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1087 - Blutjagd

1087 - Blutjagd

Titel: 1087 - Blutjagd
Autoren: Jason Dark
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meine Aufmerksamkeit in Anspruch genommen. Ich war nicht in der Lage, sie zu identifizieren. Etwas flatterte durch die Luft, und mir kam automatisch der Gedanke an eine große Fledermaus, die sichdurch die Lücken zwischen den Bäumen bewegte.
    Das mußte aber nicht so sein.
    Die Laute wechselten.
    Ein sattes, zufrieden klingendes Stöhnen wehte an meine Ohren. Ich sah plötzlich einen hellen Schein, der durch die Dunkelheit tanzte. Es war ein geheimnisvolles Leuchten in einer grüngelben Farbe, und es kam mir konturenlos vor. Es bewegte sich schräg vor mir. Ich glaubte auch, einen Körper zu sehen, der jede Lücke ausnutzen mußte, um sich überhaupt bewegen zu können.
    Ob sich Estelle in seiner Nähe befand, wußte ich nicht. Von ihr hatte ich nichts gehört, aber ich bewegte mich jetzt näher an das Ziel heran.
    Und ich spürte den warmen Strom auf meiner Brust. Genau dort, wo sich das Kreuz befand.
    Es reagierte auf die Kreaturen der Finsternis, denn mein Kreuz gehörte zu den Waffen, die sie vernichteten. Ich nahm mir die Zeit und streifte die Kette über meinen Kopf. Dann steckte ich das Kreuz in die rechte Tasche.
    Etwas passierte schräg vor mir. Ich mußte einfach näher heran und duckte mich.
    Der Schatten nahm Umrisse an. Ich konnte ihn jetzt besser sehen. Um einen Baumstamm wand ich mich herum. Zwar besaß ich kein freies Blickfeld, aber das grünliche Schimmern der Gestalt reichte mir aus, um alles genau zu sehen.
    Ich hielt den Atem an und dachte nur: mein Gott…
    ***
    Ezra York war ein anderer geworden!
    Kein Mensch mehr, auch kein Vampir, wie Estelle ihn kannte, nein, er hatte sich in ein fürchterliches Monstrum verwandelt. In eine Gestalt, wie sie höchstens in Alpträumen vorkam und eigentlich nicht wahr sein durfte.
    Wieder surfte sie gedanklich zurück in ihre Kindheit. Sie erinnerte sich, daß die Jungen des öfteren die Superhelden-Comics gelesen hatten. Da gab es die mächtigen Guten, aber auch die mächtigen Bösen, und diese Bösen hatten ähnlich ausgesehen wie der verwandelte Vampir.
    Die Gedanken stachen durch ihren Kopf. Sie bildeten Fragen. Was war er? Wer war er? Ein Drache?
    Nein, das kam nicht hin. Er war eine höllische Gestalt, die eigentlich beides in sich trug. Drache und Mensch. Ein Körper mit menschlichen Ausmaßen. Muskelbepackt, breitschultrig. Ein Kopf, der auch ein Gesicht hatte, das aber nur entfernt Ähnlichkeit mit dem des Ezra York aufwies. Die Haare waren völlig verschwunden. Statt dessen lief die Stirn in den Kopf hinein, war glatt wie poliert und endete in Höhe des Hinterkopfs in zwei beulenartigen Auswüchsen. Aus dem Rücken hervor wuchsen zwei mächtige, aber dünne Flügel oder Schwingen, die so starr standen wie aus dünnen Metall geschmiedet.
    Er war nackt. Er war auch geschlechtslos. Das grünliche Leuchten drang aus dem Innern seiner Gestalt, als hätte dort jemand zahlreiche Lämpchen eingeschaltet.
    Er stand vor ihr. Seine Hände zuckten. Nein, es waren keine Hände, sondern Krallen, die sich aus den Händen gebildet hatte. Seinen Kopf hatte das Monstrum so weit gesenkt, daß Estelle in die Augen schauen konnte.
    Auch sie hatte eine Veränderung hinter sich. Ihren faszinierenden Ausdruck hatten sie abgeben müssen. Sie erinnerten jetzt an kalte Gasflammen in unterschiedlichsten Farben. Die rechte kam ihr blauer vor als die linke. In beiden bewegte sich ein irisierendes Leuchten, wie Sternenstaub, der zersprühte.
    Zum erstenmal in ihrem Leben fühlte sich Estelle Crighton wie gelähmt. Sie war nicht einmal in der Lage, den kleinen Finger zu bewegen. Was sie da erlebte, war unfaßbar. Ihr Puls raste, und sie glaubte vor Angst ohnmächtig zu werden.
    Es war ein Mund ohne Lippen, der sich jetzt öffnete. Aber ein Zeichen hatte York behalten. Seine beiden Vampirzähne, auch wenn sie eine Veränderung erlebt hatten. Sie waren länger und krummer geworden, aber auch spitzer und erinnerten sie jetzt an zwei gefährliche Messer, die eine andere Farbe erhalten hatten.
    Der Körper des Monstrums bewegte sich nicht. Nur seine beiden Arme schwenkten leicht hin und her, und er zerrte die Lippen noch weiter auseinander, so daß eine grinsende Fratze auf sie starrte.
    Reden konnte sie nicht. Ihr fehlten die Worte. Sie lag hilflos vor ihm, aber sie spürte seinen Triumph, der wie Wellen gegen sie lief und auf ihrem Körper eine Gänsehaut verursachte.
    »Es gibt für mich verschiedene Arten, meine Feinde zu töten, und du wirst sie alle kennenlernen. Wer immer dich
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