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1074 - Das Templerkreuz

1074 - Das Templerkreuz

Titel: 1074 - Das Templerkreuz
Autoren: Jason Dark
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die Zeit gefressen zu haben schien.
    Zumindest Bill hatte das Gefühl, in einem Vakuum zu stehen.
    Der Krauskopf tat nichts.
    Er blieb völlig starr. Er bewegte weder die Arme, die Beine noch den Kopf. In Bills Klammergriff schien er eingefroren zu sein, und es drang auch kein Atemstoß aus seinem Mund.
    »Ich denke, du solltest es jetzt versuchen, Bill. Bitte, laß uns weitergehen.«
    »Aber bleib hinter mir!«
    »Sicher. Was denkst du denn?«
    Bill schob seinen Gefangenen nach vorn. Wieder hatte er mit seiner Geisel überhaupt keine Mühe.
    Sie tat alles, was er wollte, und ging mit sehr steifen und langsamen Schritten. Bill sorgte auch nicht für eine Beschleunigung. Je langsamer er ging, um so mehr bekam er von der Umgebung mit.
    Sie befanden sich noch innerhalb des Turms. Aber der Weg zur Tür war nicht mehr weit. Zuerst schob Bill seine Geisel auf die Schwelle, dann drückte er sich hindurch in die normale Sakristei hinein, und er wußte auch, daß es jetzt darauf ankam. Die nächsten Sekunden waren die entscheidenden.
    Er drückte ihn weiter. Spürte dabei, daß die Klinge wieder am Hals des Killers entlangglitt. Egal, er merkte es nicht. Er war kein Mensch mehr, er war…
    Bills Gedanken brachen ab. Er wußte auch nicht, wo sich Sheila befand, ob noch im Turm oder schon im Raum. Er starrte nur nach vorn, denn dort schob sich der Schatten lautlos über den Boden hinweg. Er nahm menschliche Umrisse an.
    Bill stellte seine Gedanken ab. Jetzt kam es nicht mehr darauf an, was er dachte, er mußte sich der Lage anpassen und danach sofort handeln.
    Aus dem Schatten wurde ein Mensch - Raoul!
    Vor Bill und seiner Geisel blieb er stehen. Der Reporter wußte nicht, ob er zu einem Zombie degeneriert worden war. Abgesehen von einigen Schrammen und Beulen, die er sich beim Treppensturz zugezogen hatten, sah er aus wie immer.
    Und doch gab es eine Veränderung bei ihm. Er hatte sein Hemd weit geöffnet und präsentierte Bill seine Brust.
    Sie war breit. Sie war auch behaart, doch das alles zählte in diesen Augenblicken nicht. Bill Conolly starrte nur auf die rotviolette Fratze, die sich genau in der Mitte abmalte.
    Er kannte sich aus. Er wußte, wen die Fratze darstellen sollte, die so wirkte, als würde sie leben.
    Baphomet!
    ***
    Bill wurde nicht einmal von einem Schock getroffen. Auf irgendwelche Weise war er sogar froh darüber, die Fratze jetzt sehen zu können. Da hatte er wenigstens Gewißheit.
    Scheußlich sah sie aus. Das ovale Gesicht, schon mehr eine Eiform. Der breite Mund, nach oben gezogen, trotzdem nicht grinsend. Eine dicke, klumpige Nase und zwei mächtige Hörner, die von den beiden Stirnseiten nach außen wuchsen.
    Am schlimmsten waren die Augen. Sie schimmerten in einer hellen, ja, schon gelben Farbe, mit einem leichten Grünstich. Karfunkelaugen eben.
    Aber sie lebten.
    War alles andere tot an dieser verdammten Person, so schafften es die Augen tatsächlich, sich zu bewegen. Sie rollten in den Höhlen, und sie sandten Blitze aus, die auch Bill Conolly erwischten.
    Verflucht böse Blicke, schon mörderisch, als wollten sie die Seele des Mannes zerfressen.
    Raoul hatte die MPi so gehalten, daß sie seitlich von der Fratze auf Bill wies, der geradewegs in die Mündung hineinschaute. In ein dunkles Loch, das jeden Augenblick den Tod auf die Reise schicken konnte.
    Daran glaubte Bill nicht. Er hatte einfach das Gefühl, daß der andere noch warten wollte. Er bewegte seine Augen, er lächelte plötzlich wie jemand, der sich eine bestimmte Stelle seines Ziels noch genau aussuchen will.
    »Okay, Raoul«, sagte Bill. »Du hast gewonnen, aber auch ich habe gewonnen. Es steht unentschieden. Du hast das Templerkreuz oder auch nicht, ich weiß es nicht. Ich will dir nur sagen, daß es sich auch nicht in meinem Besitz befindet. Wir sind praktisch quitt. Deshalb würde ich vorschlagen, daß du mich jetzt gehen läßt. Dann kommt alles wieder in die Reihe.«
    Der Killer schwieg, und Bill wußte nicht einmal, ob er die Worte gehört hatte. Er war bestimmt jemand, der auf nichts einging. Das brauchte er in seiner Lage auch nicht.
    Raoul öffnete den Mund. »Ihr werdet nicht gehen. Ihr könnt mich nicht aufhalten. Ihr wißt zuviel. Wie der Küster.«
    »Willst du uns erschießen?«
    »Ja.«
    »Dann wird auch dein Freund hier sterben. Und zwar als erster, das schwöre ich dir!«
    Zuerst hörte Bill das Lachen. Danach die Frage: »Kann man Tote denn noch töten? Kann jemand wirklich sterben, der vom Geist des großen
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