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1152 - Prinzessin Blutleer

1152 - Prinzessin Blutleer

Titel: 1152 - Prinzessin Blutleer
Autoren: Jason Dark
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fiel sie schlapp wie eine tote Hühnerklaue nach unten und blieb liegen.
    Dracula II ging. Er hatte den Mund wieder geschlossen und bewegte sich rückwärts in den Gang hinein. Er war Gunhilla wie eine Traumgestalt vorgekommen, und so bewegte er sich von ihr fort. Vorbei an der Fackel, die er in einen Spalt an der linken Gangseite geklemmt hatte. Erst als er sich kurz vor der Treppe befand, drehte er sich um, und Gunhilla schaute auf seinen Rücken.
    Er huschte die Treppe hoch.
    Sie konnte nicht anders. Sie musste ihm nachblicken. Sie spürte in sich eine wahnsinnige Sehnsucht, und sie hätte alles, aber auch alles für ihn getan.
    Auf der langen Steintreppe passierte etwas Seltsames. Seine Gestalt schien zu flattern, dann zu zerfasern, verlor an Höhe, nahm jedoch an Breite zu. Die Arme verschwanden.
    Stattdessen entstanden an den Seiten zackige Ausbuchtungen, die an die Schwingen eines Drachen erinnerten.
    Er berührte auch nicht mehr die Treppe. Er wehte über die alten Steinstufen hinweg und war wenig später in der Finsternis des alten Kellers verschwunden.
    Noch einmal hörte sie etwas von ihm.
    Ein Lachen…
    Es grollte beinahe wie Donner durch die unterirdische Welt, aber das Geräusch tat Gunhilla gut. Jetzt wusste sie, dass die Zeit der Qualen und des Wartens vorbei war…
    ***
    Gunhilla lebte.
    Aber sie lebte auf ihre Art und Weise. Sie war kein normaler Mensch, denn der wäre in der langen Zeit im Verlies längst verwest und höchstens als Skelett zurückgeblieben.
    Das war bei ihr anders. Sie besaß noch einen Körper. Auch wenn dieser abgemagert war und nur noch aus Haut und Knochen bestand. Wie auch das Gesicht, das einfach nur einen grauenhaften und schlimmen Anblick bot. Sie wusste es, sie hatte es immer gewusst, aber sie hatte nichts dagegen tun können.
    Es war ihr Schicksal gewesen. Die Feinde in der Vergangenheit waren letztendlich stärker gewesen. Keiner hatte sich direkt getraut, sie zu töten. So war sie einfach lebendig begraben worden, um im Laufe der langen Jahre zu verfaulen.
    Fast zu verfaulen. Zwar war ihr Fleisch nicht mehr so fest, aber es war noch nicht in den Zustand der Verwesung übergegangen, auch wenn es eine aschgraue Farbe zeigte.
    Die Mattheit verlor sich. Es kehrte zwar keine starke und neue Kraft in ihren Körper zurück, doch der Besuch hatte ihr schon etwas gebracht. Sie fühlte sich nicht mehr so am Boden wie in all der anderen Zeit, und wenn sie in das Licht der noch brennenden Fackel schaute, dann sah sie auch den Schein, der über die Schwelle fiel und unruhig über den Gegenstand huschte, den ihr der Besucher zurückgelassen hatte.
    Die schlichte Schale mit dem Deckel darauf, der nicht ganz geschlossen war, so dass Gunhilla den Inhalt riechen konnte. Es war ein Geruch, den sie seit so langer Zeit vermisst hatte. Sie hatte ihn schon vergessen, aber jetzt drang er wieder gegen ihre Nase. Dass dies überhaupt geschah und sie alles so genau wahrnahm, sagte ihr, dass sie den Spürsinn behalten hatte. Sie konnte noch riechen und schmecken, und das war für Gunhilla schon ein sehr wichtiger Fortschritt.
    Das Blut war da. Es war so nah, aber sie kam noch nicht an die Beute heran. Der Geruch machte sie beinahe wahnsinnig.
    Gunhilla riss sich zusammen. Stück für Stück näherte sie sich der Schale. Hände und Knie schabten über den Boden. Haut riss entzwei, was sie jedoch nicht kümmerte, denn sie machte weiter. Mit den Händen bewegte sie die Schale, und sie hörte dabei das leise Schwappen der Flüssigkeit.
    Und dann stieß sie mit dem Kinn gegen die Schale. Es war der erste große Erfolg. Sie hätte beinahe aufgeschrieen, weil sie ein wahnsinniges Glücksgefühl empfand. In den Augen leuchtete es zwar nicht, aber es geriet so etwas wie Leben in ihren Blick hinein, und zum ersten Mal brachte sie es fertig, die Zunge aus dem Mund zu strecken.
    Sie sah grau aus. Wirkte trocken wie ein alter Schwamm, dem das Wasser fehlte.
    Mit Kinn und Zunge zugleich berührte sie den Deckel und drückte ihn nach vorn. Schon bald gelang ihr der erste Blick auf den Inhalt der Schale.
    Vor Lust hätte sie beinahe aufgeschrieen, wenn sie die Kraft dazu gehabt hätte. In der Schale befand sich die dunkle Flüssigkeit, und der Geruch brachte die Blutsaugerin fast um den Verstand. Es war verrückt, sie wusste es. Ihre Augen bewegten sich. Sie zitterte, was sich auch auf ihre Hände übertrug. Obwohl sie die Schale noch festhielt, schwappte etwas Blut über, und das auch in ihre Richtung. Es quoll
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