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1223 - Ordobans Erbe

Titel: 1223 - Ordobans Erbe
Autoren: Unbekannt
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hinaus in die Unendlichkeit, dann wirst du erkennen, wo deine Bestimmung liegt - falls du begreifst, was ich meine..."
    „Du sprichst in Rätseln. Mit nichtssagenden Bemerkungen ist mir nicht gedient."
    Saddreyu verzog das runzlige Gesicht und hüpfte ungeduldig von einem Bein auf das andere. Währenddessen stieg Vishna vom Kommandosattel herab und näherte sich ihm.
    „Die Mentaldepots des alten Kämpfers!" kreischte der Bucklige, ohne sich um die Kosmokratin zu kümmern. „Bist du so schwach, daß du sie nicht siehst, Nachor? Wozu gibst du dir den Beinamen ‚Ordoban', wenn du nicht einmal die Flammen bemerkst?"
    Vishna sah den Zwerg an.
    „Höre, kleiner Mann", sagte sie sanft. „Ich weiß, daß du dich in vielen Situationen und durch Jahrhunderte hindurch verdient gemacht hast - um die Endlose Armada, um Ordoban und Um Nachor. Diesmal hilfst du dem Prinzen jedoch nicht damit, daß du ihn verspottest. Er braucht Anerkennung, keinen Hohn."
    Unwillkürlich fragte sich Nachor, in welcher Gestalt die Kosmokratin dem Gnomen erschien. War das weibliche Ideal seines Volkes ein ebenso kleines Wesen mit ähnlichen Verwachsungen? Oder sah es ganz anders aus?
    Saddreyu lachte meckernd und vollführte einen weiten Satz quer über die Plattform.
    Dann stieß er sich ab und schnellte nach oben.
    Nachor wußte, daß der Zwerg keine materielle Erscheinung war, sondern ein projiziertes Abbild seiner selbst. Der frühere Körper Saddreyus existierte längst nicht mehr; lediglich sein Geist war von Ordoban konserviert worden.
    Dennoch zuckte der Armadaprinz zusammen, als er sah, wie die bucklige Gestalt weiter nach oben stieg, die Schutzkuppel über der Steuerplattform mühelos durchdrang und langsam in den freien Weltraum hinausschwebte: „Saddreyu...!" rief er ihm nach.
    Der Zwerg bewegte die Arme in einer gespenstisch anmutenden, winkenden Bewegung, während er sich weiter von der SYZZEL entfernte. Er erweckte den Anschein, als würde er aus sich selbst heraus schwach leuchten. Allmählich verschwammen seine Konturen, zerfaserten...
    „Nachor!"
    Vishnas Ruf drang wie aus weiter Ferne an das Bewußtsein des Prinzen. Gebannt starrte er dem Zwerg nach. Er konnte den Blick nicht abwenden, und irgendwie spürte er, daß er dem Geheimnis jetzt näher war als je zuvor. Dort draußen gab es mehr zu entdecken als Saddreyus flimmernde Projektion ...!
    Der Zwerg war mittlerweile kaum noch zu erkennen, doch Nachor konzentrierte sich weiterhin auf ihn. Er öffnete seinen Geist, schloß Vishna, die SYZZEL und alles andere aus, was ihn stören oder in der Konzentration behindern konnte. Jetzt, plötzlich gelang es ihm! Er fühlte sich leicht und meinte zu schweben.
    Dort, wo er eben noch Saddreyu ausgemacht hatte, befand sich ein flimmerndes Leuchten, ein blasser Schein in der Schwärze, mitten zwischen den künstlich erzeugten Reflexen der Sopkalariden-Schiffe. Je länger er den Blick darauf richtete, desto stärker wurde das Leuchten. Es stabilisierte sich mehr und mehr, nahm Konturen an und erstrahlte schließlich als violetter Ball...
    Nachor brachte vor Überraschung nur ein heiseres Krächzen zustande.
    Eine Armadaflamme!
    Eine ins Gigantische vergrößerte Armadaflamme!
    Und nicht nur diese eine...
    Das Universum schien erfüllt von Armadaflammen. Plötzlich sah er sie überall: Hunderte, Tausende solcher violetten Leuchtbälle...!
    Von irgendwoher erklang Vishnas Flüstern.
    „Du hast sie gefunden, nicht wahr? Die Mentaldepots! Führe uns hin."
    Nachor schüttelte die einsetzende Verwirrung von sich. Mit offenen Sinnen nahm er die Flammen wahr - nur für ihn allein sichtbar gewordene Splitter von Ordobans Bewußtsein.
    Langsam erhob er sich, ohne in seiner Konzentration nachzulassen. Wie in Trance, in geradezu traumwandlerischer Sicherheit, stieg er auf den Kommandosattel der SYZZEL.
    Daß Vishna ihn am Arm packte und führte, bemerkte er nicht. Seine Hände tasteten nach der Kontrollpyramide. Er spürte die Wechselwirkung, die zwischen ihm und dem Schiff entstand, die warmen Ströme mentaler Energie, die auf ihn übergriffen und ihm ein natürliches, instinktives Verständnis für Daten und Flugwerte übermitteln.
    Er behielt den nächstgelegenen Leuchtball im Auge und brachte den sichtbaren Standort dieses Depots gedanklich in eine logische Beziehung zum Kurs der SYZZEL. Die unbegreifliche Technik des Schiffes reagierte folgerichtig. Sie setzte Nachors Steuerimpulse um und brachte das Gefährt näher an den Leuchtball heran.
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