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1135 - Cathys Friedhof

1135 - Cathys Friedhof

Titel: 1135 - Cathys Friedhof
Autoren: Jason Dark
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Abend gereicht. Aber er wollte mehr wissen.
    Weit konnte sie nicht sein. Er hatte sie langsam weggehen sehen. Und später auch keine hastigen Schritte gehört. Sie war noch hier. Wahrscheinlich stand sie hinter einem der Baumstämme und beobachtete sein Verhalten.
    Auch Slade blieb stehen. Er lauschte.
    Vielleicht hörte er Schritte. Vielleicht auch eine Stimme. Ein Ruf, der ihm galt.
    Das wäre ideal gewesen.
    Sie zeigte sich nicht. Er war enttäuscht, doch er gab die Hoffnung nicht auf. Sein Gefühl sagte ihm, daß er sie hier irgendwo finden würde.
    »Cathy…?«
    Slade zuckte nach dem Ruf zusammen.
    Er hatte sich gar nicht vorgenommen, nach ihr zu rufen. Der Name war einfach so aus seinem Mund gedrungen. Auch jetzt bekam er keine Antwort. Slade kam sich lächerlich vor. Wie ein Halbwüchsiger, der nach seiner Freundin suchte und Herzklopfen verspürte.
    Er ging weiter. Schlich dabei an den ersten Steinen entlang, die unterschiedlich hoch aus dem Boden wuchsen. Manche waren sehr schlank. Andere wiederum gingen mehr in die Breite. Was auf den Steinen oder Platten eingraviert worden war, konnte er nicht lesen. Dazu war es zu dunkel. Außerdem interessierte es ihn auch nicht. Er wollte nur weitergehen und sein Ziel finden.
    Vor ihm standen zwei Bäume, die aussahen wie die beiden Pfosten eines Tors. Er ging darauf zu.
    Seine Schritte wurden langsamer. Irgendwie fürchtete er sich davor, durch diese Lücke zu schreiten.
    Im Nacken verstärkte sich das Kribbeln.
    Jenseits des »Tors« zeichnete sich etwas ab. Es wuchs vom Boden hoch, und es war ein Grabstein, wie Slade nach den nächsten beiden Schritten erkannte.
    Ein Grabstein wie ein Altar.
    Größer und breiter. Auch tiefer. Eine Platte, die zum Sitzen einlud. Dahinter ragte der Stein auf.
    Wer auf der Platte saß, konnte ihn als Lehne benutzen.
    Das tat Cathy auch!
    Sie hatte dort ihren Platz gefunden, und sie verharrte reglos. Sie war zu einer Statue geworden, die einfach auf diesen seltsamen Friedhof paßte und nicht weiter auffiel.
    Bernie Slade wußte nicht, ob er sich freuen oder fürchten sollte. Er hatte gehofft, Cathy noch einmal zu treffen, aber nicht auf diese Art und Weise. Sie schien auf ihn gewartet zu haben. Sie hatte gewußt, daß er kam. Wäre es nicht so gewesen, hätte sie sich bestimmt anders verhalten.
    Bernie blieb vor ihr stehen.
    »Da bist du also«, sagte er.
    Cathy schaute ihn nur an. Sie hatte die Stirn in leichte Falten gelegt, das sah er trotz der Dunkelheit.
    Schließlich gab sie ihm eine Antwort. »Ich hatte dir gesagt oder geraten, mir nicht zu folgen.«
    »Das stimmt.«
    »Und warum bist du trotzdem gekommen?«
    Bernie Slade legte den Kopf zurück und lachte. »Warum? Warum? Weil ich dich nicht vergessen konnte. Wir haben schöne Stunden miteinander verbracht. Und mir hat der Abschied nicht gefallen, verstehst du? Einfach zu sagen, es ist vorbei oder wegzugehen, das wollte ich nicht, verdammt.«
    »Du hättest es tun sollen.«
    Cathy hatte leise gesprochen und jedes Wort betont. Für ihn hatte es sich wie eine Drohung angehört, aber das war ihm gleichgültig. Er achtete nicht darauf. Er sah sie vor sich, er hatte auch den Abdruck der Hand auf dem Autodach vergessen. Für ihn zählte jetzt nur die Nähe dieser Frau, die er nicht verlieren wollte.
    Einen Schritt weit ließ sie ihn kommen. Dann stoppt sie ihn mit einem scharfen Ruf. »Nein, nicht weiter!«
    Die Stimme hallte über das Gelände. Sie hatte schrill und irgendwie fremd geklungen.
    Bernie zuckte zurück. Im gleichen Moment erhob sich Cathy von ihrer Grabplatte. Sie stand jetzt vor ihm und er hätte sie in die Arme nehmen können. Der erste Überschwang war da, aber sie tat etwas, das er nicht begriff und das ihn erschreckte.
    Sie bewegte sich vor ihm geschickt von einer Seite zur anderen. Daß ihr Mantel offenstand, hatte er längst gesehen. Durch die Bewegungen rutschte er von den Schultern herab. Zugleich mit dem schwarzen Kleid, das sie getragen hatte. Es war so eng gewesen und hatte ihren Körper wie eine zweite Haut umspannt.
    Auch das Kleid landete am Boden. Jetzt war sie nackt.
    Bernie riß den Mund auf. Der Atem schien ihm im Rachen zu gefrieren. Mit diesem Anblick hatte er nicht gerechnet. Sein Herz klopfte wild und er sah, wie Cathy den Kopf schüttelte. Ihr Gesicht veränderte sich dabei, und das war trotz der Dunkelheit zu sehen. Es schien auszulaufen, zu Gelee zu werden. Die Augen verzogen sich, und in diesem Moment erkannte Bernie Slade, daß die Warnungen
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