1051 - Als Verfluchte grüßen...
war. Französisch ist hier zudem die Amtssprache.«
Die Passagiere hatten sich von ihren Plätzen erhoben. Es herrschte das übliche Gedränge, und wir ließen uns zunächst einmal Zeit. Die Sonne stand hoch am Himmel, es war lichter Tag, und die Reise direkt an die Küste würden wir leicht schaffen. Um Salambo zu erreichen, mußten wir über Karthago fahren.
Beinahe als letzte stiegen wir aus der Maschine. Das Wetter war angenehm warm. Der Hauch von Frühling umwehte uns. Bis wir diese Temperaturen in London erreicht hatten, konnten wir noch lange warten. Ich setzte die Sonnenbrille auf und stieg in den Bus.
Als Gepäck hatten wir nur zwei Taschen mitgenommen, die wir in den Händen hielten.
Alle mußten zum Zoll, auch wir, aber wir brauchten uns nicht in die Schlange einzureihen, denn wir wurden bereits erwartet. Zwischen zwei Männern in sandfarbenen Uniformen wartete ein Zivilist, der sich alle Fluggäste genau anschaute und plötzlich breit lächelte, als er uns entdeckte.
Da wußten wir, daß uns Hamed La Roche gefunden hatte. Offiziell arbeitete er für die Regierung. Ich tippte eher auf den Geheimdienst des Landes, aber das war mir gleichgültig. Er sprach kurz mit seinen Begleitern und löste sich von ihnen.
»Na, da sind Sie sogar pünktlich gewesen!« begrüßte er uns und schüttelte unsere Hände, als wären wir die besten Freunde, die sich seit Jahren nicht mehr gesehen hatten.
La Roche trug einen hellen Anzug, ein weißes Hemd und dazu eine blaue Krawatte. Er sah ziemlich offiziell damit aus. Sein Gesicht war scharf geschnitten, die Haare wuchsen als schwarze Locken auf seinem Kopf, und seine Haut war nicht so dunkel wie die der meisten seiner Landsleute.
»Sie hatten einen guten Flug?«
»Wir können nicht klagen.«
»Wunderbar, dann kann es losgehen. Einen Wagen habe ich. Es steht nichts im Weg.«
»Wo fahren wir hin?« fragte Suko.
»Das Ziel steht fest, ich weiß«, sagte La Roche und winkte gleichzeitig ab. »Ich würde allerdings vorschlagen, daß wir zuerst einen Kaffee trinken.«
»Das kostet Zeit«, sagte Suko.
»Die haben wir.« La Roche räusperte sich. »Außerdem weiß ich ziemlich wenig über den Fall. Ich finde Sie okay, aber man hat mich einfach abkommandiert. Sie wissen ja, wie das ist«, sagte er und hob die Schultern. »Als kleiner Staatsdiener hat man zu gehorchen.«
Wir glaubten nicht, daß er ein so kleiner Staatsdiener war, doch das behielten wir für uns.
Das Café lag im Bereich des Flughafens. Es war klein und wirkte wenig orientalisch. Das Getränk wurde von zwei dunkeläugigen Mädchen serviert, die sehr freundlich lächelten.
Wir tranken das heiße Zeug. Mit Glendas Kaffee war dieser hier nicht zu vergleichen. Mir war er zu stark. Ich würde Mühe haben, mich daran zu gewöhnen.
La Roche kam zum Thema. »Wie ich hörte, geht es um verschwundene Kinder, die Sie hier in unserem Land vermuten.«
»In Salambo.«
»Wir haben nichts von verschwundenen Kindern gehört. Uns ist nichts bekannt.«
»Die Bande, die dahintersteckt, wird sich auch hüten, etwas davon in die Öffentlichkeit dringen zu lassen«, sagte ich. »Es muß alles im geheimen geschehen.«
»Warum?«
»Es geht um einen alten Götzenkult aus phönizischer Zeit.«
La Roche hob die Augenbrauen an. »Bitte, klären Sie mich auf, Monsieur Sinclair.«
Ich sprach auch weiter mit ihm, denn mein Französisch war besser als das meines Freundes Suko. »Ich weiß nicht, wie gut Sie sich in der Geschichte Ihres Landes auskennen, aber Sie wissen sicherlich, daß vor den Römern die Phönizier hier gelebt haben.«
»Das ist klar.«
»Jedes Volk hat seine eigenen Götter und Götzen. Da haben auch die Phönizier keine Ausnahme gemacht. Mir sind nicht alle Götter bekannt, die von ihnen angebetet wurden, aber es gibt da einen wichtigen Hauptgott. Er heißt Baal.«
La Roche lächelte. »Auch der Name sagt mir etwas. Er wurde im alten Testament erwähnt. Es war der Tanz der abtrünnigen Israeliten um das Goldene Kalb.«
»Stimmt. So haben sie Baal dargestellt.«
»Und was hat das mit unserer Zeitepoche zu tun?«
Ich hob die Schultern. »Wir haben den Eindruck, daß dieser alte Götzenkult wieder belebt werden soll. Und zwar mit allem, was dazugehört.«
»Wie soll ich das verstehen?«
»Zum Beispiel mit Opferungen.«
La Roche senkte den Blick. »Müssen wir da auf die Kinder zu sprechen kommen?«
»Leider ja.«
La Roche blies den Atem gegen seinen Kaffee, der auf der Oberfläche Wellen bekam. Dann
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