Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1172 - Die Macht des Kreuzes

1172 - Die Macht des Kreuzes

Titel: 1172 - Die Macht des Kreuzes
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
der Vorstellung hatte doch einen Schock hinterlassen. Im Zirkus passierte immer mal etwas. Im Leben war nichts ohne Risiko, und die Schau hier ging am nächsten Tag weiter. Wieder im ausverkauften Haus.
    Mirko hatte seine Gangrichtung verändert. Er näherte sich den Wagen mehr von der Seite, um parallel an den Gittern entlang zu gehen. So hatte er auch noch einen Blick hinter die Wagen werfen können, ohne dort etwas zu sehen, das sein Misstrauen erregt hätte.
    Die Spannung schlug ihm auf den Magen. Von dort her stieg etwas in seine Kehle, was bitter schmeckte. Er spie die gallige Flüssigkeit aus und suchte nach dem Licht und damit auch nach Emily.
    Sie war nicht mehr da. Kein fremder Schein durchbrach die Dunkelheit. Auch über ihm malte sich nichts ab. Mirko hätte beruhigt sein können, er war es jedoch nicht. Das lag auch in den Raubkatzen begründet. Ihr Verhalten irritierte ihn immer stärker. Er war jetzt recht nahe an sie herangekommen. Sie zeigten eine Unruhe, die ihn erschreckte. An den Gittern im Innern strichen sie entlang. Ihre Pranken berührten das Metall, wenn sie sich mit leicht wütenden Schlägen freie Bahn verschaffen wollten. Dann sahen sie in diesem Gitter so etwas wie Feinde, und zwei von ihnen blieben plötzlich stehen, als auch Mirko nicht mehr weiterging.
    Mensch und Tier schauten sich an. Sie standen sich dabei direkt gegenüber. Er sah die aufgerissenen Schnauzen, er sah auch ihre Augen, die in verschiedenen Farben leuchteten. Nicht nur hell. Es gab auch einen dunklen Schimmer.
    Die Tiere sahen träge aus und schienen Mirko anzugähnen, doch dazu passte nicht das aggressiv klingende Fauchen, dass sie ihm entgegenschickten. Darin klang eine Bösartigkeit mit, die Mirko erschreckte.
    Er hatte immer mit den Tieren gesprochen. Das kannte er vom Boss her. Auch der hatte gern geredet. Sie hatten sich an seine Stimme gewöhnen können. Nichts war ihnen fremd. Sie kannten jede seiner Bewegungen, und Mirko hoffte, auch einen Teil davon zu erreichen. Er hatte die Raubkatzen stets als Freunde angesehen. So war er auch immer dicht an die Stangen herangetreten, was er sich jetzt nicht traute; er hielt einen gewissen Abstand.
    Ihm strömte etwas entgegen, das er als Feindschaft definierte. Beide standen sie auf verschiedenen Seiten. Die Tiere waren nicht mehr seine Freunde. Nicht einmal seine Verbündeten. Es gab eine scharfe Trennlinie zwischen ihnen. Sie schlugen gegen die Stäbe. Sie knurrten.
    Es hörte sich gefährlich an. Die Zähne schimmerten wie gelbliche Dolche. Scharfe Krallen waren ausgefahren, und alle Tiere drängten sich an einer Stelle zusammen.
    Mirko versuchte es mit Worten. Sie kannten seine Stimme. So hoffte er, sie beruhigen zu können. »Was habt ihr? Kennt ihr mich nicht? He, was ist los?«
    Er erlebte keine Reaktion. Sie blieben bei ihrem Verhalten. Sie versuchten, ihre Pranken durch die Lücken zwischen den Stäben zu drücken, doch damit hatten sie keinen Erfolg.
    Mirko strich über sein Haar. So hatte er die Panther noch nie zuvor erlebt. Normalerweise hätte er jetzt den Boss informieren müssen, damit er nach seinen Schützlingen schaute. Er wunderte sich sowieso darüber, dass Harold Winter noch nicht bei ihnen war. Es hätte eine logische Folge dessen sein müssen, was im Zirkus passiert war.
    Oder fürchtete er sich, weil er mehr wusste? Kannte er das Geheimnis der jungen Emily? Wusste er vielleicht, dass sie stärker war als ein Mensch?
    Die Tiere jedenfalls hatten sich noch nicht beruhigt. Sie würden auch weiterhin aggressiv bleiben, und Mirko malte sich schon das Schlimmste aus, was überhaupt passieren konnte. Eine Person wie Emily kannte sich hier aus. Es würde ihr leicht fallen, die Gittertüren der Wagen zu öffnen, um die großen Katzen freizulassen. Was dann passierte, darüber wollte Mirko erst gar nicht nachdenken. Aggressive Tiere in der Freiheit und zahlreiche Menschen in der Nähe, das konnte nur zu einem mörderischen Chaos führen.
    Deshalb wollte er die Schlösser überprüfen. Es war durchaus möglich, dass man sie schon manipuliert hatte. Der letzte Gedanke hatte für einen noch größeren Schweißaustritt bei ihm gesorgt. Irgendwie fühlte er sich wie geduscht, nur klebte dabei kein Unterzeug an seinem Körper wie jetzt.
    Er ging etwas zurück, sprach beruhigend auf die Tiere ein, flüsterte dabei, und erlebte, dass es keinen Sinn hatte. Die Panther ließen sich nicht von ihm beeindrucken.
    Und dann war das Licht wieder da!
    Es geschah nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher