Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1207 - Ich komme aus der Hölle

1207 - Ich komme aus der Hölle

Titel: 1207 - Ich komme aus der Hölle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
lustige junge Frau, die oft so burschikos sein konnte. Sie hatte sich in einen regelrechten Vamp verwandelt. Sie spielte mit ihrem Körper, sie strich mit den Händen daran entlang, sie hob ihre Brüste an, sie lächelte auf eine bestimmte Art und Weise in die Kamera, die andere einfach anmachen musste.
    Angie hatte keinen Ton eingestellt. Irgendwie konnte sie sich dazu nicht überwinden. Kate war ihr schon so vertraut genug.
    Mit Ton wäre sie ihr noch vertrauter vorgekommen, und das wollte sie auf keinen Fall haben. Eine gewisse Distanz musste bleiben. Sie würde die Vorstellung auch weiterhin stumm genießen.
    Kate hatte das Bett erreicht. Sie kniete sich darauf, breitbeinig, den Oberkörper angehoben und den Blick genau nach vorn gerichtet, damit die Kameras sie erfassen konnten.
    Kate bewegte auch ihren Mund. Sie sprach mit dem User. Sie lächelte, sie, machte ihm schöne Augen, und Angie schaute zu.
    Sie dachte daran, dass es fast wie bei einer Video-Konferenz war. Da standen auch verschiedene Menschen über große Entfernungen hinweg miteinander in Verbindung. Nur wurde dort gesprochen, hier verzichtete Angie auf den Ton.
    Kate tat, was man von ihr verlangte. Der User bezahlte dafür.
    Das war auch richtig. Und für sein Geld bekam er etwas geboten. Kate musste mit ihren Brüsten spielen, und Angie, die zuschaute, dachte darüber nach, ob sie so etwas anmachte. Im Moment spürte sie davon nichts. Es konnte sein, weil alles stumm über den Schirm lief, aber von einem Prickeln, über das die beiden Freundinnen noch am Morgen gesprochen hatten, war bei Angie nichts zu spüren.
    Ihr fehlte einfach die direkte Nähe. Das sich Berühren können. Den anderen riechen, den Klang seiner Stimme, das Lachen, das Berühren, ja, einfach nur die Nähe.
    Das hier war Angie zu fremd. Einfach zu weit weg. Hier gaukelte man ihr etwas vor. Das war nichts Echtes, und sie spürte, dass sie mit dieser Art von Job wohl niemals Geld verdienen könnte. Nein, das war einfach nicht Angies Welt, auch wenn noch so viele User zuschauten und zahlten.
    Kate tat, was der Andere wollte. Sie trug noch ihren Slip, als sie sich auf das Bett legen musste. Rücklings und mit dem Kopf und den Beinen zur Kamera hin.
    Natürlich blieb sie nicht still liegen. Sie fing an, sich zu streicheln, und auch das war für Angie neu. So hatte sie Kate noch nie gesehen. Es kam ihr einfach so fremd vor. Ihre Freundin schien zu einer anderen Person geworden zu sein, und wie sie sich bewegte, ließ darauf schließen, dass es ihr Spaß machte. So gut konnte man ihrer Meinung nach nicht schauspielern.
    Aber sie war nicht schlecht. Kate war sogar gut, das musste die Zuschauerin eingestehen. Angie merkte, dass sie immer öfter an ihrem Getränk nippte. Auch das Gesicht hatte noch nicht wieder die normale Farbe bekommen. Nach wie vor war es gerötet, während das Blut durch die Adern rauschte.
    Das war schon gut.
    Und es machte Angie an!
    Nie hätte sie daran gedacht, dass sich das Versprechen ihrer Freundin erfüllen würde, aber jetzt sah die Sache anders aus.
    Das spöttische Lächeln und die Skepsis waren bei Angie verschwunden, und sie dachte auch nicht daran, dass sie nicht die Einzige war, die zuschaute, sie sah auch in der Frau nicht mehr unbedingt ihre Freundin Kate, sondern eine Frau, der es Spaß machte, sich zu zeigen. Sie trug noch den weißen Slip, aber sie hatte den Körper bereits leicht angehoben, um aus dem letzten Kleidungsstück schlüpfen zu können.
    Angie hustete, weil sie sich beim Trinken verschluckt hatte.
    Der Wein war einfach falsch gelaufen. Das Husten störte die Stille. Auch die Aufmerksamkeit ließ nach. Sie musste einige Male sehr kräftig durchhusten, um wieder okay zu sein. Sie trank noch einen Schluck, was ihr gut tat, dann endlich war sie wieder in der Lage, sich auf das Geschehen zu konzentrieren.
    Kate lag noch auf dem Bett. Sie trug noch den Slip, den sie längst hätte wegschleudern müssen.
    »He, was ist denn mit dir?«, flüsterte Angie.
    Sie konnte die starre Haltung der Freundin nicht nachvollziehen. Kate hatte den Kopf nach rechts gedreht und einen Arm ausgestreckt. Es sah so aus, als wollte sie jemanden abweisen, der sich außerhalb des von den Kameras erfassten Gebiets aufhielt.
    Gehörte das auch dazu? Wollte der User diese Reaktion und diese Haltung?
    Das konnte Angie nicht glauben. Es war ein heftiger Schnitt zu Kates erstem Verhalten. Es kam Angie nicht nur unnatürlich vor, sondern richtig unheimlich, und sie spürte,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher