Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1189 - Alaska Saedelaere

Titel: 1189 - Alaska Saedelaere
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ihnen nämlich etwas, das einem normalen Plegick-Trofen völlig abging: Phantasie. Die Kinder besaßen -etwas davon, die Halbwüchsigen einen gehörigen Schuß zuviel, aber die Erwachsenen waren absolut nüchterne Pragmatiker, die nur ihre Aufgabe kannten: den Weg freihalten ... und sich mit allen Fasern ihres Seins danach sehnten, in die Welt der Träume zurückkehren zu können. Sie mußten das sogar tun, denn am Ende ihres Lebens stand eine wirkliche Verkapselung: Ein sterbender Plegick-Trofe spann sich in einen Kokon ein, und wenn es ihm gelang, dabei das nüchterne Denken des Erwachsenen abzustreifen und in die Welt der Träume einzutreten, dann kam es zu einer seltsamen Art von Wiedergeburt: Aus dem Kokon traten neue, kleine Plegick-Trofen hervor, um sich erneut in das Abenteuer der Wanderung zwischen den Phasen zu stürzen. Aber ein erwachsener Plegick-Trofe hatte keine eigenen Träume, er konnte sich nur welche borgen und darauf hoffen, daß er sich im entscheidenden Augenblick an einen davon erinnern könnte. Die Träume der Kinder waren dazu nicht sonderlich gut geeignet, die der Halbwüchsigen oft boshaft und selbstzerstörerisch.
    So gesehen stellten die Phasenverirrten samt ihrem Wahnsinn einen für den Fortbestand dieses Volkes verantwortlichen Faktor dar.
    Carfesch vernahm das alles, während er gemeinsam mit Ygaph durch die absonderlichen Fallen tappte, die die Angehörigen der (glücklicherweise schnell vorübergehenden) Phase der Bosheit errichtet hatten. Kinder hockten in den Seitengängen und amüsierten sich, wenn ihre Opfer um Haaresbreite herabfallenden Felsbrocken, Säureduschen, Fallgruben und spitzen Speeren entkamen. Die Kinder waren nur Zuschauer, die Angehörigen der Bosheits-Phase aber verließen sich nicht immer nur auf die Fallen, sondern griffen auch direkt an, und sie ließen keinen Zweifel daran, daß sie es ernst meinten. Carfesch begegnete dem ersten Überfall dieser Art, indem er die Angreifer paralysierte. Ygaph blieb entsetzt stehen und beruhigte sich auch dann nicht, als er erkannte, daß die Übeltäter nur gelähmt waren. „Tu das nie wieder!" rief er drohend. „Aber sie werden erwachen und völlig gesund sein!" versicherte der Sorgore verwirrt. „Einige von ihnen sind der zweiten Verkapselung schon gefährlich nahe", erwiderte Ygaph, der sich offensichtlich Mühe gab, das Verhalten des Fremdlings zu tolerieren - was ihm wahrscheinlich nicht ganz leichtfiel, „Sie dürfen in diesem Zustand nicht gestört werden."
    „Und was ist mit dir?" fragte Carfesch und deutete auf die Waffen der Angreifer.
    Nicht weniger als vier von ihnen hätten Ygaph mit Sicherheit erledigt, wenn der Sorgore sie nicht im letzten Augenblick gelähmt hätte. „Ich bin alt", sagte Ygaph würdevoll. „Der Augenblick der Erneuerung ist nahe, und der Ausleseprozeß beginnt. Es war dumm von mir, um eines Fremden willen diesen Weg zu benutzen. Dummheit ist eine Eigenschaft, die nicht an mögliche Nachkommen weitergegeben werden sollte."
    Carfesch sagte sich, daß er kein Recht hatte, über das Volk der Plegick-Trofen im allgemeinen und über Ygaph im besonderen zu urteilen, obwohl ihm dieses Volk als fremdartiger als alles, was er je zuvor kennengelernt hatte, erscheinen wollte. Er war bereit, alles zu tolerieren, einschließlich der Tatsache, daß die Plegick-Trofen nur mit Hilfe ihrer fehlentwickelten, wahnsinnig gewordenen Artgenossen überleben konnten. Die Kraterbewohner waren ein Fall für sich, und vielleicht war das der Grund dafür, daß man sie in diese Höhlen gesetzt hatte. Vielleicht aber gab es im Innern des Loolandre noch viel seltsamere Lebensformen.
    Wie dem auch sein mochte, er mußte zu Alaska Saedelaere gelangen. „Es ist nicht die Dummheit, die dich auf diesen Weg geführt hat", sagte der Sorgpre bedächtig. „Es ist die Neugierde, und sie ist eine Form der Phantasie. Ich und mein Freund -wir können dir mehr als Träume bieten. Wir kommen von draußen - wir können dir Welten schildern, auf die nicht einmal ein Phasenverirrter kommen würde.
    Aber selbst wenn uns dazu keine Zeit mehr bleibt, wirst „du dich im Moment der Verkapselung an uns erinnern, denn was du jetzt erlebst, das ist ein Abenteuer. Weißt du, was ein Abenteuer ist?"
    „Selbstverständlich. In den Krater hinabzutauchen und Trümmer zu bergen."
    „Das nennst du ein Abenteuer?" fragte Carfesch verächtlich. „Wenn du das tust, hast du immer nur zwei Möglichkeiten: Entweder kommst du heil zurück, oder du
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher