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1149 - Begraben, aber nicht vergessen

1149 - Begraben, aber nicht vergessen

Titel: 1149 - Begraben, aber nicht vergessen
Autoren: Jason Dark
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ich schwebte über dem Boden der Kirche.
    Mir kamen die Gestalten in den Sinn, die Karina und ich für Zombies gehalten hatten. Sie hatten auf dem Boden der Kirche gelegen, und als ich noch einmal hinschaute, da sah ich sie.
    Zwar verschmolzen die Körper mit dem dunklen Untergrund, doch die Gesichter malten sich wie bleiche Käsekörper ab. Einzelheiten waren für mich nicht erkennbar, selbst die dunkleren Öffnungen der Münder verschwammen in einem Brei.
    Sie lagen reglos da. Von Karina sah ich nichts. Nur die Zombies und ich befanden sich in der Kirche. Wie eine Beute hing ich über ihnen. Wenn sie erwachten, brauchten sie nur nach mir zu schnappen.
    Sie waren mal gestorben und höchstwahrscheinlich zu einem Opfer des Sees geworden. Warum sie allerdings zurückgekehrt waren, stand in den Sternen.
    Noch gab man mir eine Galgenfrist. Keine der unter mir liegenden Gestalten bewegte sich. Ich wollte auch nicht warten, bis dies eintrat und dachte über meine Befreiung nach.
    Wahrscheinlich waren die Dunklen Apostel davon ausgegangen, dass ich in den nächsten Stunden bewusstlos bleiben und dann eine Beute für die lebenden Leichen sein würde. Sie hatten meine Konstitution unterschätzt. Im Lauf der Jahre härtet man eben ab.
    Es war ganz einfach. Ich musste das Seil einfach nur von meinem Körper lösen und mich dann nach unten zwischen sie fallen lassen. Leider hatte man mir die Beretta abgenommen. Sie hätte mir bestimmt geholfen. Da hätte ich auch über dem Boden hängend auf die lebenden Leichen schießen und sie vernichten können.
    Es war wichtig, das verdammte Seil loszuwerden. Ich suchte nach dem Knoten und fand ihn auf meinem Rücken. Er war nicht nur dick, er war auch so hart geknotet worden, dass ich ihn ohne Hilfe nicht aufbekam.
    Aber wer sollte mir zu Hilfe kommen? Die Dunklen Apostel? Bestimmt nicht. Auch Karina nicht, denn ich wusste nicht, was mit ihr geschehen war und konnte mir kaum vorstellen, dass sie sich in einer besseren Lage als ich befand.
    Wie kam ich los?
    Ich schwebte ungefähr auf einer Höhe mit den Fenstern. Das heißt, mehr mit dem Kopf. Meine Beine hingen tiefer nach unten. Es bedeutete auch, dass die Zombies, sollten sie erwachen, mich mit einem Sprung erreichen konnten. Sie würden an mir hängen wie die Kletten. Vielleicht konnte ich sie mir durch Tritte und Schläge ein paar Minuten vom Leib halten, doch irgendwann würde meine Kraft nachlassen, dann war ich für sie die ideale Beute.
    Noch hatte ich Glück oder eine Galgenfrist. Wie ich sehen konnte, lagen sie unbeweglich, die fahlbleichen Gesichter in die Höhe gerichtet und mir zugewandt.
    Die Stiche und Schmerzen im Kopf hatten etwas nachgelassen. Dafür nicht der Druck um die Körpermitte. Er war gleichgeblieben, nur merkte ich ihn immer stärker, als sollte mir das Seil alle Eingeweide zusammenziehen.
    Die Tür der Kirche war wieder geschlossen. In diesem verdammten Raum war es still wie in einem Grab, abgesehen von meinem eigenen Atem.
    Immer wenn ich mich leicht bewegte, geriet ich ins Pendeln. So auch jetzt, als ich die Hände wieder auf den Rücken drückte und nach dem Knoten suchte.
    Er war da, und er schien mir noch dicker geworden zu sein. Nein, es hatte nicht einmal Sinn, es nur zu versuchen. Mit den Fingern bekam ich ihn nicht auf.
    Was war das?
    Spielte mir mein Augenlicht einen Streich? Oder lag es daran, dass ich noch immer pendelte?
    Unter mir hatte sich etwas bewegt!
    Kein Spiel aus Licht und Schatten, denn eine der Gestalten hatte tatsächlich einen Arm gehoben, die Finger ausgestreckt, als wollte er irgendetwas greifen. Dann fiel der Arm wieder zurück und landete mit einem klatschenden Laut auf dem Körper der neben ihm liegenden Gestalt.
    Es war der Anfang. Der Beginn des Grauens, das die Zombies über mich bringen würden, denn auch eine zweite Gestalt bewegte sich. Es war eine Frau, die sich schwerfällig zuerst zur Seite drehte, um dann aufzustehen.
    Es sah so aus, als hätte sie den Schwung der Drehung ausgenutzt. Sie torkelte noch auf die Wand zu, stieß sich dort ab und drehte sich herum. Das Gesicht mit den leblosen Augen kannte nur ein Ziel mich!
    Es ging also los.
    Und nicht nur bei dieser einen Untoten, denn auch die anderen blieben nicht mehr still.
    Alle bewegten sie sich, um sich dann mit roboterhaften Bewegungen in die Höhe zu stemmen.
    Ich hing über ihnen.
    Sie rochen mich.
    Sie rochen mein Fleisch, sie rochen mein Blut…
    Und ich war nicht unerreichbar für sie…
    ***
    Auch Karina
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