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1046 - Der Hexenturm

1046 - Der Hexenturm

Titel: 1046 - Der Hexenturm
Autoren: Jason Dark
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schaute mich auch nicht um, sondern blieb auf dem Fleck.
    Sanft leuchtete mein Kreuz auf. Es war kein helles Licht, keine große Wärme, die abstrahlte, es war nur dieses wunderbare, sanfte Leuchten, das sich auch nach vorn hin ausbreitete und so etwas wie eine Insel schuf. Mir kam es vor, als wollte es in eine andere Welt hineinleuchten und dort eine Botschaft verbreiten.
    So ähnlich war es auch, denn das sanfte Leuchten des Kreuzes hatte jemand hervorgelockt.
    Genova erschien.
    Genau dort, wo das Kreuz am stärksten leuchtete, materialisierte sie sich. Sie war stofflich und feinstofflich zugleich. Es gab keine Erklärung.
    Man mußte die Tatsache hinnehmen. Ich wartete gespannt ab, was passieren würde, wenn sie vollständig zurückgekehrt war. Sie hatte eine Botschaft für mich, das stand fest. Darauf wartete ich voller Spannung.
    Dann sah ich sie so, wie ich sie schon einmal im Turm erlebt hatte. Eine graue Gestalt, bekleidet mit einer Kutte und einem Umhang, der Kopf und Rücken umgab, das Gesicht aber freiließ.
    Wir schauten uns an.
    Da waren ihre dunklen Augen, in denen sich nichts abzeichnete. Ich wollte auch nicht glauben, daß sie mich mit direkten Totenaugen anblickte. In ihr steckte ein besonderes Leben, denn sie hatte noch eine Aufgabe zu erledigen. Zumindest ging ich davon aus.
    Ich nickte ihr zu. »Für mich stand fest, daß du kommen würdest«, sagte ich leise.
    »Ja, ich mußte es. Meine Aufgabe ist noch nicht beendet. Ich habe einmal versagt. Jetzt aber will ich helfen.«
    »Wir werden die Kinder gemeinsam retten.«
    Sie lächelte. »Ja, ihr seid schon den Weg gegangen, aber du darfst nicht vergessen, daß auch die Eulen schlau sind. Sie haben erlebt, daß ihnen Gegner gewachsen sind, und sie werden sich zurückhalten. Sie werden die Kinder nicht mehr angreifen, solange ihr euch noch in deren Nähe aufhaltet. Verstehst du, was ich damit meine?«
    »Allerdings. Ich denke, daß sie so lange warten, bis wir aus dieser Gegend verschwunden sind.«
    »Richtig. Dann werden sie kommen und sich die Kinder zurückholen. Sie haben es klug angestellt, denn sie wissen, daß ihr nicht für immer bleiben könnt.«
    Mit dieser Wendung hatte ich nicht gerechnet. Allmählich kam ich in Erklärungsnot. Natürlich konnten wir nicht bleiben, aber die Hexen-Eulen hatten Zeit.
    Ich war ratlos, und das spürte die Nonne sehr genau. »Jetzt weißt du nicht mehr weiter…«
    »Stimmt.«
    »Dafür bin ich erschienen. Es ist jetzt die große Chance der Abrechnung, auf die ich so lange gewartet habe. Ich werde versuchen, zu einer Lösung zu kommen. Gerade heute.«
    »Das kannst du?«
    »Ja.«
    Ich blieb skeptisch. »Ob ich dir glauben soll, weiß ich nicht. Wenn ja, warum hast du es soweit kommen lassen? Du hättest doch schon vorher versuchen können, die Eulen zu vernichten. Dann wäre vielen Menschen ein grausames Schicksal erspart geblieben.«
    »O ja, wie gern hätte ich es getan. Ich hätte alles dafür gegeben, aber es war mir nicht möglich.«
    »Warum nicht?«
    »Mir fehlte etwas.«
    Ich begriff sie noch immer nicht. »Was war es denn? Doch bestimmt nicht der Mut oder die Kraft?«
    »Nein, das nicht. Auch der Wille war vorhanden. Es geht hier um eine Waffe.«
    Sie erstaunte mich immer mehr. »Um eine… was?«
    »Ja, um eine Waffe.«
    »Aber jetzt hast du sie?«
    »Noch nicht. Ich sehe sie bei dir.« Sie hob den Arm an. »Es ist dein Kreuz!«
    Mit dieser Wendung hatte ich beim besten Willen nicht gerechnet. Okay, das Kreuz war nicht nur ein Talisman, sondern auch eine Waffe. Es konnte beschützen, es konnte auch vernichten, und ich merkte, wie es mir kalt den Rücken hinablief.
    »Traust du mir nicht?«
    »Doch, Genova. Ich bin nur überrascht.«
    Sie lächelte jetzt. Dabei verlor ihr Gesicht etwas von diesem starren Ausdruck. »Ich habe lange gewartet, aber ich wußte, daß jemand erscheinen würde, der mir eine Chance gibt, mit den Kreaturen abzurechnen. Das bist du, mein Freund. Wir haben noch eine Chance. Das heißt, ich habe sie. Und du mußt mitspielen, denn ich möchte, daß du dich von deinem Kreuz trennst und es mir überläßt. Erst wenn es in meinem Besitz ist, kann ich die Dinge verändern.«
    Jetzt war es heraus. Es war kein Traum gewesen. Ich hatte mir nichts eingebildet. Genova bat darum, daß ich ihr mein Kreuz gab. Sollte ich es tun?
    Ich gab meinen Talisman ungern ab. Schon gar nicht an Personen, die mir recht unbekannt waren. Die Nonne zählte nicht zu meinen Freunden.
    Ich kannte sie so gut wie
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