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1199 - In den Klauen des Ghouls

1199 - In den Klauen des Ghouls

Titel: 1199 - In den Klauen des Ghouls
Autoren: Jason Dark
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schließlich hängen. Es gab jemand, der nach Leiche stank, nach Moder und Verwesung. Der einen widerlichen Geruch abstrahlte, der das Schlimmste war, das man sich vorstellen konnte.
    Ein Ghoul!
    Glenda hätte das Wort beinahe laut ausgesprochen. Im letzten Augenblick riss sie sich zusammen.
    Aber der Gedanke war da, und er blitzte in ihrem Kopf auf.
    Ja, ein Ghoul!
    Auch bei den Dämonen eine schon perverse Abart. Einfach ekelhaft und widerlich. Einer, der sich von Leichen ernährte. Von Toten. Der in alten Gruften hauste und sich Gänge zwischen Gräbern geschaffen hatte.
    Ghoul gleich Leichenfresser!
    Wieder erschauerte sie.
    Sie schüttelte den Kopf. Das konnten Spinnereien sein, aber darauf geschworen hätte sie nicht. Da hatte sie einfach schon zu viel erlebt und durchgemacht, und auch jetzt stand sie da und lauschte dem eigenen Herzschlag.
    Eigentlich bin ich verrückt!, dachte sie. Stehe hier und mache mir über etwas Gedanken, das möglicherweise gar nicht existiert. Das ist der helle Wahnsinn.
    Doch ein gewisser Verdacht blieb, auch wenn sie sich selbst eine Närrin schalt. Da hatte eine Mutter die Hose ihres Sohnes zur Reinigung gebracht. Das war völlig normal. Wie komme ich überhaupt dazu, an einen Ghoul zu denken?, fragte sie sich. Es macht der Job, nur der Job. Die ständige Konfrontation mit den Mächten der Finsternis. Das verdammte Grauen, das permanent um mich herum ist.
    Sie schüttelte den Kopf und atmete tief durch, aber sie bekam den verdammten Geschmack nicht weg. Zudem dachte sie daran, was Helma Kilrain ihr erklärt hatte.
    Betty Brown und ihr Sohn lebten nicht weit von hier entfernt. Das bedeutete keinen großen Zeitverlust, wenn sie sich das Haus mal anschaute. Auch eine Verlängerung der Mittagspause um ein paar Minuten bedeutete da nichts.
    Sie überlegte noch, ob sie im Büro anrufen sollte, entschied sich jedoch anders. Sie wollte keine Unruhe aufkommen lassen und die Pferde verrückt machen. Erst wenn wirklich Beweise vorlagen, wollte sie John Sinclair informieren.
    So ging Glenda weiter. Sie kannte die Gegend. Es war ein völlig normales Wohngebiet hier in London. Es gab kleine Geschäfte, es gab Menschen, die sich hier wohlfühlten und sich innerhalb eines kleinen Kosmos bewegten. Dazu gehörte die gute Infrastruktur, wo man eben alles fand, was man zum Leben brauchte.
    Häuser, die unterschiedlich hoch und auch verschieden gebaut worden waren. Der Straßenverkehr war ebenfalls sehr dicht, und Parkplätze gab es wohl nur in den frühen Morgenstunden.
    Zudem spielte das Wetter noch mit. Der große Regen der letzten drei Tage war von einem kräftigen Wind vertrieben worden, der auch die Wolken zur Seite geschafft hatte. An einigen Stellen zeigte der Himmel schon ein nahezu kitschiges Blau, über das weiße Wolken segelten, die aussahen wie helle Inseln.
    Nicht so die Kneipe. Eine graue Fassade. Nicht mehr das neueste Haus, in dem sie ihren Platz gefunden hatte. Eine graue Fassade mit einem Stich ins Braune. Ein breites Haus, denn im unteren Bereich war nicht nur die Kneipe untergebracht worden, sondern noch ein winziger Imbiss-Laden, in dem es thailändisches Fastfood gab.
    Der Geruch strömte durch eine Düse auf den Gehsteig. Beim Einatmen konnte man den Eindruck haben, das Gekochte oder die Soßen zu trinken, die auf dem Herd brutzelten.
    Dorsey's Inn stand über der Tür. Sie teilte praktisch den Pub in zwei Hälften. Auf der rechten Seite befanden sich ebenso zwei Fenster wie auf der linken.
    Die Scheiben waren zwar schmutzig, aber nicht so verklebt, als dass Glenda nicht hätte hindurchschauen können. Und sie lagen auch recht niedrig.
    Sie spähte hindurch.
    Recht schwach malte sich die Längsseite einer Theke ab. Sie war nicht eben farbig zu nennen, doch einen Farbklecks gab es trotzdem. Ungefähr in der Mitte stand ein Gast, der einen roten Mantel trug.
    In Glendas Kopf bewegten sich die Gedanken. Ein Rädchen fasste ins andere. Sie dachte daran, dass Betty Brown einen roten Flauschmantel getragen hatte, aber sie wollte auf Nummer sicher gehen und schaute noch mal nach.
    Ja, das war sie. Es gab keinen Zweifel. Das war die Frau aus der Reinigung, auch wenn Glenda von ihr nur die Rückenpartie sah. Als Glenda einen Schritt zurückwich, prallte sie gegen einen Mann, der sich beschwerte und sie wütend anstarrte.
    »So neugierig und so eilig, wie?«
    »Sorry, war keine Absicht.«
    »Das sagt ihr jungen Leute alle.« Der Mann warf ihr noch einen bösen Blick zu und humpelte
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