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1221 - Geschäft mit der Angst

1221 - Geschäft mit der Angst

Titel: 1221 - Geschäft mit der Angst
Autoren: Jason Dark
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nach unten gerichtet waren.
    Quinlain rieb über seine Nase, ging an Bill vorbei und schaute den Weg zurück.
    »Hoffentlich hat mich niemand gesehen.«
    »Wäre das so schlimm?«
    »Ja.«
    »Warum?«
    »Es könnte mein Tod sein.«
    Bill gab keine Antwort. Er beruhigte den Mann nicht und versuchte auch nicht, ihm klar zu machen, dass alles nicht so schlimm war. Wenn Quinlain das sagte, dann hatte er seine Gründe, und Bill wollte ihm da nicht hineinreden.
    »Haben Sie gehört?«
    »Ja, natürlich.«
    »Und Sie sagen nichts?«
    »Was möchten Sie denn hören?«
    Quinlain stand vor Bill und zuckte mit den Schultern. »Dass Sie mich für einen Spinner halten. Für einen Aufschneider, einen Wichtigtuer. Was weiß ich nicht alles.«
    Bill lächelte vor seiner Antwort. »Das käme mir nicht in den Sinn. Schließlich haben wir uns hier nicht zum Spaß um diese Zeit getroffen. Da müssen schon triftige Gründe vorliegen.«
    »Super, Conolly, ausgezeichnet. So habe ich mir meinen Gesprächspartner auch vorgestellt, denn hier geht es um Probleme, die ich nicht länger ertragen kann und die weiß Gott kein Spaß mehr sind.« Er reckte seinen rechten Arm, griff nach einem Zweig und wollte ihn abbrechen. Der dünne Ast war allerdings zu biegsam, und so federte er wieder in seine alte Lage zurück.
    »Wollten Sie nicht von den Problemen reden?«
    Quinlain strich über seinen fast haarlosen Kopf. »Ja, deshalb bin ich hier.«
    »Von wo sind Sie denn gekommen?«
    »Direkt aus der Klinik!«
    Bill runzelte die Stirn. »Aus einem Krankenhaus vielleicht?«
    »Nein, nein, das ist kein Krankenhaus. Es ist eine Klinik für Angstpatienten. Sie hört auf den Namen Metatron.«
    »Wie bitte? Was ist das für ein Name? Der hört sich an wie ein Medikament.«
    »Ja, kann sein. Ich habe auch nicht darüber nachgedacht. Ich bin von Beruf Pfleger und kümmere mich um die Patienten. Dafür werde ich bezahlt.«
    »Und Sie haben einen Chef?«
    »Ja.«
    »Wie heißt er?«
    »Keine Ahnung, Mr. Conolly.«
    Bisher hatte Bill geglaubt, einen vernünftigen Menschen vor sich zu haben. Sein kleines Weltbild geriet ins Wanken, denn dass ein Angestellter seinen Chef nicht kannte, der ihm das Gehalt zahlte, kam höchstens in großen, recht unübersichtlich strukturierten Konzernen vor, aber nicht bei einer Klinik.
    »Sie glauben mir nicht, wie?«
    »Es fällt mir zumindest schwer«, gab Bill zu.
    »Kann ich verstehen, Mr. Conolly, aber es ist wirklich so. Ich kenne den Namen meines Chefs nicht. Die Patienten im Übrigen auch nicht. Sie reden ihn einfach nur mit Meister oder der große Helfer an. So ist das bei uns.«
    »Fehlt nur noch, dass sie Gott sagen.«
    Quinlain musste lachen. »Dann würde der große Meister fragen, wer Gott ist.«
    »So arrogant?«
    »Das kann man gar nicht beschreiben. Er schwebt über allem, kann ich Ihnen sagen. Er ist gütig, er ist streng, er ist eben der Meister, der alles im Griff hat.«
    »Oder haben sollte«, sagte Bill.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Wenn es wirklich so wäre, hätten wir uns doch hier nicht zu treffen brauchen.«
    »Super«, sagte Quinlain und wies mit dem rechten Zeigefinger auf Bills Brust. »Das ist genau das Problem. Ich bin kein Freund dieser Klinik, obwohl ich selbst darin arbeite. Ich war es eigentlich nie, aber ich brauchte den Job, und da beißt man schon in manch sauren Apfel.«
    »Und die Patienten werden eingewiesen, damit sie dort lernen, die Angst zu verlieren?«
    »Ja.«
    »Nach der Methode ihres Chefs.«
    »Genau.«
    Bill blies die Luft aus. »Können Sie sich genauer darüber auslassen, Mr. Quinlain?«
    »Deshalb bin ich ja zu Ihnen gekommen. Ich glaube nämlich nicht an die Erfolge. Ich habe nämlich den Eindruck, dass bei der Behandlung das Gegenteil eintritt und diese Angst noch intensiver und auch konkreter wird. Der Meister betreibt ein Geschäft mit der Angst, aber er heilt die Patienten nicht.«
    »Sie haben Beweise?«
    Da musste Quinlain passen. »Nicht so richtig«, sagte er mit leiser Stimme. »Ich könnte damit nicht an die Öffentlichkeit gehen, Mr. Conolly. Deshalb habe ich mich ja mit Ihnen hier getroffen. Ich weiß, dass Sie jemand sind, der ungewöhnlichen Fällen hinterher spürt. Und vielleicht können Sie die Beweise sammeln.«
    Bill musste lachen und räusperte sich. »Ich will Ihnen nichts versprechen, aber ich weiß einfach zu wenig über die Klinik. Jeder Leiter, jeder Arzt, jeder Experte hat wohl seine eigenen Methoden, um die Patienten zu heilen und…«
    »Der Meister
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