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1143 - Grabmal des Grauens

1143 - Grabmal des Grauens

Titel: 1143 - Grabmal des Grauens
Autoren: Jason Dark
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mörderischen Schlag abwehren.
    Sie versuchte es noch mit Reden. Etwas anderes kam ihr nicht in den Sinn. Sie hatte einen Menschen vor sich, der noch immer so aussah wie ihre Mutter. Daran gab es nichts zu zweifeln. Anne war nur für einen Moment in die Fänge von etwas Unerklärlichem geraten.
    »Bitte, Mutter, bitte! Du musst dich zusammenreißen. Du musst jetzt an dich denken. Nicht an ihn - bitte. Denk an dich. Denk daran, wer du einmal gewesen bist. Eine normale Frau, die Kinder großgezogen hat. Du bist keine Mörderin, du bist kein Tier, das andere einfach so abschlachtet…«
    Anne sagte nichts. Sie brauchte auch nichts zu sagen, denn in den Augen las Marion einfach alles. Sie schienen keinem Menschen mehr zu gehören. Sie waren verdreht, stumpf und trotzdem irgendwo mit einem Glanz versehen, den sich Marion nicht erklären konnte. Da war die fremde Kraft aus dem Jenseits stärker.
    Anne ging weiter. Schritt für Schritt. Aber sie legte immer nur geringe Distanzen zurück. Jede Form der Annäherung schien sie zu genießen.
    Obwohl Marion sich nicht umgedreht hatte, wusste sie, dass ihr nicht mehr viel Platz blieb. Sie hatte die Maße ihrer Wohnung im Kopf. Noch drei, vier Schritte zurück, und sie würde mit dem Rücken gegen die dreieckige Scheibe stoßen.
    Anne hielt das große Beil schräg. Bei jeder Bewegung wippte es in ihren Händen. Die Lippen zeigten ein bösartiges Grinsen und waren gefletscht. Es fehlte nur der Geifer davor, dann hätte sie wie ein Tier gewirkt.
    Sie wirkte auch erregt. Die Atemstöße drangen hektisch aus dem Mund. Immer verbunden mit einem Röcheln, das Marion ebenso fremd war wie die verdammte Waffe.
    Der nächste Schritt - und der Schreck!
    Marion kam nicht mehr weiter. Das Glas des Fensters hatte sie gestoppt. Sie hatte nicht einmal die Berührung der Scheibe gespürt, doch die nächsten Augenblicke wurden zu den längsten ihres Lebens.
    So überdeutlich erlebte die Frau die Gefahr mit, obwohl man ihr noch nichts getan hatte.
    Auch Anne ging keinen Schritt mehr weiter. Sie hatte eine gute Entfernung erreicht. Wenn sie die Waffe hob und ihr beim Schlagen noch genügend Schwung gab, dann blieb Marion nicht mehr die Spur einer Chance zur Flucht.
    Marions Augen tränten. Trotzdem nahm sie alles überdeutlich wahr.
    Auch Dinge, die sie nicht sah, sondern nur spürte oder auch hörte.
    Es waren Stimmen!
    Aber es war niemand zu sehen, und auch Anne sprach sie nicht an. Die Stimmen kamen von woanders her. Marion war so klar, dass sie sich daran erinnerte, dass schon ihre Mutter die Stimmen gehört hatte.
    Die der Toten…
    Jetzt tobte das Wispern und Zischeln auch durch ihren Kopf. Sie hörte zudem die leisen Schreie, die tatsächlich von einer großen Qual berichteten.
    »Nicht mehr… nicht mehr töten… genug Blut geflossen…«
    So deutlich hörte Marion die Sätze zwar nicht, aber sie war in der Lage, die Worte zusammenzureimen, und sie fragte sich, ob sie daraus Hoffnung schöpfen konnte.
    »Nein… sinnlos… unschuldig… hast Rache gehabt… nicht mehr töten… kein Blut…«
    Marion schrie ihre Mutter an. »Hast du es gehört? Kein Blut! Kein Blut soll fließen…«
    Sie erhielt eine Antwort. Leider nicht so, wie Marion sie sich vorgestellt hatte.
    Anne Hopper hob die Waffe hoch und über ihren Kopf hinweg. Genau das hatte sie schon beim ersten Schlag getan…
    ***
    Wir hatten uns entschlossen, Marion Hopper vorher nicht anzurufen.
    Unser Besuch sollte überraschend erfolgen. Die Erfahrung hatte uns gelehrt, dass Menschen dann besser zu verhören waren, wenn sie zuvor nicht die Möglichkeit hatten, sich vorzubereiten.
    Wo die Hoppers lebten, hatten wir erfragt. Wohnhaus und Firma lagen recht dicht beisammen. Gewissermaßen auf der grünen Wiese, wo sich auch andere Industriebetriebe angesammelt hatten. Zur Firma wollten wir nicht. Das flache Gebäude mit dem hohen Zaun darum herum ließen wir an der rechten Seite liegen. Die Straße führte in eine Kurve hinein, und drei Kilometer weiter zeichneten sich die Umrisse einer Ortschaft ab. Das richtig schlimme Wetter hatte uns verschont. Wir waren weder von Blitz und Donner noch von irgendwelchen Schneeschauern verfolgt worden. Nur der kalte Wind hatte ab und zu gegen den Porsche geschlagen, was dieser Flunder, die wie ein Brett auf der Straße lag, jedoch nichts ausmachte. Das Wohnhaus der Hoppers stand am Beginn der Ortes, versetzt von der Straße. Wir mussten einen etwa 50 Meter langen Weg fahren, der von Birken gesäumt
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