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1187 - Wächterin am Höllentor

1187 - Wächterin am Höllentor

Titel: 1187 - Wächterin am Höllentor
Autoren: Jason Dark
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Sollte es tatsächlich Probleme geben, dann war er derjenige, der sie lösen konnte.
    Sogar seinen Spitz- oder Kampfnamen kannte die Oberin.
    Geisterjäger…
    In einer anderen Situation hätte sie bestimmt darüber gelächelt. Hier war es ihr nicht möglich. Sie glaubte auch, dass es wichtig war, dass man diesen Mann so nannte, und sie hoffte, ihn am nächsten Tag begrüßen zu können, bevor es dunkel war.
    Den Blick hielt Josepha auch weiterhin auf das Fenster gerichtet. Sie wusste selbst nicht, warum sie es tat und nicht einfach die Augen schloss. Das Fenster wirkte wie ein Magnet auf sie. Und sie war dabei das Eisen. Sie konnte ihm nicht entwischen. Es gehörte zum Kloster, aber zugleich wanderten ihre Gedanken ab und fingen an zu fantasieren. Fenster konnten auch der Blick in andere Welten sein, die für einen Menschen sonst nicht sichtbar waren.
    Als Kind hatte sie darüber nachgedacht. Auch angeregt durch Alice im Wunderland, und sie hatte sich gefragt, ob es diese Welten tatsächlich gab.
    Wie herrlich hatte es Judy Garland in dem Film »Der Zauberer von Oz« gehabt, als sie der Sturm in dieses verwunschene Märchenland getrieben hatte. Auch jetzt wollte ihr die Melodie »Over the Rainbow« nicht aus dem Kopf.
    Manchmal träumte sie davon, in ein Zauberland zu gleiten. Da fühlte sich Josepha wieder in ihre Kindheit versetzt, und das passierte auch an diesem späten Abend.
    Das Fenster blieb: Die Wände ebenfalls. Und auch das Regal. Die reale Welt ließ sich einfach nicht wegdrücken.
    Allmählich wurden ihre Augen schwer. Die Anstrengungen des Tages forderten ihren Tribut. An Schlaf dachte sie jedoch nicht. Die Oberin konnte einfach nicht einschlafen. Trotz der Müdigkeit blieben die Äugen offen. Sie sah einen Teil des Mondes und hatte den Eindruck, dass er sein Licht nur ihr schickte, um das Zimmer mit seinem Glimmerschein leicht zu erhellen.
    Alles war so anders geworden. Sie überlegte, ob sie das Nachtgebet noch einmal sprechen sollte, als sie plötzlich etwas spürte, was so gar nicht in das Zimmer hineinpasste.
    Es war ein Hauch!
    Kühl, beinahe schon kalt. Er war plötzlich da, er strich sanft über ihr Gesicht, und sie konnte sich nicht vorstellen, woher er gekommen war.
    Das Fenster stand nicht offen. Es wäre ihr schon zu kalt gewesen. Von dort konnte er also nicht gekommen sein.
    Und doch war er da…
    Sie setzte sich auf. Blickte sich um.
    Es war niemand da.
    Die Tür war geschlossen. Keiner hatte sich in ihr Zimmer geschlichen. Und doch glaubte sie, nicht mehr allein zu sein. Das konnte kein normaler Besucher sein, da hatte sich etwas Unheimliches und auch Unerklärliches in ihr Zimmer gedrängt, das sie überhaupt nicht beschreiben konnte.
    Aber es war da, und es ging auch nicht weg!
    Bisher hatte sie ruhig und normal atmen können, was sich nun änderte. Aus ihrem Mund strömte nicht der Atem, sondern mehr ein Keuchen, und sie merkte auch, dass ihr Herz schneller schlug. Um sie herum nahm die Kälte zu, aber auch die war nicht normal wie draußen im Wald. Für Josepha war die Kälte trocken, und sie schien sogar greifbar zu sein.
    War jemand da?
    Körperlich nicht. Im Licht der Lampe hätte sie es gesehen. Es war ein schlichtes Gestell, ein Standbein mit einer Kugel darauf. Die Birne darin war leicht gelblich eingefärbt worden, sodass das Licht nicht zu kalt strahlte.
    Was jetzt hier in ihrer Zelle passierte, hatte die Frau noch nie erlebt. Das war einfach zu viel. Hätte man sie jetzt aufgefordert zu sprechen, es wäre ihr nicht möglich gewesen.
    Jetzt aufstehen und zur Tür gehen, konnte sie nicht. Etwas Fremdes hielt sie fest und hatte die Gewalt über sie erhalten.
    Eine Macht. Etwas, das nicht von dieser Welt war. Etwas, das vielleicht erst befreit werden musste, und dabei dachte sie an Vestina, deren Knochen nicht im Grab gelegen hatten.
    Vestina!
    Dieser Name bohrte sich in ihrem Kopf fest. Ebenfalls Oberin, aber eine Person, die längst tot war und um deren Tod ein Geheimnis gemacht wurde.
    Eine Bewegung am Fenster irritierte sie. Es war ein Huschen gewesen, wie von einem Nachtvogel hinterlassen, der schnell an einer bestimmten Stelle vorbeifliegt.
    Dann hörte sie das Lachen!
    Es war so plötzlich erfolgt, dass sie zusammenschrak. Damit hatte sie nicht rechnen können. In einer zweiten Reaktion riss sie die Hände hoch und presste sie gegen ihr Gesicht.
    Sekundenlang blieb sie in dieser starren Haltung sitzen und versuchte nicht mal, durch die schmalen Lücken zwischen ihren
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