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1140 - Der Rächer des Engels

1140 - Der Rächer des Engels

Titel: 1140 - Der Rächer des Engels
Autoren: Jason Dark
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So heiße ich.«
    »Genau«, flüsterte er mir zu. »Es kann kein Zufall sein, dass sich unsere Wege gekreuzt haben.«
    »Das glaube ich auch. Ich würde es eher als Schicksal bezeichnen.«
    Für einen Moment senkte er die Waffen und sah aus wie jemand, der nachdachte. »Es gibt ein gutes und auch ein schlechtes Schicksal. Alles, was sich mir in den Weg stellt, sehe ich als ein schlechtes Schicksal an. Dazu gehörst du ebenfalls, auch wenn du den Namen Sinclair trägst. Wobei ich mich frage, ob du auch würdig bist, überhaupt diesen Namen bekommen zu haben.«
    »Ich denke da anders.«
    »Ja, das weiß ich. Ist das der Grund, weshalb dich dieser Mann besuchte?«
    »Möglich. Aber ich möchte dich etwas fragen, McMurdock. Wir sind so weit gar nicht voneinander entfernt. Wenn du so willst, bin auch ich ein Templer. Zu meinen besten Freunden gehören die Tempelritter. Aber keinem würde es einfallen, einen der Brüder umzubringen, wie du es getan hast. Es sei denn, er ist den falschen Weg gegangen und sieht Baphomet als seinen Götzen an. Ist das bei diesem X-Ray der Fall gewesen?«
    »Ich weiß es nicht!«
    »Aber ich weiß es, McMurdock. Und ich weiß, dass du einen Unschuldigen getötet hast.«
    »Hier geht es nicht um Schuld oder Unschuld!« zischte er mir entgegen. »Es geht um das Herz der Jungfrau.«
    »Habe ich verstanden. Es ist verschollen?«
    »Ja.«
    »Vernichtet?«
    Da hatte ich ein falsches Thema angeschnitten, denn er schüttelte den Kopf und sprang fast in die Höhe. »Nein, nein, das Herz gibt es noch. Ich weiß das. Ich habe es selbst gesehen…«
    »Wo?«
    »In der Burg der Hexe.«
    »Bitte?«
    »Ja, so war es«, flüsterte er.
    »Und wann war das?«
    »Kurz nach dem Tod der Jungfrau.«
    Plötzlich zog sich etwas in meinem Nacken zusammen, und ein Schauer rann meinen Rücken hinab.
    Wenn ich richtig gehört hatte, dann lag es tatsächlich schon mehr als fünfhundert Jahre zurück, denn Johanna war im Jahre 1431 getötet worden. Mein Blick streifte über seine Gestalt. Dabei begann ich zu glauben, dass dieser vor mir stehende Mann schon einige hundert Jahre alt war.
    Ich fragte mit leiser Stimme: »Wer bist du wirklich?«
    »Ein Rächer.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Ja, das habe ich begriffen, aber du kannst Johanna nicht mehr zurückholen. Sie ist tot. Alle sind tot. Die Zeit hat ihren Mantel über sie…«
    »Ich lebe!«
    »Dann musst du all die Jahrhunderte gelebt haben.«
    »So ist es!«
    »Du bist ein Phänomen, McMurdock!«
    »Nein, ich bin ein Auserkorener. Ich habe einen Pakt mit dem Engel geschlossen, denn er, der Mächtige, hat auch ihr damals zur Seite gestanden.«
    »Wen meinst du?«
    »Die Jungfrau vertraute auf den Erzengel Michael. Er hat ihr im Kampf geholfen. Er stand ihr bei. Er hat sie besucht und ihr erklärt, dass nur sie die Auserwählte ist. So ist es damals gewesen, auch wenn die Kirche sich immer dagegen gewehrt hat und es nicht wahrhaben wollte. Ihre Vertreter haben es umgedreht und sie der Ketzerei angeklagt. Sie starb den schlimmsten aller Tode, obwohl sie unter der Folter widerrief und auch log. Das bewahrte sie nicht vor den Flammen, aber ihr Herz konnte nicht vernichtet werden. Es war die Mitte der Macht. Wer es besitzt, wird die Kraft der Jungfrau spüren und sich wie auf Flügeln tragen lassen.«
    McMurdock glaubte daran. Ich fragte mich, ob er wirklich mit seinen Worten recht hatte oder ob er mir ein Gespinst aus Lügen auftischte. So recht konnte ich daran nicht glauben. Aus meiner langjährigen Praxis kannte ich Phänomene, die zwar mit der Wirklichkeit in Verbindung standen, aber dennoch sehr realitätsfremd waren.
    »Hältst du mich für einen Lügner und Aufschneider?« hakte er nach. Seine Stimme klang leicht drohend.
    »Ich weiß es nicht, Dean. Mir ist nur bekannt, dass es nichts gibt, was es nicht gibt, und ich habe schon viele Rätsel erlebt. Ich lebe damit, ich gehöre dazu, denn auch ich habe ein bestimmtes Schicksal. Ich fühle mich zu den Templern zugehörig. Deshalb dürften wir keine Feinde sein. Aber ich kann nicht begreifen, dass du einen anderen Menschen, der nur Gutes wollte, so grausam getötet hast. Wo bleibt die Gerechtigkeit?«
    »Es ist die des Erzengels Michael!« hielt er mir entgegen.
    »Michael?«
    »Der oberste!«
    »Hat er das Töten gelehrt?«
    »Nein, hör auf!« schrie er mich an. »Aber Engel sind nicht nur gut, wie ihr immer meint. Es gibt auch Racheengel, und sie…«
    »Existieren woanders«, klärte ich ihn auf. »Ich kann
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