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1207 - Ich komme aus der Hölle

1207 - Ich komme aus der Hölle

Titel: 1207 - Ich komme aus der Hölle
Autoren: Jason Dark
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verfolgen.
    Jedes Ausatmen kam uns wie eine finstere Drohung vor. Ein böses Omen, das uns erwischte und einfach nicht loslassen wollte. Das Geräusch bewegte sich durch den gesamten Kellerraum. Es füllte jede Ecke und jeden Winkel aus. Es schwebte über unsere Köpfe hinweg, aber es senkte sich auch, und so hatten wir plötzlich den Eindruck, dass es auf uns zuwehte.
    Ich war drauf und dran, meine Arme zu heben, um es abzuwehren, aber da war nichts zu sehen. Nur weiterhin zu hören und auch zu riechen.
    Aus dem Unsichtbaren erwischte mich der Geruch. Suko erging es nicht anders, denn ich sah, wie er das Gesicht verzog und sich dabei schüttelte.
    Eine widerlich stinkende Wolke wehte gegen unsere Gesichter und raubte uns den Atem.
    Nach einigen Sekunden war die erste Überraschung vorbei.
    Ich schaffte es, mich auf den Geruch zu konzentrieren, denn ich wollte endlich wissen, wonach es stank.
    Nach Verwesung!
    Als wäre das Fleisch der Toten dabei, allmählich in diesen anderen Zustand überzugehen.
    Wir kannten beide den Gestank, der oft genug auch von lebenden Leichen abgestrahlt wurde. Obwohl er uns nicht neu war, konnten wir uns nicht daran gewöhnen, und ich konnte mich gegen die aufkeimende Übelkeit nicht wehren.
    Zu sehen war nichts. Diese unsichtbare Quelle schwebte vor uns, und sie wanderte auch nicht mehr weiter. Es schien, als hätte sie ihr Ziel erreicht.
    Bisher hatte ich mich nicht bewegt und war wie paralysiert gewesen. Jetzt streckte ich den rechten Arm aus, um zu fühlen, ob sich irgendetwas vor mir befand. Möglicherweise hatte sich dort die Luft verändert. Vielleicht war sie kälter geworden und irgendwie auch greifbarer.
    Nein, das war nicht der Fall. Sie blieb normal, nur der Le ichengestank war es nicht.
    Ich zog den Arm wieder zurück. Suko war einen kleinen Schritt nach rechts gegangen, aber auch dort erwischte ihn der Gestank. Er schüttelte den Kopf, als er mich anschaute.
    War das der Killer? Rochen wir ihn? Konnte er sich tatsächlich im Unsichtbaren verstecken? Wenn ja, dann musste es auch eine Möglichkeit geben, ihn dort hervorzuholen.
    Der erste Schreck war bei mir vorbei. Ich hatte mich zwar nicht daran gewöhnt, aber ich war wieder in der Lage, zu reagieren. Und ich wusste auch, dass ich etwas tun konnte.
    Nicht mit den eigenen Händen, nicht mit irge ndwelchen Zaubersprüchen, sondern mit dem Kreuz. Sollte sich eine dämonische Macht hier etabliert haben, würde das Kreuz es uns zeigen und sie bestimmt auch vertreiben.
    Obwohl ich es nicht genau wusste, ging ich einfach davon aus, dass wir aus dem Unsichtbaren beobachtet wurden. Ich wollte um alles in der Welt dieses Unsichtbare sichtbar machen.
    Meine Hände näherten sich dem Nacken. Dort spürte ich den leichten Druck der Kette, die ich mit vier Fingern anfasste und nach oben bewegte. Ich spürte sehr genau, wie das Kreuz an meiner Brust entlang in die Höhe glitt. Ich verfiel nicht in Hektik. Auch Suko blieb ruhig. Er beobachtete mich von der Seite her.
    Der widerliche Leichengestank hatte sich nicht verflüchtigt.
    Es konnte auch ein Ghoul sein, der hier sein Erbe hinterlassen hatte. Es war nur ein flüchtiger Gedanke, der mir durch den Kopf glitt. Für mich war es wichtiger, überhaupt etwas herauszubekommen.
    Der silberne geweihte Talisman rutschte an der Brust hoch, erreichte den Halsausschnitt, und es dauerte nur noch wenige Augenblicke, da lag er frei.
    Rasch streifte ich die Kette über den Kopf, weil ich das Kreuz völlig freihaben wollte.
    Da passierte es.
    Der Wind traf uns beide.
    Allerdings war er nicht frisch. Er verteilte die stinkende Luft nur vor unseren Gesichtern, aber das war nur mehr ein Momenteindruck, denn ich schob die Hand mit dem Kreuz nach vorn und direkt auf den Gestank zu.
    Genau das war richtig gewesen. Bisher hatten wir das Wesen nur gerochen, doch nun zeigte es sich…
    ***
    Es ging alles rasend schnell, aber ich hatte den Eindruck, als würde sich das Geschehen zeitverzögert abspielen. Dicht vor meinem Gesicht und sicherlich im Zentrum des Gestanks sah ich eine Bewegung. Dort verdichtete sich die Luft zu einer dünnen Nebelinsel. Zugleich leuchtete das Kreuz in der Mitte auf, und ich sah, dass sich im Zentrum dieser Insel ein Gesicht bildete.
    Nein, das war kein Gesicht. Das war schon eine höllische Fratze. Ein Totenschädel, der mit einer grünlich schimmernden Haut überzogen war. Mit glühenden Augen, mit einem bleckenden Gebiss und einem Maul, aus dem der Gestank hervorzischte.
    Der Nebel
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