der Übergang in eine andere, höherentwickelte Daseinsform, der Sprung von einer Materiequelle zu einem Kosmokraten, hatte sie gleichzeitig der Fähigkeit beraubt, die niedere Sphäre in all ihrer Komplexität zu erfassen.
    Fasziniert und gleichzeitig entsetzt, voller Staunen und Grausen mußten sie von ihrem hohen Thron in die Welt der Menschen hinuntersehen, ohne sie jemals voll erfassen zu können.
    Und diese Erkenntnis gab Rhodan Kraft. Sie schätzte ihn davor, in Ehrfurcht zu erstarren oder angesichts seiner menschlichen Schwäche zu resignieren. Denn seine Schwäche war gleichzeitig seine Stärke; und seine Ohnmacht in einem Ringen, das das gesamte Universum umspannte, verschaffte ihm eine Macht, die ein Wesen wie Taurec - oder wie Taurecs Auftraggeber - nie erringen konnte.
    Ich bin kein Werkzeug, dachte Perry Rhodan. Ich bin nie ein Werkzeug gewesen. Ich bin ein Partner der Kosmokraten, ein gleichberechtigter Verbündeter. Vieles, was die Kosmokraten wissen, ist mir unbekannt und wird mir vielleicht für immer unbekannt bleiben, aber den Kosmokraten ergeht es nicht anders. Wir ergänzen uns. Allein auf sich gestellt muß jeder gegen die Mächte des Chaos unterliegen, doch gemeinsam sind wir unbesiegbar.
    Er suchte Taurecs Blick, und einen Moment lang glaubte er in den gelben Katzenaugen eine ähnliche Überzeugung zu lesen, doch
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