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1163 - Invasion der Fairy Queens

Titel: 1163 - Invasion der Fairy Queens
Autoren: Unbekannt
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Xenoflora; morsche Bohrwurzeln, einst härter als molekularverdichteter Stahl; dornige Ranken mit eingesunkenen Freßblüten; und Kletterpflanzen, die einen Menschen binnen Minuten überwuchern und erdrosseln konnten. Aber jetzt stellten sie keine Gefahr mehr dar. Die Xenoflora war tot, auf Befehl der Xenos verdorrt. Alles, was auf der Erde vom Xenoforming-Prozeß übriggeblieben war, das waren zwei Dutzend verschiedene Sorten fruchttragender Bäume, Seerosenähnliche Gewächse, die das Wasser der Flüsse und Seen reinigten, und eine seltsame Insektenart, Hüter genannt, die - wie Laus Lisovich von seinem Neffen, dem Landschaftsarchitekten deGroth erfahren hatte - bereits begonnen hatten, die Zahl der Schädlinge in den Agrarregionen der Erde zu reduzieren, ohne aber das ökologische Gleichgewicht zu stören.
    Nachdenklich sah Lisovich durch das gesplitterte Fenster des Apartments, das er als Unterschlupf gewählt hatte. Die Wohneinheit lag nach Westen, mit Blick auf den sternförmigen Kalup-Park und die Flachpyramide des Eric-Manoli-Centers. Lisovichs graue Augen fixierten eine Terrasse im zweiundzwanzigsten Stock der Pyramide. Dort wohnte sein Neffe; Aarn deGroth. Und Isis.
    „Es war Pech, daß Aarn nicht zu Hause war, als ich angerufen habe", sagte er zu Hirni.
    „Isis, diese Schlange, haßt mich. Ich weiß nicht warum, aber sie haßt mich so sehr, daß ich es nicht einmal wage, ihr den Rücken zuzudrehen. Dieser Frau ist alles zuzutrauen.
    Aber es wäre trotzdem ein angenehmeres Versteck als diese Ruine gewesen."
    Kühler Wind, noch feucht vom nachlassenden Regen, pfiff durch die Fensteröffnung.
    Hirni sagte nichts.
    Mutlos saß er in einer Ecke des verwüsteten Apartments. Mit dem Rücken lehnte er an der vom Plastikschimmel zerfressenen Wand, und in seinen Augen schwamm Trauer.
    Das Vario-Psychotische Androiden-System glich oberflächlich einem Menschen; einem jungen Mann mit braunen, streichholzkurzen Haaren, blassem Gesicht und schlankem Körper. Der Androide trug eine zu knappe Jacke, die seine Brust teilweise entblößte. Eine klaffende Wunde zog sich quer über das Brustbein. Sie blutete nicht. Das Bioplastfleisch war weiß.
    Bei der Flucht aus dem Institut zur Ruine des Nome-Tschato-Wohnturms war Hirni gestürzt; ein epileptischer Anfall. Vermutlich war das Kontrollsystem defekt. Immer wieder kam es zu kurzfristigen Programmüberlagerungen, und in dem von Lisovich programmierten Bewußtseinszustand - Melancholie - machten sich von Zeit zu Zeit die Einflüsse anderer Psychoblöcke bemerkbar: Aereophobie, Schizophrenie, Xenophobie, manischdepressive Zustände...
    Wieder sah Lisovich zu der Pyramide des Eric-Manoli-Centers hinüber, wo sein Neffe mit seiner Lebensgefährtin wohnte. Von den blauhäutigen Fremden, die in ungeheuren Schwärmen vom Himmel gefallen waren, gab es keine Spur mehr. Wie ein Spuk waren sie im Häusermeer von Terrania verschwunden. Und auch die Menschen ... Die Straßen waren leer, die Hochbahnen verlassen, der Himmel frei von Personengleitern. Nur noch die robotgesteuerten Transporter mit ihrer genormten Containerlast huschten durch die Luftverkehrsadern, ein mechanistisches Echo des Lebens, das Terrania noch vor wenigen Stunden durchpulst hatte.
    Eine Invasion, dachte Lisovich. Große Sterne, vielleicht bin ich der einzige freie Terraner auf dieser Welt!
    „Ich rieche Tod", sagte Hirni in diesem Moment. „Milliardenfachen Tod. Die Sonnen werden zur Erde stürzen und alle Menschen sterben. Die Uhr ist abgelaufen, die Zeiger stehen still, und niemand wird uns retten." Der Androide stieß einen tiefen Seufzer aus. Im grauen Tageslicht wirkte sein Gesicht noch blasser als sonst, und der Gram, der sich in Hirnis Augen spiegelte, krampfte Lisovichs Herz zusammen. „Wir hätten es wissen müssen", fuhr der Androide murmelnd fort. „Wir hätten die Zeichen erkennen und richtig deuten müssen. Jetzt ist es zu spät. Der Tod streicht schon mit tiefgekühlten Fingern über unsere Stirn, um uns die Lider zuzudrücken und uns heimzuholen in sein finsteres Reich."
    „Schon gut", knurrte Lisovich. „Nichts wird so schnell gelandet, wie es gestartet ist.
    Außerdem haben wir keine Schüsse gehört, keinen Schlachtenlärm und ..."
    „Pulverdampf", unterbrach Hirni. Er starrte ins Leere. „Blutgeruch. Geier kreisen am Himmel, und das Land ist verbrannt und aufgewühlt. Unsere Gebeine werden im Massengrab der Zeit vermodern, und das einzige Licht, das uns noch scheint, ist das Licht der
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