Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1177 - Der Weg in die Unterwelt

1177 - Der Weg in die Unterwelt

Titel: 1177 - Der Weg in die Unterwelt
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
um - und er sah mich an!
    Wie gesagt, es war nicht viel Zwischenraum. Das Licht reichte aus, um Einzelheiten zu erkennen.
    Eine widerliche und hässliche Fratze starrte mich an. Das lippenlose Maul wirkte wie eine schief sitzende Höhle, und die Augen…
    Verdammt, was war mit den Augen?
    Sie machten auf mich einen anderen Eindruck als die der übrigen Skelette.
    Damit war etwas nicht in Ordnung. In ihnen sah ich eine Normalität, die auch zu einem Menschen gepasst hätte.
    Er war zwei in einem!
    Plötzlich schoss ein bestimmter Verdacht in mir hoch. Ich kannte diese Wesen mit den zwei Gesichtern.
    Ich sah die Wut, ich spürte den Hass, und ich erkannte, dass ich auf der Stelle handeln musste.
    Bevor sich der Fährmann richtig um mich kümmern konnte, drückte ich ihm das Kreuz gegen den verdammten Schädel, und dann sprach ich die Formel:
    »Terra pestem teneto - salus hic maneto!«
    Ja, mein Kreuz ließ mich nicht im Stich, und es stellte durch seine Reaktion alles auf den Kopf…
    ***
    Da war das Licht!
    So hell, so wunderbar, so strahlend. Wie eine Sonne, die von einem Himmel in diese düstere Welt hineingefallen war. Alles wurde durch das Licht erfasst, und ich wusste gar nicht, wohin ich zuerst schauen sollte.
    Es hatte sich nicht nur auf den Fährmann konzentriert. Sein Umkreis war größer, viel größer geworden. Denn wie ein helles Tuch umfing es auch die Skelettgestalten und sorgte bei ihnen für das völlige Durcheinander. Seine Kraft kämpfte gegen die dunkle Macht dieser Welt an, und sie war stärker.
    Mit den lebenden Skeletten passierte das gleiche wie mit dem Fährmann. Es holte ihre wahren Gesichter und Gestalten zurück. Da hatte ein Wunder die Schleusen geöffnet.
    Ich kümmerte mich um den Fährmann.
    Er stand vor mir.
    Aber er war nicht mehr der Gleiche. Seine andere Gestalt wurde hervorgezerrt, und mein Verdacht wurde zur Gewissheit.
    Vor mir stand eine Kreatur der Finsternis!
    Ein mächtiger Dämon. Einer, der sich sogar seine eigene Unterwelt geschaffen hatte, um Luzifer dort zu Diensten sein zu können. Denn die Kreaturen der Finsternis waren schon zu Anfang der Zeiten seine Getreuen gewesen, und das hatte sich bis auf den heutigen Tag gehalten. Für sie gab es nur ihn und damit das absolut Böse.
    Der Fährmann war nicht mehr fähig, die Laterne zu halten. Sie zerbrach auf dem Boden. Die Splitter verteilten sich in der Umgebung, und ich sah, was mit seinem Körper geschah. Er wurde weiterhin von diesem harten Licht umspannt, aber die Knochenfratze zog sich zurück, als wäre sie aus Gummi.
    Plötzlich schaute ich in ein anderes Gesicht.
    Ein Mann starrte mich an. Er hatte dunkelblonde Haare, eine hohe Stirn und eine scharf geschnittene Nase. Die kalten Augen in seinem Gesicht konnten schon für ein Frösteln sorgen. Er hätte mich sicherlich für sein Leben gern getötet, aber dagegen stand die Macht des Kreuzes. Und sie stellte sich auch gegen die Welt hier. Sie wollte die Unterwelt nicht mehr. Sie zerstörte die Dimension.
    Brutal wurde sie zerrissen.
    Die anderen taumelten ebenso wie der Fährmann. Ein kalter Luftstrom schoss auf uns zu, und die Ebenen fielen zusammen. Etwas anderes erschien, das wir alle wahrnahmen.
    Eine dunkle - Welt. Die Kälte des Wassers, das mir bis zu den Hüften reichte. Ich roch das Wasser, ich roch auch den nahen Wald, ich hörte die Schreie der überraschten Menschen, und ich vergaß für den Moment die Kreatur der Finsternis.
    Es war kaum zu fassen, doch wir alle waren aus der fremden Welt herausgeschleudert worden und fanden uns in der normalen an einem bestimmten Ort wieder.
    Genau im See!
    Und keiner war tot. Sie alle lebten. Sie alle sprachen durcheinander, und nur einer blieb stumm.
    Es war der Fährmann!
    Hatte er seine Doppelexistenz endgültig verloren? War es mir gelungen, ihn zurückzuholen und vom Fluch der Kreatur der Finsternis zu befreien?
    Noch stand nichts fest, aber die Überraschungen hörten nicht auf. Ich hörte eine bekannte Stimme.
    Sie schrie ein Wort, einen Vornamen.
    »Derek!«
    Mutter und Tochter hetzten durch das Wasser. Grace Turner hatte Melody an die Hand genommen.
    Sie wollte das Kind auf keinen Fall mehr loslassen. Beide sahen sie wieder normal aus, und jetzt stürmten sie auf den ehemaligen Fährmann zu, der tatsächlich Derek hieß.
    Das war kein Zufall.
    Ich wollte mich ihnen in den Weg stellen, weil ich dem Fährmann auch jetzt nicht traute. Aber die beiden blieben schon in einer gewissen Entfernung stehen.
    Im Hintergrund
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher