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1169 - Satans Kind?

1169 - Satans Kind?

Titel: 1169 - Satans Kind?
Autoren: Jason Dark
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wegen ihrer Größe. Da erreichte sie mich fast.
    Sie schloss die Tür auf und kam auf uns zu. In ihrer Uniform hätte sie auch auf einen Kasernenhof gepasst. Wer sie sah, der dachte nicht eben an einen humanen Strafvollzug. Ihr Gesicht war recht knochig. Die Haut spannte sich, und die naturroten Haare auf dem Kopf waren flach nach hinten gekämmt. Sie hatte grüne Augen, Sommersprossen schmückten sie ebenfalls, und wir sahen sie auch auf der hellen Haut ihrer langen Finger.
    »Sie sind Mrs. Reddy?« fragte ich.
    Dem Alter nach war sie ungefähr vierzig Jahre.
    »Ja.«
    »Wie heißen Sie mit richtigem…«
    »Bleiben Sie bei diesem Namen.«
    »Okay, wie Sie wollen.« Ich stellte Jane und mich vor. Sie nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis.
    Dann prüfte sie sehr genau meinen Ausweis und sprach mich an, als sie ihn mir zurückgab.
    »Ich habe schon gehört, dass Sie beide schon einmal hier waren. Mr. Bell berichtete davon.«
    »Das ist ja mehr als wir erwarten konnten«, sagte ich und zeigte ein breites Lächeln. »Dann werden Sie uns wohl auch die Zelle von Julia Coleman zeigen können.«
    »Sind Sie gekommen, um den Ausbruch aufzuklären?«
    »Das hatten wir vor«, sagte ich.
    »Es waren schon andere da, glaube ich.« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, die Leute werden erst noch kommen. Morgen, denke ich. Es ist Urlaubszeit. Wir haben alles so gelassen wie es war.«
    »Sehr vernünftig«, lobte ich.
    »Dann bitte.«
    Sie sprach nicht nur wie ein Sergeant, sie bewegte sich auch so. Abgehackt und zackig. Jane sprach erst, als sie uns den Rücken zudrehte und das Schloss noch auf altmodische Art und Weise mit einem Schlüssel öffnete.
    »Diese Person gefällt mir nicht. Sie bereitet mir ein körperliches Unbehagen. Eine wie die möchte ich nicht zur Feindin haben.« Sie warf mir einen knappen Seitenblick zu. »Wie denkst du denn darüber?«
    »Nicht viel anders.«
    »Aber lassen wir die Vorurteile mal weg.«
    »Schaffst du das?«
    »Ich bemühe mich.«
    Diesmal gingen wir nicht in das Krankenrevier. Wir ließen es links liegen und konnten in den langen, leeren Flur hineinschauen, in dem nicht einmal eine Staubfluse auf dem Boden lag, sodass er das kalte Licht der Deckenleuchte widerspiegelte.
    Was nun folgte, war ein mehrmaliges Öffnen und Schließen von Türen. Wir erreichten die Mitte des Trakts, und die einzelnen Etagen zogen sich als Galerie über uns hin. Eisentreppen führten von zwei verschiedenen Seiten in die Höhe. In diesem alten Knast hatte man weder etwas umgebaut noch verändert, und mich beschlich ein kaltes Gefühl. Auch Jane schwieg. Sie mochte die Atmosphäre ebenfalls nicht. Die kam mir hier noch bedrückender vor als vor ein paar Wochen in Dartmoor, als ich dort einen Fall erlebt hatte.
    Gefangene sahen wir nur wenige. Aber der Geruch nach Essen streifte unsere Nasen.
    Zwei Gefangene waren dabei, die Zellentüren abzuwaschen. Als wir nach oben in die zweite Ebene gegangen waren und sie passierten, duckten sie sich zusammen. Das lag nicht an uns, sondern mehr an der rothaarigen Aufseherin.
    Die Tür zu Julia Colemans Zelle war abgeschlossen. Bevor Reddy sie öffnete, fragte ich: »Ist Muriel Sanders wieder hierher gebracht worden?«
    »Nein. Sie liegt noch unten. Es geht ihr nicht gut.«
    »Aha.«
    Reddy zog die Tür auf. Sie ging selbst vor und stellte sich in die Nähe des Fensters. Allerdings im rechten Winkel dazu. Ihre Beine berührten das Bett.
    »Schauen Sie sich um.«
    »Danke, das tun wir gern.«
    Es stimmte. Das Gitter war von außen abgerissen worden. Da das Fenster recht hoch lag, musste ich mich schon auf die Zehenspitzen stellen und mich an der Bank abstützen, um besser nach unten in den Hof schauen zu können.
    Dort sah ich auch das Gitter liegen. Man hatte es wie alten Abfall weggeworfen. Es war wohl Mittagspause. Einige Gefangene drehten trotz des miesen Wetters ihre Runden. Sie gingen mit gesenkten Köpfen und blickten nicht einmal hoch.
    Auch Jane schaute in den Hof. Aber weniger lang als ich. Das Fenster stand offen, und ich fragte mich, wie es von außen hatte geöffnet werden können.
    Reddy hatte mir wohl angesehen, welche Probleme mich beschäftigten. »Wir alle stehen vor einem großen Rätsel«, erklärte sie. »Schauen Sie selbst. Können Sie mir sagen, wer das Gitter abgerissen hat? Und wieso das überhaupt geschehen konnte, obwohl unsere Überwachungsanlagen funktionieren?«
    »Nein, das kann ich nicht«, sagte ich.
    »Wenn sich das herumspricht, können wir
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