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1137 - Madame Tarock

1137 - Madame Tarock

Titel: 1137 - Madame Tarock
Autoren: Jason Dark
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auch sehr grell. Farbenspiele, die durcheinanderliefen. Gelb, blau, rot. Mal wild in Strichen gezeichnet, dann wieder wolkig und ausufernd.
    Der Maler hatte große Leinwände benutzt, um seine Kreationen zu hinterlassen. Die Werke standen entweder auf dem Boden oder hingen an den Innenwänden des Boots, oft angestrahlt, so dass die Farben dann noch greller aussahen und den Augen des Betrachters weh taten.
    Der Tabak roch auch komisch. Mir gefiel diese Umgebung nicht. Ich hätte mich hier nicht wohl fühlen können und wäre mir vorgekommen wie in einem Knast.
    Das Licht der Lampen war recht grell. Es strahlte von der Decke ab nach unten, traf immer wieder Bilder, die dem Maler besonders gefallen hatten, weil er sie an exponierter Stelle aufgehängt hatte.
    Es zischte, als er die Kippe in einen mit Wasser gefüllten Eimer warf.
    Das Geräusch war für mich das Zeichen, mich zu drehen. Ich schaute den Maler an.
    Otto. E kratzte durch seinen Bart, der einen Teil seiner hohlen Wangen verdeckte. »Na, wie gefällt es euch?«
    Harry winkte ab. Otto E. konnte es nicht sehen. Ich gab meinen Kommentar nicht so harsch.
    »Man muss sich daran gewöhnen.«
    »Aber sie sind gut.«
    »Es steckt wohl viel Arbeit dahinter.«
    »Und Inspiration.«
    »Hat auch Zingara dafür gesorgt?« fragte ich weiter, um wieder auf das Thema zu kommen.
    Er nickte heftig. »Und wie. Mit ihr habe ich oft diskutiert. Ich habe ihr meine Meinung gesagt und sie mir ihre. Und wir haben uns dabei gut verstanden.«
    »Hat sie Ihnen Ideen oder Tips gegeben?«
    »Sie erzählte viel.«
    Ich deutete in die Runde. »Also haben Sie auch Bilder nach ihren Anregungen gemalt.«
    »Nicht immer, aber einmal hat sie mich dazu überreden können. Da habe ich auf sie gehört, und auch nur, weil ich ihr ein Andenken schaffen wollte. Sie wird es irgendwann in ihrer Wohnung aufhängen. Ich muss Ihnen sagen, dass dieses Bild nicht meiner Phantasie entsprungen ist. Sie wollte auch nur eine Zeichnung haben, und zwar eine, die sie einmal gesehen hat. Es ist eine italienische Illustration gewesen, die aus dem fünfzehnten Jahrhundert stammt. Ich habe mich sehr nahe daran gehalten.«
    »Die haben wir aber nicht gesehen«, sagte Harry.
    »Ist auch nicht möglich. Das Bild hängt hier nicht offen herum.« Er lächelte wissend.
    »Aber Sie wollen es uns zeigen.«
    Der Maler überlegte noch. »Ich weiß, dass Sie an Zingara heranwollen. Sie versuchen, ihr nahe zu kommen, um sie und ihre Handlungen zu begreifen. Um das zu können, muss man seinen Geist schon öffnen und alle modernen Scheuklappen zur Seite fallen lassen. Man muss auch an andere Dinge glauben, die eben nicht rational erklärt werden können, wenn ihr versteht, was ich meine.«
    »Nicht genau«, erwiderte ich. »Aber um es zu begreifen, sollten wir uns das Bild ansehen. Jetzt, wo Sie uns schon neugierig gemacht haben, Otto E.«
    Er kicherte. »Raffiniert, John Sinclair, sehr gut. Es lüftet einen Teil ihres Geheimnisses. Zingara ist eine wunderbare Frau. Man muß sie nur zu nehmen wissen. Sie ist das, was man wohl einen Wunschtraum vieler Menschen nennt, aber das werdet ihr zu sehen bekommen, denn ich habe mich entschlossen, euch das Bild zu zeigen.« Er stand von seinem Hocker auf. Er wusste, wie gespannt wir waren, und das malte sich auch auf seinem Gesicht ab.
    Lächelnd passierte er uns und bewegte sich auf das Heck des Bootes zu. Harry und ich blieben ihm auf den Fersen. Harry flüsterte mir zu: »Entweder ist er ein Spinner, John, oder er hat tatsächlich etwas, das uns weiterbringt. Was meinst du?«
    »Ich denke nicht, dass er ein Spinner ist. Er hat sich lange genug mit Madame Tarock unterhalten, um mehr über sie zu wissen. Sie scheint auch Vertrauen zu ihm gefasst zu haben.«
    Als er stehenblieb, dreht er sich auch um und winkte uns mit einer hektischen Handbewegung näher.
    In diesem Teil des ehemaligen Stauraums verteilte sich das Licht nicht so optimal. Dennoch konnten wir alles Wichtige erkennen und brauchten nicht erst unsere Taschenlampen einzusetzen.
    Er war vor einer verhängten Staffelei stehengeblieben. Unter dem Tuch zeichneten sich die Umrisse eines Bildes ab, das mehr breit als hoch war.
    »Warum haben Sie es versteckt?« fragte ich.
    Otto E. zuckte mit den Schultern. »Es ist nicht meine Idee gewesen. Zingara wollte es so.«
    »Dürfen Sie es keinem zeigen?« fragte Harry.
    »Doch, aber nicht jedem. Den drei Besuchern hätte ich es nicht gezeigt. Ich suche mir meine Leute aus.«
    »Wir fühlen
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