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1097 - Der Tod aus dem Tunnel

1097 - Der Tod aus dem Tunnel

Titel: 1097 - Der Tod aus dem Tunnel
Autoren: Jason Dark
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begann der Alarmplan schon zu greifen…
    ***
    »Ich wußte mir keinen Rat mehr«, sagte der Professor. Er hieß Balkin, war noch recht jung und sah aus, als wären ihm alle Felle da vongeschwommen.
    Die dunkelhaarige Karina Grischin lächelte. »Deshalb bin ich ja bei Ihnen.«
    »Klar.«
    »Überzeugend klang das nicht.«
    »Wenn ich ehrlich bin, dann habe ich nicht mit dem Erscheinen einer Frau gerechnet.«
    »Keine Sorge, ich bin eingeweiht. Dafür hat Wladimir Golenkow gesorgt, mit dem Sie ja gesprochen haben.«
    »Genau.« Der Professor spielte mit einer Lupe. Dabei nickte er.
    »Wladimir mußte nach Minsk. Er sagte auch, daß ich mich auf Sie verlassen kann. Er hält große Stücke auf Sie und hat von einer perfekten Ausbildung gesprochen, die Sie hinter sich haben. Er kündigte mir zudem eine attraktive Frau an, und ich muß sagen, daß er zumindest in diesem Punkt nicht gelogen hat.«
    »Danke sehr.« Karina Grischin wußte selbst, daß sie gut aussah und auch deshalb oft unterschätzt wurde. Sie war Mitte Zwanzig, dunkelhaarig, durchtrainiert, konnte mit Waffen umgehen, aber auch ihren Körper im Nahkampf einsetzen. Sie war perfekt ausgebildet, besaß einen »weiblichen« und trotzdem durchtrainierten Körper, sprach mehrere Sprachen und hatte sich schon als Leibwächterin einen Namen gemacht. Sie war reaktionsschnell. Sie besaß ein Gespür für die Gefahr, und sie war aufgeschlossen, was das Denken anging. Weg von den vorgefertigten Meinungen. Akzeptieren, daß es noch andere Dinge zwischen Himmel und Erde gab als nur diejenigen, die der Mensch sah.
    So war sie in die Gruppe um Wladimir Golenkow aufgenommen worden, der sich praktisch als russischer Geisterjäger bezeichnete und nebenbei als Geheimdienstmann fungierte. Er war unerschrocken und unbestechlich, was ihn von vielen seiner Kollegen unterschied.
    Auf Karina Grischin konnte er sich hundertprozentig verlassen. Ihr Meisterstück hatte sie nicht in Rußland geliefert, sondern in London, wo sie bei einem gewissen Logan Costello als Leibwächterin gearbeitet hatte und erleben mußte, daß um sie herum die Menschen plötzlich zu Vampiren degenerierten, ihr damaliger Chef Costello eingeschlossen.
    Sie hatte sich nicht ins Bockshorn jagen lassen, sie war nicht feige gewesen und hatte, zusammen mit dem Geisterjäger John Sinclair und seinen Freunden, die Vampirbrut zum Teufel geschickt.
    Nach dieser Feuertaufe hatte Wladimir Golenkow sie in seinen inneren Zirkel aufgenommen, was er bis zum heutigen Tage nicht bereut hatte.
    Der neue Auftrag schien auch wieder Grenzen zu übersteigen. Viel wußte sie nicht. Alles Wichtige sollte ihr der Professor erklären, der eine Klinik für psychisch Kranke leitete, aber zugleich Chef einer Abteilung innerhalb der Klinik war, in der er Menschen untergebracht hatte, die der Öffentlichkeit aus bestimmten Gründen vorenthalten wurden.
    »Dann hat Wladimir Ihnen also nicht gesagt, worum es geht?« erkundigte sich Balkin.
    »Das hat er nicht.«
    Der Professor, der unter dem weißen Kittel einen grauen Pullover trug, blickte aus dem Fenster. Dahinter zeichneten sich die kahlen Bäume ab.
    Auf dem Geäst lag noch immer der Schnee wie eine dicke Schicht aus gefrorenem Puderzucker.
    Balkin hatte das dunkle Haar streng zurückgekämmt. Trotz seiner noch relativ jungen Jahre zeigten sich einige graue Strähnen drin, und grau war auch sein Oberlippenbart. Sein Gesichtsausdruck wirkte immer etwas traurig. Wer ihn sah und ihn nicht kannte, der konnte sich kaum vorstellen, daß Balkin mal aus sich herausging und richtig wütend wurde.
    Das täuschte, wie Karina von Golenkow wußte. Der Professor war schon eine Kapazität. Er war Mediziner, Psychologe und zugleich verstand er etwas von den Grenzwissenschaften wie der Parapsychologie. Man hätte sich keinen besseren Leiter der Klinik vorstellen können.
    »Wollten Sie mich nicht über den Fall aufklären?« erkundigte sich Karina.
    »Ja, natürlich, das hatte ich vor.«
    »Und warum zögern Sie?«
    Er räusperte sich. »Warum zögere ich? Ich kann es Ihnen nicht genau sagen. Möglicherweise liegt es daran, daß mich das Phänomen selbst überfordert.«
    »Das gibt es hin und wieder.«
    »Nehmen Sie es bitte nicht auf die leichte Schulter.«
    »Ich habe auch meine Erfahrungen.«
    Er drehte den Kopf vom Fenster weg und warf ihr einen düsteren Blick zu. »Ja, Wladimir hat davon berichtet. Sie müssen ein einschneidendes Erlebnis in London gehabt haben.«
    »Da hat er nicht gelogen.
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